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Frauen im Kulturbetrieb verdienen durchschnittlich deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen, arbeiten häufiger als Selbstständige, sind häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen und können ihre Altersversorgung seltener aus ihrer Tätigkeit bestreiten. Dies war der durchgängige Tenor eines öffentlichen Expertengesprächs zur sozialen Lage von Künstlerinnen und Journalistinnen im Ausschuss für Kultur und Medien unter Vorsitz von Professorin Monika Grütters (CDU/CSU) am Mittwoch, 27. Juni 2012. Allerdings gestalten sich nach Aussage der geladenen Sachverständigen die Arbeitsbedingungen für Frauen in den verschiedenen Sparten höchst unterschiedlich.
Prinzipiell hat sich der Anteil von erwerbstätigen Frauen nach Aussage von Ursula Kraus-Weber von der Bundesagentur für Arbeit im Kultur- und Medienbereich in den vergangenen Jahrzehnten extrem erhöht. Bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten liege der Frauenanteil bei 46,1 Prozent. Der höchste Frauenanteil sei mit 54,1 Prozent in der Werbebranche und in der bildenden Kunst und unter den Grafikern mit 50,9 Prozent zu verzeichnen, gefolgt von der darstellenden Kunst mit 48,1 Prozent und der Publizistik mit 46,3 Prozent. Der Anteil von Frauen in allen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen in Deutschland bewegt sich nach Angaben von Kraus-Weber zwischen 40 und 50 Prozent.
Gabriele Schulz, stellvertretende Geschäftsführerin des Deutschen Kulturrates, gab an, dass rund 60 Prozent aller Studierenden im Bereich der Kultur- und Sprachwissenschaften weiblich seien. Da Berufe im Kultur- und Medienbereich eine vorwiegend akademische Ausbildung voraussetzten, rekrutiere sich der Nachwuchs vor allem aus diesen weiblich dominierten Studienfächern.
Vor allem der Journalismus habe sich zu einem Frauenberuf entwickelt, führte Regine Sakowsky vom Deutschen Journalisten-Verband (DJV) an. So habe sich der Anteil von Frauen von 20 Prozent Ende der siebziger Jahre auf 40 Prozent im Jahr 2011 erhöht. Dies zeige auch beim Nachwuchs. Der Frauenanteil unter Volontären liege bei 57 Prozent, an einigen Journalistenschulen bei bis zu 70 Prozent.
Sakowsky bemängelte jedoch, dass sich diese Entwicklung nicht in den Führungsetagen wiederfinde. So würden lediglich acht von 360 Tageszeitungen von einer Chefredakteurin geführt und nur drei von zwölf Intendantenposten beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk von Frauen bekleidet. Sakowsky räumte jedoch ein, dass sich die Situation auf der mittleren Führungsebene verbessert habe. Der Frauenanteil bei den Ressortleitern und anderen Führungsfunktionen sei von 20 Prozent im Jahr 1993 auf aktuell 30 Prozent gestiegen.
Die DJV-Vertreterin verweis zugleich auf die überproportional hohe Frauenquote von 47 Prozent bei arbeitslosen Journalisten und 50 Prozent bei freien Journalisten. Gerade die Situation freier Journalisten habe sich allerdings in den letzten Jahren extrem verschlechtert. Freie seien zunehmend gezwungen, für extrem schlechte Honorare zu arbeiten.
Auch wenn festangestellte Redakteurinnen wegen der geltenden Tarifverträge weitgehend gleich wie ihre männlichen Kollegen bezahlt würden, so sei der Einkommensunterschied zwischen männlichen und weiblichen Journalisten insgesamt mit rund 32 Prozent erheblich höher als in anderen Berufsfeldern.
Auf die angespannte Situation der Freiberufler im Kultur- und Medienbereich verwies auch Monika Heinzelmann von der Künstlersozialkasse (KSK). Die über die KSK kranken-, pflege- und rentenversicherten freiberuflichen Frauen verfügen nach ihren Angaben über ein durchschnittliches Jahreseinkommen von 12.108 Euro. Bei den Männern hingegen liege das Jahreseinkommen bei 15.994 Euro.
Sehr deutlich sind die Einkommensunterschiede auch bei den bildenden Künstlern, wie Annemarie Helmer-Heichele vom Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) ausführte. So verdienen nach ihren Angaben männliche Künstler durch den Verkauf von Kunstwerken mit 7.443 Euro jährlich mehr als doppelt so viel wie Frauen mit 3.224 Euro. Während immerhin 60 Prozent der Künstler ihre Altersversorgung überwiegend aus ihrer künstlerischen Tätigkeit bestreiten könnten, seien es bei den Künstlerinnen lediglich 48 Prozent. (aw)