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Als Experten waren Marita Hilgenstock von RWE und Peter Kusterer von IBM geladen. © picture-alliance/chromorange
"Unternehmen können mehr als nur Geld geben." Das machte Dr. Marita Hilgenstock vom Energiekonzern RWE am Mittwoch, 24. April 2013, vor dem von Markus Grübel (CDU/CSU) geleiteten Unterausschuss "Bürgerschaftliches Engagement" deutlich. Die im Unternehmensnetzwerk WIE (Wirtschaft. Initiative. Engagement) zusammengeschlossenem Unternehmen hätten sich vielmehr zum Ziel gesetzt, ihre Mitarbeiter bei deren bürgerlichem Engagement zu unterstützen, sagte die Corporate Responsibility-Managerin bei der RWE AG. Dabei würden die Mitarbeiter des Konzerns in ihren eigenen Engagements unterstützt, aber auch Angebote an Mitarbeiter gemacht, die sich bislang wenig oder gar nicht engagiert hätten, sagte Hilgenstock.
Peter Kusterer, Leiter der Corporate Citizenship & Corporate Affairs von IBM Deutschland und wie Hilgenstock Mitglied der Steuerungsgruppe der WIE, machte deutlich, dass die Angebote der Unternehmen "von der Renovierung einer Kita bis zu einer sechsmonatigen Freistellung für das zivilgesellschaftliche Engagement" reichten.
Mit dem sogenannten Corporate Volunteering wolle WIE die Unternehmen in ihrer Rolle als Mittler und Förderer von bürgerlichem Engagement unterstützen, sagte er.
Sinnvoll sei es, so Kusterer, dass die Kompetenzen mit denen die Mitarbeiter das Unternehmen stärken auch zur Stärkung der Zivilgesellschaft eingesetzt werden. Auf das Beispiel der Renovierung einer Kita eingehend, sagte Kusterer: "Die IBMler sind nicht unbedingt Handwerker."
Besser geeignet seien sie für das Projektmanagement zivilgesellschaftlicher Organisationen oder das Erstellen von Webseiten. Positive Folge für die Unternehmen sei unter anderen die Entwicklung der Persönlichkeit der Mitarbeiter.
Auf Nachfrage des Unionsabgeordneten Klaus Riegert, wie denn das Unternehmen reagieren wolle, wenn alle Mitarbeiter zeitgleich einen Anspruch auf ziviles Engagement anmelden würden, räumte Kusterer ein: "Dann hätten wir ein Problem."
Gleichwohl sei das nicht zu erwarten. Vielmehr würden die Mitarbeiter ihr Engagement selber steuern. Der Unternehmensvertreter machte zugleich deutlich, dass Freistellungen nur dann möglich seien, wenn dies die Arbeitszeitorganisation zulasse. "Wer bei Daimler am Fließband arbeitet, kann natürlich nicht mitten in der Taktung den Arbeitsplatz verlassen, weil er sich zivilgesellschaftlich engagieren will."
Nach eventuellen Grenzen der Unterstützung für das zivile Engagement erkundigte sich Sönke Rix (SPD): "Was passiert, wenn sich ein Mitarbeiter in einer Initiative engagiert, deren Wirken den Unternehmenszielen entgegensteht?", fragte er. Bei RWE kenne man keine Einschränkungen für das Engagement der Mitarbeiter, entgegnete Marita Hilgenstock. "Solch ein Spannungsfeld haben wir auch noch nicht erlebt", fügte sie hinzu.
IBM-Vertreter Kusterer räumte ein, dass es in seinem Unternehmen Grenzen gebe. So werde Engagement in Kirche, Religion und Sport nicht gefördert. Zudem müsse der Mitarbeiter das persönliche Engagement von seiner Unternehmenszugehörigkeit trennen können. "Er tritt dann nicht als Mitarbeiter von IBM auf", sagte er. Grundsätzlich gelte aber auch für sein Unternehmen: "Wir urteilen nicht über die Güte einen Engagements."
Was das Thema Anerkennungskultur angeht, so habe man Zertifikate entwickelt, die die Mitarbeiter erhalten und die auch der Personalakten beigefügt würden, sagte Hilgenstock. Eine Baustelle sind nach Aussage der beiden Unternehmensvertreter längere Freistellungen.
Hier sei das Problem, dass die länger abwesenden Mitarbeiter erst wieder mit den Entwicklungen im Unternehmen in dieser Abwesenheit vertraut gemacht werden müssten. "Uns fehlen noch Regelungen zum Sabbatical", sagte Hilgenstock.
Harald Koch (Die Linke) wies darauf hin, dass aus Sicht seiner Fraktion eine gerechte Steuerzahlung im Vordergrund stehen müsse, "damit die Kommunen ihre Aufgaben wahrnehmen können".
Daher sollten sich die in dem Verbund WIE zusammengeschlossenen Unternehmen zuallererst dazu verpflichten, ihre Steuern in Deutschland zu zahlen, anstatt "durchaus legale Steuersparmodelle anderswo zu nutzen", forderte Koch. (hau/24.04.2013)