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Hybrid-Darstellung

  1. #1
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    Beitrag Wie definiert man Netzneutralität

    Ich definiere Netzneutralität wie folgt:
    Netzneutralität ist der von ökonomischen und/oder politischen Erwägungen unabhängige und somit diskriminierungsfreie Wettbewerb von Datenpaketen um die zur Verfügung stehende Bandbreite.


    Um das etwas mit Leben zu füllen, folgendes Beispiel:
    Stellen Sie sich vor, ein Musiklabel würde im Rahmen einer Werbeaktion alle Musikstücke, die älter als 1990 sind, als Download der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Es wäre anzunehmen, dass viele Interessierte auf dieses Angebot zugreifen und entsprechende Last auf den Leitungen der Provider erzeugen würden. Würden die Provider nun sagen

    "Hör mal liebes Musiklabel. So geht das aber nicht! Du erzeugst mit Deinem Angebot so viel Traffic, dass unsere schöne Kalkulation jetzt nicht mehr aufgeht. Zahl uns jetzt mal eine Extragebühr, damit wir Deine Downloads weiterhin gestatten. Wäre doch schade, wenn Deinen Datenpaketen was passieren würde!"

    dann wäre dies ein Bruch mit der Netzneutralität, weil bestimmte Datenpakete eben schlechter behandelt würden, als alle anderen.

    Aus einer anderen Perspektive betrachtet:
    • Netzneutralität soll gewährleisten, dass die Datenpakete der Oppositions-Internetseite die gleichen Chancen auf Übertragung haben, wie die Datenpakete, die von der Regierungs-Internetseite kommen.
    • Netzneutralität soll gewährleisten, dass die Datenpakete meines neu gegründeten Unternehmens die gleichen Chancen auf Übertragung haben, wie die Datenpakete, die von meinem direkten Konkurrenten kommen.
    • Netzneutralität soll gewährleisten, dass niemand, der wahlweise viel Geld oder viel politische Einflussnahme hat, die Sendung (und somit zwangsläufig auch den Empfang) meiner Datenpakete in einer Art unterdrücken kann, dass meine Daten entweder verlangsamt oder gar nicht ankommen.


    Netzneutralität ist bitte nicht zu verwechseln mit:
    • Quality of Service - QoS ist eine Methode um Traffic zu priorisieren. So stehen mir beispielsweise 10
      Priorisierungsstufen zur Verfügung. Damit könnte ich in meinem Firmennetzwerk beispielsweise bestimmen, dass die Datenpakete meiner Warenwirtschafts-Software gegenüber firmeninternem Emailverkehr bevorzugter behandelt werden. Man könnte dies zum Beispiel festlegen wollen, wenn die gesamt zur Verfügung stehende Bandbreite schmerzlich knapp bemessen, und die Warenwirtschafts-Software bei entsprechender Auslastung des Netzwerks furchtbar langsam würde, was in der Buchhaltungsabteilung dann zu kostspieligen Fehlern führt. Quality of Service ist hauptsächlich in Firmennetzwerken genutzt. Generell nutzen es jedoch wenige Firmen. Obgleich die Funktionsweise von QoS, übertrüge man sie auf Provider, das Prinzip der Netzneutralität bräche, ist bisher in Firmennetzwerken nicht von Netzneutralität die Rede - dies ist dem Umstand geschuldet, dass in einem Firmennetzwerk kein gesellschaftliches Problem durch diese Art der Datenbehandlung geschieht.
    • Qualitätsklassen - Qualitätsklassen ist ein kürzlich von der Deutschen Telekom zu Felde geführter Begriff. Qualitätsklassen sollen es ermöglichen die so genannten Qualitätsversprechen, also die faktische Andersbehandlung, überhaupt erst zu gewährleisten. Um Qualitätsklassen anzubieten, müsste ein Quality of Service, also das, was vereinzelt in Firmennetzwerken gemacht wird, auf Providerebene getan werden.


