Navigationspfad: Startseite > Presse > Aktuelle Meldungen (hib) > März 2010 > Wehrbeauftragter: Bundeswehr fehlen 600 Ärzte
Im Bereich der Sanität sei die Lage besonders dramatisch. ”Ich komme nicht umhin, der Führung der Sanität, insbesondere dem verantwortlichen Inspekteur ein klares Versagen in seinem Verantwortungsbereich vorzuwerfen“, erklärt Robbe am Dienstag in der Bundespressekonferenz. In allen Bereichen ”wurde viel zu spät gehandelt“. Bei der allgemeinen sanitätsärztlichen Versorgung der Bundeswehrangehörigen, den Bundeswehrkrankenhäuser oder bei der Versorgung der posttraumatisch belasteten Soldatinnen und Soldaten ”wurden Entwicklungen verschlafen und offensichtlich bewusst schön geredet“, bemängelt Robbe. ”In der Bundeswehr fehlen 600 Ärzte, viele Krankenschwestern und Sanitäter. Es gebe nicht wenige Experten in der Bundeswehr, die davon sprechen, dass dieser Inspekteur die Sanität vor die Wand gefahren habe“, erklärt der Wehrbeauftragte.
Erhebliche Defizite bestehen Robbe zufolge auch im strukturellen Bereich der Bundeswehr. Durch Verzögerungen in der Produktion fehle es an Hubschraubern und Transportflugzeugen, was zu signifikanten Problemen bei der Personalplanung führe. ”Die Reduzierung von Flugstunden, die auch auf fehlende Haushaltsmittel zurückzuführen sind, führen zu erheblichen negativen Auswirkungen“, schreibt der Wehrbeauftragte.
Besonderen Wert legt Robbe in seinem Bericht auch auf die Versorgung der Soldaten, die traumatisiert aus einem Auslandseinsatz zurück kehren. ”Die Zahl der an Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) erkrankten Soldaten hat sich seit 2008 fast verdoppelt“. 2009 seien insgesamt 466 Soldatinnen und Soldaten mit der Diagnose behandelt worden, schreibt der Wehrbeauftragte in seinem Bericht. ”Allerdings ist die Bundeswehr für die Behandlung traumatisierter Soldaten noch nicht ausreichend gerüstet“, bemängelt Robbe. Von derzeit 38 besetzbaren Dienstposten für Psychiater seien derzeit nur 22 besetzt; im Afghanistaneinsatz stehe für rund 4500 Soldaten gerade einmal ein Psychiater zur Verfügung.
Robbe bemängelt in seinem Bericht zudem, dass der Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht genug Rechnung getragen werde: ”Offenbar sehen viele Soldatinnen und Soldaten noch keine spürbaren Erleichterungen.“ Die Eingaben zu diesem Thema stiegen in diesem Berichtsjahr erneut an, schreibt der Wehrbeauftragte. Bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie müsse noch viel gemacht werden, fordert Robbe in der Pressekonferenz.
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