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Hybrid-Darstellung

  1. #1
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    ....realitätsfremd !!

    Zitat Zitat von Jan Dark Beitrag anzeigen
    Es wird Zeit, dass wir das Urheberrecht endlich so gestalten, dass der, der bestellt, auch bezahlt. Wenn ein Urheber oder sein in seinem Auftrag handelnde Vervielfältiger Informationen beschränkt veröffentlichen will, dann hat er dafür Sorge zu tragen, dass sein Angebot ordentlich verschlüsselt wird, dass ein wirksames Digital Right Management einsetzt, um den Zugriff auf seinen Inhalt auf Berechtigte zu begrenzen. Tut er das nicht, dann wird davon ausgegangen, dass die Inhalte Open Source sind und für jedermann frei zugänglich und kopierbar sind.
    Ich bekomme wirklich Angst um die Kulturschaffenden und auch um unser Rechtssystem, wenn ich so etwas lese. Auf die reale Welt übertragen hieße es: Jeder, der irgendwelche Gegenstände besitzt, hat diese also derartig zu sichern, dass Diebstahl gänzlich ausgeschlossen ist. Das würde ja bedeuten, dass man zukünftig auch "umsonst" tanken, "umsonst" einkaufen kann - weil diese Gegenstände niemals so hermetisch gesichert sein können, dass jeder Diebstahl praktisch ausgeschlossen wäre.

    Nur weil in der virtuellen Welt nicht an jedem Ausgang ein Ladendetektiv steht, heißt das nicht, dass urheberrechtlich geschützte Gegenstände umsonst und frei für jedermann zu haben sind. Es gibt im übrigen genügend begabte Hacker, die ohne weiteres ein Wasserzeichen (für welches z.B. ein Musikverlag locker tausende von Euros hinlegen muss) aus einem Musikstück entfernen und die Titel (dann ohne Wasserzeichen) wieder hochladen und der breiten Masse zur Verfügung stellen können. Ich will damit nur sagen: Ihre Vorschläge, dass der Urheber selbst verantwortlich sein soll für den Schutz seiner Werke taugen leider nichts. Und zwar ÜBERHAUPT NICHTS. Zumal sich auch rein wirtschaftlichen Gründen kaum ein Urheber diese Art von Schutz leisten kann (für kleinere Verlage unbezahlbar) und dieser auch rein technisch wirkungslos ist (es gibt nichts, was noch nicht gehackt wurde).

    Jeder, der urheberrechtlich geschützte Werke in Anspruch nehmen will, soll die vom Urheber bzw. Verwerter anvisierte Nutzungsgebühr zahlen. Ist dem Nutzer das zu teuer, darf er besagte Werke eben nicht nutzen. Es gibt ja auch genügend "Open Source"-Quellen für Bilder, Musikstücke etc, auf denen von den jeweiligen Urhebern freigegebene Werke zu finden sind. Tausende und abertausende. Diese kann man ja auch umsonst und nach Herzenslust verwerten, mixen, re-mixen - was auch immer.

    Da es neben diesen Kreativen, die ihr Schaffen der Allgemeinheit umsonst zur Verfügung stellen (und dieses regelmäßig nur solange können, wie sie auch noch andere Einkünfte haben) aber auch noch jede Menge Urheber gibt, deren Existenzgrundlage gefährdet ist, weil sie jahrzehntelang nichts anderes gemacht haben, als z.B. Musik - dann kann es nicht sein, dass deren Rechte weiter beschnitten werden. Es sei denn, es wird ein angemessener finanzieller Ausgleich geschaffen (und damit meine ich NICHT die Kulturflatrate).

    Kunst und Kultur sind nun mal nicht zum Nulltarif zu haben. Und die Rechte der Urheber, z.B. illegalen Downloads nachzugehen, dürfen nicht weiter geschwächt werden - im Gegenteil. Wer also der Meinung ist, er müsse sich seine Musik, Filme etc. bei Rapidshare, Emule etc. "besorgen", der soll dafür bezahlen - oder es eben lassen. Es kann mir doch niemand erzählen, dass ein Musikstück (z.B. bei itunes) für 0,99 EUR zu teuer ist?! Oder ist es mehr die Einstellung, warum bezahlen, wenn ich doch alles umsonst haben kann, die hier zu Tage tritt?!