    Mit freundlichen Grüßen aus NRW
    Peter Piksa

  2. #2
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    Zitat Zitat von Peter Piksa Beitrag anzeigen
    Ich definiere Netzneutralität wie folgt:
    Netzneutralität ist der von ökonomischen und/oder politischen Erwägungen unabhängige und somit diskriminierungsfreie Wettbewerb von Datenpaketen um die zur Verfügung stehende Bandbreite.
    [...]
    Die von Ihne aufgeführten Beispiele gehen in die Richtige Richtung. Die obige Definition halte ich hingegen für zu stark vereinfacht. Beispiel: T-Mobile bietet mir zwar jede Menge Datenrate (womit Ihrer Definition genüge getan wäre), filtert aber Audio-Chat Pakete heraus, oder verzögert diese so stark, daß keine Audio-Verbindung zustande kommt. Ich denke auch Sie würden dies als nicht akzeptabel einordnen?

    Ich würde vorschlagen, von Netzwerk-Ressourcen zu sprechen. Im Ggs. zu Ihrer Einschätzung würde ich nämlich QoS Parameter jenseits des reinen Durchsatzes durchaus mit einbeziehen wollen. Ansonsten könnte man auch die Website des Mitbewerbers dadurch lahmlegen, daß man dessen Pakete mit maximaler Geschwindigkeit an die Verbraucher liefert, aber "leider" dabei jedes zweite verloren geht...

  3. #3
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    Ist die allg. Definition (z.B. des wissenschaftlichen Dienstes des dt. Bundestages) nicht ausreichend?

    "Der Begriff Netzneutralität bezeichnet die neutrale Übermittlung von Daten im Internet, das bedeutet
    eine gleichberechtigte Übertragung aller Datenpakete unabhängig davon, woher diese
    stammen, welchen Inhalt sie haben oder welche Anwendungen die Pakete generiert haben."

    Quelle: http://www.bundestag.de/dokumente/an...utralitaet.pdf

    Gibt keinen Grund, die Dinge unnötig kompliziert zu machen.

  4. #4
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    Die Definition des wissenschaftlichen Dienstes des dt. Bundestages ist eine technische. In der öffentlichen Debatte scheinen aber in der "Neutralität" noch "Gerechtigkeit", und "Chancengleichheit" mitzuschwingen?

    Vor diesem Hintergrund sollten diejenigen, die die Gleichbehandlung aller Pakete fordern, überdenken ob nicht eine technische Lösung gefordert wird, ohne daß vorher die zugrundeliegenden Anforderungen formuliert worden wären. Erst laufen, dann rennen.

  5. #5
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    Zitat Zitat von c_alpha Beitrag anzeigen
    Die Definition des wissenschaftlichen Dienstes des dt. Bundestages ist eine technische. In der öffentlichen Debatte scheinen aber in der "Neutralität" noch "Gerechtigkeit", und "Chancengleichheit" mitzuschwingen?

    Vor diesem Hintergrund sollten diejenigen, die die Gleichbehandlung aller Pakete fordern, überdenken ob nicht eine technische Lösung gefordert wird, ohne daß vorher die zugrundeliegenden Anforderungen formuliert worden wären. Erst laufen, dann rennen.
    Ich sehe das Problem nicht. Ist die Gleichbehandlung aller Daten (technisch gesehen) nicht das grundlegende Design des Internets? Damit wäre es automatisch vom Grundsatz her die schlichtweg gerechteste und fairste Lösung.

    Also ich will nicht zurück zu BTX (2.0) du etwa?

  6. #6
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    Zitat Zitat von c0r3nn Beitrag anzeigen
    Ich sehe das Problem nicht. Ist die Gleichbehandlung aller Daten (technisch gesehen) nicht das grundlegende Design des Internets? Damit wäre es automatisch vom Grundsatz her die schlichtweg gerechteste und fairste Lösung.
    [...]
    Wenn man alle Pakete gleich behandelt kann der am meisten Ressourcen abgreifen, der die meisten TCP Verbindungen aufbaut und offen halten kann, bzw. der die meisten Pakete absetzen kann. Welche Oppositionswebiste möchte sich in dieser Disziplin ernsthaft mit Google messen?

    Die Gleichbehandlung aller Pakete ist m.E. ein Lösungsvorschlag, mit dem sich die Aktivisten - sobald sie Erfolg haben - selbst rauskegeln. Wenn sich diese Forderung durchsetzt, knallen bei Google die Sektkorken.

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