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Bundestagspräsident Norbert Lammert hat die Jugend Deutschlands und Polens aufgerufen, Verantwortung für die Zukunft beider Länder und Europas zu übernehmen. "Mit den freien Wahlen in Polen 1989, dem Fall der Mauer und dem Zusammenwachsen Europas hat ein neues Kapitel der europäischen Geschichte und der deutsch-polnischen Beziehungen begonnen", sagte Lammert vor 250 Jugendlichen in der Jugendbegegnungsstätte in Kreisau (Niederschlesien). "Für das, was daraus in Zukunft wird, sind Sie verantwortlich. Das müssen Sie als ihre persönliche Aufgabe begreifen!" Lammert enthüllte mit seinem polnischen Amtskollegen, Sejm-Marschall Bronislaw Komorowski, ein Fragment der Berliner Mauer.
Erst die Freiheits- und Demokratiebewegung, die sich in den achtziger Jahren gegen die kommunistischen Diktaturen erhoben hatte, habe auch die Einheit Deutschlands mit ermöglicht: "Mit Aufstellung des Stücks Danziger Mauer in Berlin im Sommer haben wir deutlich gemacht, dass ohne die Bürgerrechtsbewegungen in Mittel- und Osteuropa, ohne den Beitrag der Solidarnosc die Veränderung in Deutschland und der Fall der Mauer in Berlin nicht möglich gewesen wäre." Der Bundestagspräsident erinnerte an den Freiheitsdrang der Menschen Europas: "Vor 20 Jahren ist die Mauer in Berlin gefallen, weil die Menschen sich nicht damit abfinden wollten, fremdbestimmt zu sein, nicht über die eigenen Angelegenheiten entscheiden zu dürfen und nicht dort leben zu können, wo sie wollten, mit den Menschen, mit denen sie ihre Zukunft gemeinsam verbringen wollten."
Der Bundestagspräsident verwies auch auf den deutschen Widerstandkreis, der in Kreisau Anfang der vierziger Jahre gegen die nationalsozialistische Diktatur operierte: "Hier in Kreisau, auf diesem Gelände, haben mitten im 2. Weltkrieg mutige Deutsche den verzweifelten Versuch unternommen, einer verbrecherischen deutschen Politik in den Arm zu fallen und die Katastrophe zu verhindern, die sie vorhergesehen haben. Viele von ihnen haben diesen Versuch mit ihrem Leben bezahlt. Damals haben sie die Katastrophe nicht aufhalten können – aber am Ende ist doch ein neues Europa entstanden, wie es der Kreisauer Kreis gewollt hat – ein Europa, in dem die Menschen in Ost und West in Frieden und Freiheit selbständig als mündige aufgeklärte Völker zusammenleben."
Vor 20 Jahren, drei Tage nach dem Mauerfall in Berlin, hatten der damalige polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki und Bundeskanzler Helmut Kohl während der Versöhnungsmesse am 12. November 1989 einander in Kreisau den Friedensgruß entrichtet.
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