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Die Kontroversen, die im Rahmen einer Debatte über die bisherige Arbeit der drei bislang eingesetzen Projektgruppen entbrannten, spielten sich überwiegend zwischen dem Koalitions- und Oppositionslager ab. Der Enquetekommission gehören unter dem Vorsitz von Daniela Kolbe (SPD) 17 Parlamentarier und 17 von den einzelnen Fraktionen berufene Experten an. Aufgabe des Gremiums ist es, das rein ökonomisch und quantitativ ausgerichtete Bruttoinlandsprodukt (BIP) als Messgröße für gesellschaftliches Wohlergehen weiterzuentwickeln und etwa um ökologische, soziale und kulturelle Kriterien zu ergänzen. Letztlich soll die Arbeit in die Definition dessen münden, was als qualitatives Wachstum gelten kann.
Die FDP-Abgeordnete Judith Skudelny wies die Kritik, ein dynamisches Wachstum habe negative Auswirkungen auf die Umwelt, mit dem Argument zurück, eine hohe wirtschaftliche Leistungsfähigkeit sei für ökologische Fortschritte unabdingbar.
Die liberale Politikerin: „Wachstum und gesellschaftliche Entwicklung hängen eng zusammen.“ Aus ihrer Sicht ist beispielsweise der Ausbau der erneuerbaren Energien ohne Wachstum nicht zu finanzieren, wozu auch der Export dieser innovativen Technologie besonders in die Dritte Welt gehöre. Wachstum sei zudem bedeutsam für das soziale Wohlergehen. In einem ökonomisch entwickelten Land wie der Bundesrepublik Deutschland „kann sich jeder Medizin leisten, in Afrika ist das nicht der Fall“, sagte Skudelny. Angesichts technischer Fortschritte etwa bei Autos oder Kühlschränken betonte die FDP-Parlamentarierin, dass Wachstum nicht mit ökologischen Belastungen einhergehe, sondern Verbesserungen bewirke.
Paqué assistierte mit dem Hinweis, es sei ein „Merkmal reicher Gesellschaften“, wenn sich Bürger für mehr Freizeit und weniger Arbeit entscheiden könnten. Das Kernproblem sieht der Sachverständige in der mittlerweile stagnierenden Innovationskraft, was zu einer Begrenzung des Wachstums führe. Wachstum sei stets auch qualitativ ausgerichtet, da es vor allem auf technischem und wissenschaftlichem Fortschritt beruhe.
Diese Sichtweise stieß im Oppositionslager auf teils harte Kritik. Zwar plädiere niemand für ein Nullwachstum, es müsse vielmehr eine „technisch-ökonomische Veränderungsdynamik geben“, sagte Michael Müller. Der ehemalige SPD-Abgeordnete unterstrich jedoch, dass gesellschaftliche Entwicklungsziele wie etwa ökologische Nachhaltigkeit, demokratische Beteiligung oder soziale Gerechtigkeit nur noch schwer mit Hilfe von Wachstum zu verwirklichen seien. Letzteres stoße an ökologische Grenzen, überdies habe sich seit den siebziger Jahren erwiesen, dass sich die früheren hohen Wachstumsraten auch über politische Eingriffe nicht mehr erreichen ließen. Dietmar Hexel sagte, die Gewerkschaften hätten ebenfalls lange Zeit auf die Erwirtschaftung eines „größeren Kuchens“ gesetzt. Über mehr quantitatives Wachstum seien jedoch Umweltbelastungen, eine zunehmende Ungleichheit bei der Vermögensverteilung, eine steigende Staatsverschuldung oder ungleiche Bildungschancen nicht zu verhindern gewesen.
Die Abgeordnete Ulla Lötzer von der Linken mahnte, es dürfe nicht sein, dass es ohne wirtschaftliches Wachstum nicht zu einer positiven gesellschaftlichen Entwicklung komme. Der Sachverständige Norbert Reuter warnte davor, die Auswirkungen von Wachstum zu positiv zu zeichnen, und rief dazu auf, auch über die Probleme einer Wachstumspolitik zu diskutieren. Der Experte Ulrich Brand und die SPD-Abgeordnete Edelgard Bulmahn kritisierten, dass der traditionelle Wachstumsbegriff und das BIP die häufig unentgeltlich geleistete Pflegearbeit statistisch ausblendeten, die aber für das soziale Wohlergehen einer Gesellschaft von zentraler Bedeutung seien.
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