  2. #2
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    Sie können sich ja Geschäftsmodelle ausdenken wie Sie möchten. Zum einen funktionieren sie aber nichg Und zum anderen sind Sie demokratisch nicht umsetzbar. Wenn Sie der Meinung sind, dass freie Bürger Zwangsarbeit verrichten sollen (z.B. WLAN zu verschlüsseln), dann passt das in eine Kultur wie in Iran und China, aber nicht zu uns.

    Im Gegensatz zu Ihnen bin ich für die Kulturschaffenden frohen Mutes, dass sie auch Geschäftsmodelle finden, die auch ohne brutalen staatlichen Zwang auskommen und ohne absurdes Theater, das Jursiten für arbeitslose Juristen mit dem Abmahnwahn geschaffen haben. Da darf ein Anwalt 100 € Abmahngebühren kassieren, ohne dass der Urheber einen Cent für sein Werk sieht. Das ist die Realität, die die Verfechter des chinesisch-persischen Urheberrechtes fordern.

    Von Büchern bekommen heute Urheber vielleicht 10%. Der Rest bleibt in der traditionellen Verteilindustrie stecken, die im Internet zu 0 Kosten distributieren kann. Es ist zynisch für solche leistungslosen Umverteiler die Urheber vorzuschieben. Man kann damit zwar in der FDP reüssieren, die den alleinerziehenden Müttern 300 € wegnehmen und an die Hotelindustrie wie Mövenpick zu verteilen, damit Guido Westerwelle Hoteleinweihungsparties in Bonn mitfeieren kann, wo er sich dann mit Gina Wild vergnügt. Der Preis ist allerdings, dass man innerhalb von einem halben Jahr von 15% auf unter 5% und damit in der politishen Bedeutungslosigkeit versinkt. Aber ist legitim.

    Künstler wie Michelangelo sind völlig ohne Urheberrecht ausgekommen, haben brillante Kunstwerke geschaffen und dennoch nicht schlecht gelebt. Allerdings mit einem anderen Geschäftsmodell als den Staat als Zwangseintreiber zu missbrauchen, für Sachen, die auf dem Markt nicht verkäuflich sind.

    Aber auch die tatsächliche rechtliche Entwicklung spricht dagegen, dass man nur mit dem traditionellen Geschäftsmodell (10% für den Künstler, 90% für die Leistungslosen mit der staatlichen Zwangseintreibung von Geld für nicht marktgängige Produkte sowie staatlich verordnete Zwangsarbeit (zynischer Weise durch Richterrecht statt durch Gesetze aus einem legitimierten Parlament)) Geld als Künstler verdienen kann.

    Die VG Wort bietet es Autoren an, ihre Werke online zu veröffentlichen und dafür je nach Leserschaft Geld zu bekommen. Man impft seine Pages mit Zählern der VG Wort und bekommt Geld, das aus Abgaben für CD-Brenner usw. stammt. Wer sagt, das geht gar nicht, lügt an der Realirtät vorbei und ist wahrscheinlich von der leistungslsoen Verteilindustrie bezahlt, die solche grossartige Künstler wie Herrn Middelhoff hervorbringt, der erst Bertelsmann fast hinrichtet und dann Karstadt in die Pleite gebracht hat, um im Kölner Klüngel auch noch unkoscher draufzusatteln. Das hat mit Künstlern nach dem Urheberrecht nichts zu tun.

    Die GEMA hat seit vielen Jahren Lösungen, bei der die Künstler zu Geld kommen können, wenn ihre Musik von jemandem gespielt wird. In vielen Ländern hat man auch Lösungen mit Pauschalabgeltungen mit Yuotube gefunden. Nur bei uns, wo noch ein paar Wochen Verlierer wie Wulff, Merkel, Rüttgers, Westerwelle, die unsachlichen Diskussionen bestimmen, sich von "Spendern" kaufen lassen wie in der Hotelumverteilung zu Lasten alleinerzeiehnder Mütter, sieht man solche blödsinnigen Sätze wie

    "Dieses Video enthält Content von Sony Music Entertainment. Es ist in deinem Land nicht mehr verfügbar."


