Stellungnahme von IJAB zur Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“

Digitale Jugendbildung:

Die Chancen der Informationsgesellschaft für junge Menschen nutzen Die Schaffung der Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ ist ein wichtiger Schritt um politische Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen der Informationsgesellschaft in Deutschland zu erarbeiten. Das darin beschriebene Aufgabenfeld zur Stärkung der Medienkompetenz umfasst jedoch gerade im Hinblick auf junge Menschen mehr als den Aspekt des Jugendmedienschutzes. Digitale Jugendbildung muss alle Potentiale junger Menschen und ihre gesamte Lebenswelt berücksichtigen. Sie muss daher in allen gesellschaftlichen Bereichen wirksam sein – auch in der außerschulischen Jugendbildung.

Chancen für Jugendliche

Der vorliegende Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis90/Die Grünen vom 24.02.2010 zur Einsetzung einer Enquete‐Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ ist ein begrüßenswerter Schritt, parteiübergreifend über die Chancen, Risiken und Herausforderungen des Internets zu diskutieren und zukunftsweisende netzpolitische Aufgaben zu definieren.
Dies gilt umso mehr, als dem Themenfeld „Jugend und Medien“ und der Stärkung der Medienkompetenz junger Menschen breiter Raum eingeräumt wird. Jedoch wird die Stärkung von Medienkompetenz allein vom Defizit des Jugendschutzes abgeleitet, dass Gefahren für Kinder und Jugendliche trotz Verboten und technischen Maßnahmen nicht ausgeschlossen werden können. Digitale Jugendbildung umfasst dagegen auch die Chancen, die Neue Medien für die Persönlichkeitsentwicklung, die Aneignung von Bildung, die Überwindung sozialer Barrieren, die Möglichkeiten zur Teilhabe an gesellschaftlichen und politischen Prozessen, die Herausbildung eines kritischen Bewusstseins und das Erlernen wichtiger Schlüsselkompetenzen bieten. Digitale Jugendbildung sollte als wichtige Ressource zur Verbesserung der Rahmenbedingungen der Informationsgesellschaft verstanden werden.

Informelle und außerschulische Jugendbildung

Die Themenschwerpunkte der Enquete-Kommission müssen die besonderen Bedürfnisse, Lebenswelten und Interessen junger Menschen mit einbeziehen. So müsste beispielsweise im Bereich „Kultur und Medien“ ein spezieller Fokus auf Jugendliche gesetzt werden. Dabei ist die Hervorhebung der Potentiale des Mediums für die Entwicklung junger Menschen auch hinsichtlich von Möglichkeiten globaler Vernetzung und gesellschaftlicher Teilhabe ein notwendiger Aspekt. In diesem Sinne müssen eigene Angebote für Jugendliche realisiert werden, die eine Stärkung der Medienverantwortung und Medienkompetenz im Rahmen informeller Bildung fördern. „Bildung und Forschung“ darf daher nicht allein unter formalen Bildungsaspekten beleuchtet werden. Da Mediennutzung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen als jugendkultureller Freiraum begriffen wird, in dem sie sich unabhängig von der Welt der Erwachsenen entfalten, muss in besonderer Weise das gesamte Spektrum der Lebenswirklichkeit junger Menschen berücksichtigt werden. Digitale Medienbildung darf nicht auf einzelne gesellschaftliche Bereiche begrenzt und allein unter funktionalen und wirtschaftlichen Aspekten betrachtet werden. Dies kann also nicht ausschließlich Gegenstand von Schule und Elternhaus sein, sondern muss gerade dort wirksam sein, wo junge Menschen ihre Freizeit verbringen, wo sie sich engagieren, wo sie kulturellen Interessen nachgehen, wo sie Freundinnen und Freunde treffen, wo sie Unterstützung bei der Überwindung von Bildungsdefiziten und sozialen Barrieren erfahren. Wie in jedem anderen gesellschaftlichen Bereich muss digitale Jugendbildung daher auch in der außerschulischen Jugendarbeit im Rahmen informeller Bildung stattfinden. Dort trifft sie auf Bedingungen, die besonders weitreichende Chancen eröffnen, denn Bildung trifft dort unmittelbar auf die Interessen junger Menschen.

Die Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ möge in diesem Sinne nicht nur die Risiken, sondern auch die Bildungschancen des Internets und Möglichkeiten zur Partizipation junger Menschen in den Blick nehmen und den wichtigen Bereich der informellen Bildung im Rahmen außerschulischer Jugendarbeit berücksichtigen.

Bonn, 12. Mai 2010
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