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Die im Rahmen der Traineroffensive nach den Olympischen Winterspielen von Vancouver 2010 erstmals vorgenommenen Prämienzahlungen an Trainer und Servicepersonal sind unter den Fraktionen umstritten. Während der Sitzung des Sportausschusses unter Vorsitz von Dagmar Freitag (SPD) am Mittwoch, 19. Januar 2011, machten die Oppositionsfraktionen deutlich, dass sie den Zahlungen kritisch gegenüberstehen.
Neben der Schaffung falscher Anreize wurde auch die Ungleichbehandlung der Trainer behinderter Sportler bemängelt. Unions- und FDP-Fraktion verteidigten die Prämienzahlungen hingegen als richtiges Instrument, um den Trainerberuf attraktiver zu machen.
Mit den Prämien, so erläuterte Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), sollen sich olympische Erfolge der Sportler auch für deren aktuelle sowie frühere Trainer finanziell lohnen.
Für eine olympische Goldmedaille würden 40.000 Euro, für eine Silbermedaille 25.000 Euro und für eine Bronzemedaille 15.000 Euro ausgezahlt, die unter den Trainern und Servicekräften entsprechend der Empfehlungen der jeweiligen Verbände aufgeteilt werden müssten. Nach den Spielen von Vancouver, so Vesper, seien insgesamt 830.000 Euro an Trainerprämien ausgezahlt worden.
Nach Ansicht des DOSB-Generaldirektors ist die Prämienzahlung eine ”bescheidene, aber von allen Beteiligten begrüßte Maßnahme“. Sie werde sowohl von den Verbänden als auch vom DOSB als positiv bewertet.
Prämienzahlungen an Trainer seien im Übrigen im internationalen Hochleistungssport üblich. Sie stärkten die Bindung kompetenter und erfolgreicher Trainer an die deutschen Spitzenverbände, sagte Vesper.
Seine Fraktion stehe den Prämienzahlungen nach wie vor skeptisch gegenüber, machte der SPD-Abgeordnete Martin Gerster deutlich. Zwar sei unbestritten, dass es bei der finanziellen Unterstützung der Trainer Defizite gebe. Diese mit Prämien zu beseitigen, sei jedoch der falsche Weg, urteilte er.
Vielmehr müsse das bei manchen Bundestrainern ”viel zu niedrige Grundgehalt“ angehoben werden. Die mit der Prämienzahlung vorgenommene Fokussierung auf einen einzelnen Wettkampftag führe auch dazu, dass Trainern bei einer Verletzung ihrer Sportler ”ein ganzer Batzen Geld entgeht“.
Es sei nicht akzeptabel, dass erfolgreiche Behindertensportler und deren Trainer geringere Prämien erhalten sollten als Nichtbehinderte, kritisierte Katrin Kunert von der Linksfraktion. ”Eine Goldmedaille ist eine Goldmedaille, egal ob ohne oder mit Behinderung erworben“, sagte sie.
Die ”Fixierung auf die olympische Leistung“ bemängelte der Grünen-Abgeordnete Winfried Hermann. Man schaffen damit ”falsche Anreize“, da sich die Trainer ausschließlich darauf konzentrieren könnten, nur hier auf Höchstleistungen zu setzen, weil sich das für sie lohnen könne.
Die Höhe der Prämien sei angemessen, weshalb durchaus von einem ”sinnvollen System“ die Rede sein könne, sagte hingegen Lutz Knopek (FDP).
”Fehlanreize entstehen nur, wenn Prämien deutlich zu hoch sind“, befand er.
Mit den Trainerprämien habe man das richtige Instrument gefunden, um den Trainerberuf attraktiver zu gestalten, sagte Klaus Riegert (CDU/CSU).
Auf die geforderte Erhöhung des Grundgehaltes eingehend sagte er, in den neunziger Jahren hätten die beamtenähnlichen Anstellungsverhältnisse von Trainern dazu geführt, dass erhebliche Abfindungszahlungen nötig geworden seien, um Trainer bei anhaltendem Misserfolg ersetzen zu können. (hau)