    Die UN nennt solch ein nationalistisches Ausgrenzen wegen Zugehörigkeit zu einem Staat Rassismus. Und solchen Mist soll ich mir nur deshalb anhören, weil die Verwertungsindustrie lieber auf staatliche Repressalien setzt und Zwangsverwaltunsgwirtschaft als auf freie Märkte? Das ist politischer Sprengstoff, dass nur die Contentindustrie den Sozialismus a la China-Persien braucht. Ich brauche solch eine Gesellschaft nicht. Ich möchte eine Marktwirtschaft. Wer sich bei iTunes was kaufen will, soll das machen. Wer lieber GEZ-Fernsehen kucken will (da gab es vor kurzen bei ARTE einen brillanten Flatrate-"Don Giovanni", der mit der GEZ-Gebühr bezahlt wurde), soll das machen. Wer über die VG Wort online publizieren will, soll das machen und Geld dafür bekommen. Aber ich möchte nicht weiter meinen Gästen den Internetzugang erschweren müssen, weil ich zu staatlicher Zwangsarbeit verdonnert werde und kostenlose Frohndenste für die Verteilindustrie leisten soll, in dem ich mein WLAN vershclüsseln soll und Haftung für andere übernehmen soll. Und dann werde ich noch dreist Störer genannt. Dieses Unrecht schadet den Künstlern.

    Ich bewundern Apple, dass die gegen die Traditionalisten ihr iTunes-Gschäftsmodell durchesetzt haben, wozu die traditionalle Contentindustrie zu unfähig war. Aber ich möchte nicht, dass Apple meine Abgeordnete im Bundestag bestechen darf, um iTunes als alleingültigen Standard zu setzen. Da meine Abgeordneten sich gerade mit Händen und Füssen wehren, Vorschriften gegen Abgeordnetenebestechung pflichtgemäss umzusetzen, gibt es für blindes Vertrauen derzeit keinen Grund. Gerada nach der Milliarden Umverteilung von alleinerziehenden Müttern zu Hotelbesitzern.

    Wir haben alle Möglichkeit, für unsere Künstler tragfähige Geschäftsmodelle zu finden. Aber wir müssen deswegen nicht auf E-Loks Kohleheizer einsetzen, nur weil wir die gerade haben. Ein bisschen mehr Mühe darf man von der leistungslsoen Contentindustrie schon erwarten. Wer das abstreitet, löst immer den Verdacht aus, dass er von denen bestochen ist. Gute Leistung, gutes Geld. Leistungslos schmarotzen nennt Guido spätrömische Dekandenz.
    Geändert von enquete2 (05.07.2010 um 09:45 Uhr)

  3. #3
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    Zitat Zitat von Backtoreality Beitrag anzeigen
    Auf die reale Welt übertragen hieße es: Jeder, der irgendwelche Gegenstände besitzt, hat diese also derartig zu sichern, dass Diebstahl gänzlich ausgeschlossen ist. Das würde ja bedeuten, dass man zukünftig auch "umsonst" tanken, "umsonst" einkaufen kann - weil diese Gegenstände niemals so hermetisch gesichert sein können, dass jeder Diebstahl praktisch ausgeschlossen wäre.
    Nicht ganz. Die besagten Einrichtungen tragen natürlich eine gewisse Vorsorge gegen Diebstahl. Stichworte wären Überwachungskameras, elektronisch gesicherte Waren, verdeckt ermittelnde Warenhausdetektive etc.. Jeder ist ausserdem zum Schutz seines privaten Eigentums verpflichtet. Beispiel:

    Wenn ich mein 5er BMW Caprio mit offenem Verdeck, steckendem Autoschlüssel und Diamanthalsband als Geschenk verpackt, auf dem Rücksitz liegend, am Strassenrand stehen lasse und dann kommt eine Horde Gangster vorbei, und jeder dieser Übeltätter macht sich eine exakte Kopie von meinem BMW (samt Inhalt) und fährt damit davon, dann wird mich der Polizist bei der Strafanzeige auch nur achselzuckend fragen, ob ich nicht wenigstens das Auto hätte verschlossen abstellen können?

