Navigationspfad: Startseite > Presse > Aktuelle Meldungen (hib) > März 2012 > Plädoyer für ein nachhaltiges Wirtschaften
Mit dem Symposium wollen die 17 Abgeordneten und 17 Wissenschaftler des Ausschusses über ihre interne Gremienarbeit hinaus an die Öffentlichkeit treten. Kernauftrag der Kommission ist es, mit Hilfe einer Neubewertung des Wohlstandsbegriffs Wege hin zu einem qualitativen Wachstum aufzuzeigen, wozu etwa die Entkoppelung des Ressourcenverbrauchs von der Steigerung der Wirtschaftsleistung gehört.
Lammert verwies darauf, dass sich bereits Ludwig Erhard, mit dem bis heute eine Politik unter dem Motto „Wohlstand für alle“ verbunden wird, kritisch mit dem Wachstumsbegriff auseinandergesetzt habe. Weniger bekannt sei Erhards These, dass Wachstum zwar eine „Grundlage, aber kein Leitbild der Lebensgestaltung“ sei. Bei der Enquetekommission gehe es darum, , so Lammert, „diese Einsicht zu revitalisieren“.
Kolbe sagte, die Themen ihres Gremiums und des Symposiums träfen „den Nerv unserer Zeit“. Angesichts ökologischer Krisen und der Finanzkrisen suchten viele Bürger nach Orientierung. Man müsse nach einer Form des Wirtschaftens suchen, das die Zukunft der Kinder und der Bewohner anderer Ländern auf dem Planeten nicht gefährde. Die Kommissionsvorsitzende: „Wir wollen optimistische Antworten finden.“
Im ersten Forum des Symposiums bezeichnete es die Österreicherin Marina Fischer-Kowalski als unvermeidbar, den Ressourcen- und Energieverbrauch drastisch zu reduzieren, um die Wende hin zur Nachhaltigkeit zu ermöglichen. In den Industrieländern, so die Professorin für Soziale Ökologie, sei inzwischen eine gewisse Entkoppelung des Rohstoffkonsums vom Wachstum zu beobachten, in Deutschland und Japan sinke dieser Verbrauch sogar. Weltweit steige indes die Nachfrage nach Ressourcen stetig, was nicht zuletzt mit der fortschreitenden Industrialisierung von Schwellenländern wie China oder Indien zu tun habe, die in hohem Maße fossile Energie nutzten. Angesichts steigender Preise und endlicher Rohstoffvorkommen, so Fischer-Kowalski, „lohnt es sich wirtschaftlich, die Ressourcenersparnis und –produktivität voranzutreiben“. Die Wissenschaftlerin: „Wir sind technisch in der Lage, ein hohes Maß an Wohlfahrt mit weniger Ressourcen zu produzieren.“
Aus Sicht von Professor Carl Christian von Weizsäcker ist allein schon wegen der statistischen Schwierigkeit, Wachstumsraten über sehr lange Zeiträume zu berechnen, die Frage „falsch gestellt“, ob ökonomisches Wachstum mit Nachhaltigkeit zu vereinbaren sei. Man müsse vielmehr konkret herausfinden, was die Nachhaltigkeit voranbringe, so der am Max-Planck-Institut für Gemeinschaftsgüter tätige Wirtschaftswissenschaftler. Beim Verbrauch fossiler Energieträger sei das sicher kritisch zu beurteilen. Bei Investitionen in den medizinischen Fortschritt und in die Bildung sehe das aber anders aus. Kritisch äußerte sich Weizsäcker zu der oft diskutierten Frage, ob die gegenwärtige Form der parlamentarischen Demokratie den Erfordernissen einer Politik der Nachhaltigkeit gerecht werde. Es sei eine „sehr gefährliche These“, deshalb dem Staat als gestaltender Kraft mehr Macht zu übereignen: „Zu viel Staat bedeutet Stagnation.“ Stattdessen plädierte Weizsäcker für den Ausbau dezentraler politischer Strukturen.
Die Hauptrede des Symposiums will zum Abschluss der Veranstaltung am frühen Abend Achim Steiner, Chef des UN-Umweltprogramms, halten. Thema: „Wege zu nachhaltigem Wirtschaften und gesellschaftlichem Fortschritt in der sozialen Marktwirtschaft.“
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