Kinder und Jugendliche erleben es heute beim Zappen im Fernsehen mit, dass immer wieder Menschen in schrecklichen Situationen gezeigt werden. Wenn man das Pech hat, auf der Straße in einen Unfall oder eine Gewalttat verwickelt zu werden, wird sofort mitgefilmt. Und die Bilder noch am gleichen Tag gezeigt.

Die Betroffenen selbst haben sicher oft gar nicht das Einverständnis dazu gegeben. Auch ihre Familie weiß vielleicht nichts davon. Das Recht am eigenen Bild und auf die persönliche Sphäre wird so unterlaufen und unmöglich gemacht.

Mit dieser Art von Normalität wachsen nun also die Teenager auf. Stellen ebenfalls mal ein selbstgedrehtes Handy-Video ins Internet. Manchmal wird darin jemand lächerlich gemacht oder in sehr peinlicher Lage gezeigt. Wenn man sie darauf anspricht, verstehen sie nicht so recht, weshalb sie das nicht hätten machen sollen. Cybermobbing? Welche Regeln haben sie denn nicht beachtet? Das Gesicht ist nicht richtig zu erkennen, die Schnapsleiche dort doch halb zugedeckt...

Wenn die beiden großen Fernsehanstalten einfach einmal nur die große Anzahl zu persönlicher Szenen in den Boulevard-Sendungs-Clips zurückfahren würden... Inzwischen verpixeln außerdem die Privatsender zuverlässig, aber die anderen vergessen es öfter. Wo bleibt dabei auch das Mitgefühl, kann man sich wirklich nicht vorstellen, was in einem Menschen vorgeht, der völlig unerwartet eine nette Nachbarin so im Fernsehen sieht oder gar einen aus seiner Familie? Und es erst später erfährt, dass er da achtlos drüber hinweggeschaut hat?? Es wird naturgemäß sicher selten protestiert oder auf Unterlassung geklagt werden von den Betroffenen. Sie stehen unter schwerem Schock und haben unendlich viel zu tun oder sind verletzt oder leben gar nicht mehr. Also bemerkt es keiner und es geht so weiter?? Wir können doch als Gesellschaft ein bischen selber bestimmen, wie wir leben wollen. Und umsteuern. Da ist ein Spielraum!