    Achso, falls es zu subtil war eben: Der Vergleich Kopie<>Diebstahl ist prinzipiell untauglich. Das wesentliche Merkmal bei einem Diebstahl ist, dass dem Bestohlenen hinterher etwas fehlt, was er vorher besessen hat.
    Zitat Zitat von Backtoreality Beitrag anzeigen
    Nur weil in der virtuellen Welt nicht an jedem Ausgang ein Ladendetektiv steht, heißt das nicht, dass urheberrechtlich geschützte Gegenstände umsonst und frei für jedermann zu haben sind.
    Doch, genau das ist eben der Fall - ob man das nun gutheisst oder nicht. Wir bewegen uns - nicht zuletzt auch getrieben von zahlreichen Industrien, die davon profitieren - auf eine digitale Informationsgesellschaft zu, wo jederzeit von nahezu jedem Ort aus digitale Informationen gesendet und empfangen werden können. Jedes Senden/Empfangen digitaler Informationen stellt einen (multiplen) Kopiervorgang dar. Das muss jedem Urheber klar sein, der unter diesen Bedingungen digitale Informationen veröffentlichen will. Sobald sie veröffentlicht sind, werden sie sich (unkontrolliert) verbreiten. Will man dies nicht, dann muss man einen recht grossen Aufwand treiben, um dies zu unterbinden. Allerdings wird das letztlich nie zuverlässig funktionieren. Es genügt, dass sich einer mit entsprechendem Know-How und Interesse daran macht, die Information zu "befreien" und dann ist sie wieder unkontrollierbar in den Netzen vorhanden. Daraus folgt:

    Wenn man die unkontrollierte Verbreitung von Informationen in der Informationsgesellschaft verhindern will, dann geht das nur über den Weg, dass man ihre Veröffentlichung unter allen Umständen unterbindet.

    Es spielt keine Rolle, wie hoch man die Strafen dafür ansetzt - das Internet ist global und sehr sehr schnell und effizient bei der Informationsverbreitung und - ich sage es nochmal - das ist auch so gewollt. Sowohl politisch wie auch wirtschaftlich gibt es ganz viele gute Gründe für die digitale Informationsgesellsschaft und den freien Austausch von Informationen rund um die Welt. Was sich ändern muss, ist die Einstellung und die Verwertungsmodelle der Urheber(vertreter) und die darauf zugeschnittenen Geesetze. Es bringt nichts, zu versuchen, mit gesetzgeberischer Gewalt die alten, vordigitalen Zustände auch in der technologischen Zukunft zementieren zu wollen. Das steht den Interessen von vielen Millionen Nutzern diametral gegenüber und sie "brechen" die Gesetze, die ihre Lebensrealität gar nicht mehr korrekt abbilden, häufig ohne Kenntnis derselben, weil es schlicht absurd anmutet, dass "so etwas banales" (wie Anfertigen und Weitergeben einer Kopie) verboten sein soll. Daran kann jedoch der Gesetzgeber kein Interesse haben, denn es unterminiert dann schleichend die ganze Rechtsordnung.

  4. #4
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    Zitat Zitat von Dominic Beitrag anzeigen
    Wenn ich mein 5er BMW Caprio mit offenem Verdeck, steckendem Autoschlüssel und Diamanthalsband als Geschenk verpackt, auf dem Rücksitz liegend, am Strassenrand stehen lasse und dann kommt eine Horde Gangster vorbei, und jeder dieser Übeltätter macht sich eine exakte Kopie von meinem BMW (samt Inhalt) und fährt damit davon, dann wird mich der Polizist bei der Strafanzeige auch nur achselzuckend fragen, ob ich nicht wenigstens das Auto hätte verschlossen abstellen können?
    Der Vergleich hinkt leider und von daher ist er etwas unpassend. Aber im übertragenen Sinne könnte man vielleicht so argumentieren, dass Dritte diesen nicht abgeschlossenen BMW nach ihrem Gutdünken nutzen, eine Probefahrt machen, wilde Orgien darin feiern, literweise Bier drin auskippen und ihn hinterher wieder an Ort und Stelle abstellen. Dann hat der Eigentümer sein Corpus delicti zurück, aber es ist aufgrund der unberechtigten Nutzung weniger wert. Genauso geht es z.B. einem Autor oder Musiker, dessen Werke kopiert werden. Das Original leidet darunter zunächst nicht, aber wenn der unberechtigte Vervielfältigungs- (=Nutzungsvorgang) oft genug stattfindet, erfährt es einen massiven Wertverlust.

