Zitat Zitat von Backtoreality Beitrag anzeigen
Auf die reale Welt übertragen hieße es: Jeder, der irgendwelche Gegenstände besitzt, hat diese also derartig zu sichern, dass Diebstahl gänzlich ausgeschlossen ist. Das würde ja bedeuten, dass man zukünftig auch "umsonst" tanken, "umsonst" einkaufen kann - weil diese Gegenstände niemals so hermetisch gesichert sein können, dass jeder Diebstahl praktisch ausgeschlossen wäre.
Nicht ganz. Die besagten Einrichtungen tragen natürlich eine gewisse Vorsorge gegen Diebstahl. Stichworte wären Überwachungskameras, elektronisch gesicherte Waren, verdeckt ermittelnde Warenhausdetektive etc.. Jeder ist ausserdem zum Schutz seines privaten Eigentums verpflichtet. Beispiel:

Wenn ich mein 5er BMW Caprio mit offenem Verdeck, steckendem Autoschlüssel und Diamanthalsband als Geschenk verpackt, auf dem Rücksitz liegend, am Strassenrand stehen lasse und dann kommt eine Horde Gangster vorbei, und jeder dieser Übeltätter macht sich eine exakte Kopie von meinem BMW (samt Inhalt) und fährt damit davon, dann wird mich der Polizist bei der Strafanzeige auch nur achselzuckend fragen, ob ich nicht wenigstens das Auto hätte verschlossen abstellen können?

Achso, falls es zu subtil war eben: Der Vergleich Kopie<>Diebstahl ist prinzipiell untauglich. Das wesentliche Merkmal bei einem Diebstahl ist, dass dem Bestohlenen hinterher etwas fehlt, was er vorher besessen hat.
Zitat Zitat von Backtoreality Beitrag anzeigen
Nur weil in der virtuellen Welt nicht an jedem Ausgang ein Ladendetektiv steht, heißt das nicht, dass urheberrechtlich geschützte Gegenstände umsonst und frei für jedermann zu haben sind.
Doch, genau das ist eben der Fall - ob man das nun gutheisst oder nicht. Wir bewegen uns - nicht zuletzt auch getrieben von zahlreichen Industrien, die davon profitieren - auf eine digitale Informationsgesellschaft zu, wo jederzeit von nahezu jedem Ort aus digitale Informationen gesendet und empfangen werden können. Jedes Senden/Empfangen digitaler Informationen stellt einen (multiplen) Kopiervorgang dar. Das muss jedem Urheber klar sein, der unter diesen Bedingungen digitale Informationen veröffentlichen will. Sobald sie veröffentlicht sind, werden sie sich (unkontrolliert) verbreiten. Will man dies nicht, dann muss man einen recht grossen Aufwand treiben, um dies zu unterbinden. Allerdings wird das letztlich nie zuverlässig funktionieren. Es genügt, dass sich einer mit entsprechendem Know-How und Interesse daran macht, die Information zu "befreien" und dann ist sie wieder unkontrollierbar in den Netzen vorhanden. Daraus folgt:

Wenn man die unkontrollierte Verbreitung von Informationen in der Informationsgesellschaft verhindern will, dann geht das nur über den Weg, dass man ihre Veröffentlichung unter allen Umständen unterbindet.

Es spielt keine Rolle, wie hoch man die Strafen dafür ansetzt - das Internet ist global und sehr sehr schnell und effizient bei der Informationsverbreitung und - ich sage es nochmal - das ist auch so gewollt. Sowohl politisch wie auch wirtschaftlich gibt es ganz viele gute Gründe für die digitale Informationsgesellsschaft und den freien Austausch von Informationen rund um die Welt. Was sich ändern muss, ist die Einstellung und die Verwertungsmodelle der Urheber(vertreter) und die darauf zugeschnittenen Geesetze. Es bringt nichts, zu versuchen, mit gesetzgeberischer Gewalt die alten, vordigitalen Zustände auch in der technologischen Zukunft zementieren zu wollen. Das steht den Interessen von vielen Millionen Nutzern diametral gegenüber und sie "brechen" die Gesetze, die ihre Lebensrealität gar nicht mehr korrekt abbilden, häufig ohne Kenntnis derselben, weil es schlicht absurd anmutet, dass "so etwas banales" (wie Anfertigen und Weitergeben einer Kopie) verboten sein soll. Daran kann jedoch der Gesetzgeber kein Interesse haben, denn es unterminiert dann schleichend die ganze Rechtsordnung.