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Die Neuregelungen im Rundfunkstaatsvertrag wurden im Ausschuss heftig kritisiert. © pa / Pressefoto Ulmer
Die von den Ministerpräsidenten der Länder geplante Neuregelung des Rundfunkstaatsvertrags, die ein Sponsoring-Verbot für ARD und ZDF an Werktagen nach 20 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen vorsieht, wurde in der Sitzung des Sportausschusses am Mittwoch, 1. Dezember 2010, heftig kritisiert. Sowohl die geladen Vertreter von Sportverbänden und des öffentlich-rechtlichen Fernsehens als auch die Abgeordneten aller Fraktionen sprachen sich für eine Erweiterung der Verbotsausnahmen zugunsten des Sports aus.
Derzeit sieht die Vorlage der Länderchefs, die am 15. Dezember endgültig beschlossen werden soll, nur Ausnahmeregelungen für Fußball-Weltmeisterschaften, Spiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, einige DFB-Pokalspiele sowie Olympische Spiele vor. Die Fraktionen einigten sich auf einen gemeinsamen Antrag, der die Forderung der Sportminister-Konferenz aufnimmt, Ausnahmen für "andere bedeutende nationale und internationale Veranstaltungen“ zuzulassen.
Wenn ab 20 Uhr kein Sponsorhinweis mehr möglich sei, stelle das ein Zugangshindernis beim Sportrechteerwerb dar, machte Michael Amsinck, Geschäftsführer von Sport A, der gemeinsamen Sportrechteagentur von ARD und ZDF, deutlich. "Das kann eigentlich nicht gewollt sein“, sagte er. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky sieht in diesem Fall vor allem Einschränkungen der Übertragung von Sportereignissen kleinerer Verbände kommen.
Das befürchtet auch Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Es bestehe die Gefahr, dass Leichtathletik-Events nicht mehr übertragen würden. Ohne Fernsehübertragungen jedoch sei es noch schwieriger Sponsoren zu finden, machte er deutlich.
Auch für die Austragung internationaler Großereignisse könne sich Deutschland nicht mehr bewerben, da die von den Internationalen Verbänden geforderte Garantieerklärung über umfassende Fernsehübertragungen nicht mehr zu leisten wäre. So sei der Fortbestand der deutschen Spitzen-Leichtathletik gefährdet, sagte Prokop. "Besonders ärgerlich“ nannte er es, dass für Fußballländerspiele Ausnahmeregelungen getroffen worden seien.
Unverständnis über die einseitige Bevorzugung des Fußballs äußerte auch Hubert Schwarz, Geschäftsführer des Deutschen Skiverbandes (DSV). Es sei für ihn nicht nachvollziehbar, dass ein DFB-Halbfinalspiel wertvoller sein solle als eine Handballweltmeisterschaft. Für den DSV hätte die Neuregelung "gravierende Folgen“, sagte Schwarz. Skiweltcupveranstaltungen in Deutschland seien dann schlichtweg nicht mehr refinanzierbar.
Auch aus Sicht von Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) sind die Ausnahmen "falsch gesetzt“. Vielen Verbänden gingen so Sponsoring-Mittel verloren. Zudem schwäche es die Möglichkeit, dass sich Deutschland um ein sportliches Weltereignis bewerben könne.
Die Chance, dass sich die Neuregelung verhindern lässt schätzte Vesper eher gering ein. Sowohl er als auch DOSB-Präsident Thomas Bach hätten sich schriftlich an alle Ministerpräsidenten gewandt, jedoch nur wenig ermutigende Antworten erhalten.
Thomas Härtel, Staatsekretär für Sport des Landes Berlin, vertrat die Haltung der Sportministerkonferenz. Um gegen die Ungleichbehandlung anzugehen habe man sich auf die Forderung geeinigt, ebenfalls Ausnahmen für "andere bedeutende nationale und internationale Veranstaltungen“ zu machen.
Zugleich machte Härtel deutlich, dass die Entscheidung der Ministerpräsidenten in Abwesenheit von mindestens zwei Dritteln der Sportminister gefällt worden sei. (hau)