    Natürlich lässt sich in der digitalen Welt - rein technisch gesehen - alles schnell kopieren, verbreiten und jeder will es, auch die Politiker, denn das ist "Opium für's Volk". Von mir aus macht auch ruhig so weiter. Wenn erstmal alles grenzenlos kopiert, vervielfältigt, remixt worden ist, werdet auch Ihr nach einiger Zeit feststellen, dass es nichts Neues mehr gibt - warum wohl ?! Bereits heute gibt es - zumindest im musikalischen Sektor - Produktionen, die nicht zum ersten, zum zweiten, sondern mindestens zum zehnten Mal aufgewärmt wurden - bis man sie nicht mehr hören kann. Warum gibt es wohl kaum noch hochwertige Produktionen wie z.B. in den 70ern und 80ern ?? Am mangelnden Talent der Künstler liegt es wohl kaum, denn davon gibt es genug (das sind natürlich andere, als die man auf RTL sieht, bzw. im Radio hört). Aber es ist müßig, hier darüber zu diskutieren, denn hier geht es offensichtlich nur um eines: Das Internet muss für jeden frei verfügbar sein, sch....auf das Urheberrecht, Hauptsache wir können ungestraft alles downloaden, kopieren, uploaden, am besten noch über über eine Internetleitung, für die man ebenfalls nichts bezahlen muss.

    Aber interessant zu sehen, dass niemand, der sich hier aufregt, eine Lösung für die Probleme in der neuen digitalen Welt präsentieren kann (oder will). Stattdessen wird mit allen Mitteln das Gedankengut der Piratenpartei gestreut und verteidigt, aber konstruktive Vorschläge hat hier wohl niemand. Oder soll ich das nun so verstehen, dass die "Alles-Umsonst-Haben-Mentalität" das non-plus-Ultra sein soll?!
    Geändert von Backtoreality (01.07.2010 um 18:55 Uhr)

  5. #5
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    Zitat Zitat von Backtoreality Beitrag anzeigen
    Der Vergleich hinkt leider und von daher ist er etwas unpassend.
    Das war es, was ich illustrieren wollte: Vergleiche von materiellen mit immateriellen Gütern sind per se unzutreffend. Der besondere Eigentumsschutz, den materielle Güter geniessen, begründet sich auf deren endlichen Begrenzt- resp. Knappheit. Immaterielle Güter - in digitaler Form also reine Information - sind immer unbegrenzt verfügbar. Ein sogenannter "Diebstahl" kann also schonmal gar nicht stattfinden und es wäre auch überaus fraglich, ob wir Gesetze hätten, die den Diebstahl verbieten, wenn sich materielle Güter in diesem Punkt nicht von der digitalen Information unterscheiden würden, sprich jederzeit unendlich und aufwandslos replizierbar wären.

    Zitat Zitat von Backtoreality Beitrag anzeigen
    Aber im übertragenen Sinne könnte man vielleicht so argumentieren, dass Dritte diesen nicht abgeschlossenen BMW nach ihrem Gutdünken nutzen, eine Probefahrt machen, wilde Orgien darin feiern, literweise Bier drin auskippen und ihn hinterher wieder an Ort und Stelle abstellen. Dann hat der Eigentümer sein Corpus delicti zurück, aber es ist aufgrund der unberechtigten Nutzung weniger wert.
    Siehe oben: Das Fahrzeug ist als materielles Gut nicht unendlich verfügbar. Der Schaden ist unmittelbar evident. Der angenommene "Schaden" bei der Urheberrechtsverletzung ist hingegen reine Spekulation und nicht feststell- oder auch nur bezifferbar. Es folgt der Überrrlegung, dass eine schwarz angefertigte Kopie einem nicht getätigtem Kauf entspricht. Das ist jedoch nicht zu beweisen - im Gegenteil, es existieren mittlerweile etliche Untersuchungen, die völlig andere Schlüsse zulassen.

    Zitat Zitat von Backtoreality Beitrag anzeigen
    Genauso geht es z.B. einem Autor oder Musiker, dessen Werke kopiert werden. Das Original leidet darunter zunächst nicht, aber wenn der unberechtigte Vervielfältigungs- (=Nutzungsvorgang) oft genug stattfindet, erfährt es einen massiven Wertverlust.
    Was zu beweisen wäre. Im digitalen Raum erfährt eine Information umso mehr Beachtung, je mehr sie kopiert und damit verbreitet wird. Das ist zunächst einmal ein Nutzen und kein Schaden, weil Verbreitung gleich Aufmerksamkeit und damit höhere Bekanntheit bedeutet. Es liegt am Urheber selbst, diesen Effekt für sich nutzbar zu machen. Kostenlose Verbreitung ist (auch) kostenlose Werbung.

    Zitat Zitat von Backtoreality Beitrag anzeigen
    Natürlich lässt sich in der digitalen Welt - rein technisch gesehen - alles schnell kopieren, verbreiten und jeder will es, auch die Politiker, denn das ist "Opium für's Volk".
    Nein, gewiss nicht. Das gilt eher für den Bereich (Privat-) TV. Das Internet erlaubt gerade jedem Einzelnen selbst aktiv zu werden; aus der passiven Konsumentenrolle herauszutreten und sich selbst aktiv am Geschehen zu beteiligen. Man spricht in diesem Zusammenhang heute auch vom ProdUser, was darauf hinweisen soll, dass jeder Nutzer digitaler Medien auch über vielfältige Produktionsmittel verfügt, wodurch die Grenze zwischen reiner Nutzung (Rezeption) und Produktion fliessend wird.

    Diese Entwicklung ist technisch bedingt und so gesehen auch eine technologisch Begründete "Entmachtung" der Geschäfts- und Einflussbereiche, die traditionell die Hoheit über die publizierenden Medien ausübten. Vielen, die sich dadurch benachteiligt sehen, macht das verständlicherweise Angst. Aber gesamtgesellschaftlich gesehen, ist dies ein ungeheurer Fortschritt und Anschub für die Entwicklung hin zu einer globalen Wissensgesellschaft, der bestenfalls mit der flächendeckenden Alphabetisierung, angestossen durch Gutenbergs innovatives (und zunächst hart bekämpftes) Druckverfahren, zu vergleichen ist.

    Zitat Zitat von Backtoreality Beitrag anzeigen
    Von mir aus macht auch ruhig so weiter. Wenn erstmal alles grenzenlos kopiert, vervielfältigt, remixt worden ist, werdet auch Ihr nach einiger Zeit feststellen, dass es nichts Neues mehr gibt
    Das ist jetzt so eine trotzige Rückzugsposition, die man häufig von Vertretern der Musikbranche zu hören bekommt, die aber auch völlig haltlos im Raum steht. Etwas Neues entsteht schon, wenn jemand verschiedene Schnipsel Musik in anderer Reihenfolge zusammensetzt und damit ein Video "vertont", welches er zuvor mit seinem Handy aufgenommen hat.

    Die "Drohgebärde" wirkt vor dem Hintergrund eines schier unerschöpflichen kulturellen Fundus an Musik, Text und Film überdies reichlich absurd. Selbst wenn von heute an kein einziges neues Musikstück komponiert würde, hätte die Menschheit trotzdem noch für Jahrzehnte unbekannte Musik zu entdecken. Der Tag hat halt nur 24 Stunden und irgendwann muss der Mensch auch mal schlafen...

    Aber das würde sowieso nicht passieren, weil schon immer recht viel Musik aus einem reinen kreativen Drang heraus geschaffen wurde, unabhängig davon, ob sich das auch gerechnet hat.

    Zitat Zitat von Backtoreality Beitrag anzeigen
    - warum wohl ?! Bereits heute gibt es - zumindest im musikalischen Sektor - Produktionen, die nicht zum ersten, zum zweiten, sondern mindestens zum zehnten Mal aufgewärmt wurden - bis man sie nicht mehr hören kann. Warum gibt es wohl kaum noch hochwertige Produktionen wie z.B. in den 70ern und 80ern ??
    All music has come to an end.

    Mal ein anderer Gedanke dazu: Es gibt vielleicht so etwas wie eine "natürliche Grenze" für musikalische Ausdrucksformen. Diese wird - einmal erreicht - erst erweitert, wenn ein neuer technologischer Impuls hinzukommt. Heutzutage werden womöglich auch noch klassische Symphonien komponiert, jedoch verglichen mit der kulturellen Hochzeit dieser Musik in kaum nennenswerten Masse. Das gleiche Schicksal ereilte in zunehmend rascher Abfolge viele modische Stilrichtungen populärer Musik, die in den 50/60er Jahren hauptsächlich durch die Einführung elektronisch verstärkter Instrumente und später durch den Einsatz von Computertechnik nochmal einen völlig freien Raum zur kreativen Entfaltung bekam. Aber auch dieser ist nun schon wieder in jeder Hinsicht ausgereizt - platt gesagt: Alles schonmal dagewesen. Wirklich Neues ist nur in Nuancen zu finden und ich sehe in dieser allgemeinen Sättigung einen viel realistischeren Erklärungsansatz für die "Not" der Musikbranche.

    Zitat Zitat von Backtoreality Beitrag anzeigen
    Am mangelnden Talent der Künstler liegt es wohl kaum, denn davon gibt es genug (das sind natürlich andere, als die man auf RTL sieht, bzw. im Radio hört). Aber es ist müßig, hier darüber zu diskutieren, denn hier geht es offensichtlich nur um eines: Das Internet muss für jeden frei verfügbar sein, sch....auf das Urheberrecht, Hauptsache wir können ungestraft alles downloaden, kopieren, uploaden, am besten noch über über eine Internetleitung, für die man ebenfalls nichts bezahlen muss.
    Das Internet muss für jeden frei verfügbar sein - aber natürlich! Es ist keineswegs so, dass das Internet die Musikbranche "ruinieren" würde. Es setzt sie unter einen gewissen Innovationsdruck, das stimmt und je mehr sie sich dem verweigert und darauf spekuliert, dass die Politik ihr überholtes Geschäftsmodell auch in die Zukunft rettet, desto mehr wird sie auch auf die gewinnbringenden Effekte des ganzen brachliegenden Potenzials verzichten müssen.

    Zitat Zitat von Backtoreality Beitrag anzeigen
    Aber interessant zu sehen, dass niemand, der sich hier aufregt, eine Lösung für die Probleme in der neuen digitalen Welt präsentieren kann (oder will).
    Woher willst du das wissen? Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass sich die Vertreter der Musikbranche jeglichen Vor- und Ratschlägen schlicht verweigern. Sie sind nur bereit, Lösungen zu akzeptieren, die darauf hinaus laufen, das für sie alles so bleiben kann, wie es ist, nur mit dem Unterschied, dass sie die alten Gewinne aus dem Verkauf physikalischer Kopien wieder realisieren können.

    So eine "Lösung" gibt es aber nicht.

    Wenn jeder, zu jeder Zeit und an jedem Ort selbst eine Kopie anfertigen und weltweit verbreiten kann, dann ist der Verkauf von physikalischen Informationsträgern ein unrettbar auslaufendes Geschäftsmodell.

    Daran führt kein Weg vorbei. So radikal wie die technologische Umwälzung durch Computer, Smartphones und Internet, so radikal muss auch das Umdenken auf Seiten der medialen Branchen sein. Jegliche Energie, die diese in Lobbyarbeit und Abmahnwesen investieren, ist verschwendet. Sie wird nicht ausreichen, um diesen fahrenden Zug aufzuhalten. Sie kann ihn vielleicht vorübergehend etwas abbremsen, aber nicht sehr stark. Dafür vollzieht sich der Wandel auf zu vielen Ebenen gleichzeitig und die innovativen Kräfte werden stets eine Nasenlänge voraus sein.

  6. #6
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    Zitat Zitat von Dominic Beitrag anzeigen
    Woher willst du das wissen? Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass sich die Vertreter der Musikbranche jeglichen Vor- und Ratschlägen schlicht verweigern. Sie sind nur bereit, Lösungen zu akzeptieren, die darauf hinaus laufen, das für sie alles so bleiben kann, wie es ist, nur mit dem Unterschied, dass sie die alten Gewinne aus dem Verkauf physikalischer Kopien wieder realisieren können.
    Da wäre ich ja wirklich mal gespannt, über welche "Vorschläge" wir hier reden. Bisher habe ich noch KEINEN EINZIGEN gesehen. Also bitte, ich bin gespannt.

  7. #7
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    Zitat Zitat von Backtoreality Beitrag anzeigen
    Da wäre ich ja wirklich mal gespannt, über welche "Vorschläge" wir hier reden. Bisher habe ich noch KEINEN EINZIGEN gesehen. Also bitte, ich bin gespannt.
    Hier ist eigentlich nicht der richtige Ort, um Geschäftsmodelle der Musikindustrie zu diskutieren. Vielleicht liegt es auch daran? Mir selbst fehlt mitlerweile auch jede Motivation, mich weiter konstruktiv mit dieser Branche auseinander zu setzen. Manche Menschen sind so stolz, die begehen lieber Suizid, als von einem zu lange vertretenen Standpunkt abzurücken. Wahrscheinlich gilt das für so manchen Wirtschaftszweig ja auch.

    Der gravierendste Punkt, den Vertreter der "Content-Industrie" (hauptsächlich, aber nicht nur im Bereich Musik) nicht wahrhaben wollen, ist folgender:

    Das Internet ist kommerziell gesehen ein (globaler) Markt. Die Betonung liegt hier auf EIN. Das heisst, man hat im Idealfall von einer zentralen Stelle aus einen Potenziellen Kundenkreis in Milliardenstärke und dazu kommt noch, dass man sein Produkt - von dieser einen, zentralen Stelle aus - nahezu unendlich oft verkaufen kann, ohne dass es sich abnutzt oder weniger wird.

    Das heisst, dass es sich hierbei um einen atypischen Markt handelt, wo sich der Preis umgekehrt proportional zum Gewinn verhält. Nun muss man daraus nur noch die richtigen Schlüsse ziehen und die Lösung aller Probleme liegt schon fast vor der Nase.

    Aber was steht dem entgegen?

    Jeder der "Big Four" und sonstigen, grösseren "Rechteverwalter" besteht darauf, seine eigenen Vertriebsstrukturen zu unterhalten, seine eigenen Shops zu seinen eigenen Bedingungen zu autorisieren und seine eigenen Streams für seine eigene Auswahl an möglichen "Empfängern" exklusiv zu lizensieren. Dahinter steht eine längst überkommene Vorstellung von streng separierten Marktstrukturen, die durch das Internet einfach schon lange überwunden wurde.

    Ausserdem mag man partout nicht von seiner traditionellen Preisvorstellung abrücken, obwohl das unter o.g. Vorraussetzung schon rein ökonomisch keinen Sinn mehr macht. Im Netz bildet der Preis eine Hemmschwelle, die umso leichter überwunden wird, je niedriger sie liegt. Und wie niedrig man sie legen kann oder sollte, korreliert u.a. direkt mit der Aktualität - also der Zeit, die schon seit der Veröffentlichung vergangen ist.

    Dieser Zeitpunkt ist extrem wichtig, für das Geschäft mit Informationen (Musik, Filme, Texte etc) im globalen Netz. Die klassischen "Verwertungszyklen" funktionieren nicht mehr, weil man eben keine separierten Marktstrukturen mehr hat. Wenn heute z.B. ein Animeefilm in Japan auf DVD erscheint, dann wollen die Fans keine 2 Jahre mehr warten, bis/ob der vielleicht einmal in ihrem Land ordentlich lizensiert und synchronisiert erscheint. Weil es die Industrie nicht hinbekommt, hat sich hier eine Grauzone mit einer "Fansub-Kultur" entwickelt, die diesen brachliegenden Markt eben kostenlos bedient - einfach aus Enthusiasmus heraus und weil jeder schon über die nötigen Produktionsmittel verfügt.

    Das gleiche geschieht im Bereich Musik- und Filmwirtschaft und es hat alles die selbe Wurzel des Unverständnisses vom Umgang mit den neuen Verhältnissen im informationstechnisch globalisierten Markt.

    So lange ihr das nicht hinbekommt, jedes neue Album, jeden neuen Film und alles Vergleichbare a) zentral im Netz, b) ohne Einschränkung auf priorisierte Bereiche und c) zu einem Preis zu veröffentlichen, der es auch einem weniger privilegierten Kind erlaubt, seinen MP3-Player damit zu füllen, ohne dass sich seine Eltern dafür auf die nächsten zwanzig Jahre verschulden müssen, so lange werdet ihr auch im Netz keinen echten Erfolg haben. Wie hoch die Chancen für ein solches Umdenken in eurer Branche stehen, kannst du dir ja selbst ausmalen. Ich nehme mal an, nicht viel höher als eine Weinbergschnecke hüpfen kann...

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