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Ein gutes Stückchen Wehmut war schon dabei. Zum allerletzten Mal nahm Wolfgang Börnsen (CDU/CSU) am Donnerstag, 27. Juni 2013, an der offiziellen Verabschiedung eines Jahrgangs von Teilnehmern des Internationalen Parlaments-Stipendiums (IPS) teil. Der auch gerne mal als "Vater des IPS" bezeichnete 71-Jährige, der seit den Anfängen des Programms vor 26 Jahren der zuständigen Berichterstattergruppe angehört, stellt sich für die nächste Legislaturperiode nicht mehr zur Wahl.
Angesichts dessen hatte auch Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert "eine kleinen Träne im Auge". Lammert sprach von einem gewaltigen Einschnitt. "Ohne Wolfgang Börnsen gäbe es das Programm nicht so wie es ist", sagte er und kündigte zugleich an: "Wir werden uns Mühe geben, es in seinem Sinne weiterzuführen."
Aus Sicht des Bundestagspräsidenten handelt es sich beim IPS um "eines der besten Programme, die der Bundestag je aufgelegt hat". Etwas Vergleichbares gebe es derzeit weltweit nicht. "Darauf können wir mit Recht auch ein bisschen stolz sein", befand er.
Den Stipendiaten rief er in Erinnerung, dass fast auf den Tag genau vor 50 Jahren der US-Präsident John F. Kennedy anlässlich seines West-Berlin-Besuches die denkwürdigen Worte "Ich bin ein Berliner" gesprochen habe. "Ich bin mir sicher, dass viele von Ihnen in der Zeit hier auch ein Stück Berliner geworden sind", sagte er.
Die 115 Stipendiaten aus 30 Ländern haben seit Anfang März in den Büros "ihrer" Bundestagsabgeordneten das Praktikum im Rahmen des IPS absolviert. Zugleich konnten sie auch an verschiedenen Veranstaltungen der Berliner Universitäten teilnehmen. Der Präsident der Humboldt-Universität Berlin, Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, sprach daher auch von einer "Win-win-Situation". Die Stipendiaten hätten nicht nur Erfahrungen gesammelt sondern diese auch vermittelt.
Bevor Dagmar Freitag (SPD) den IPS-Medienpreis 2013 übergab, kam sie nicht umhin, ebenfalls dankende Worte in Richtung Wolfgang Börnsen zu verlieren. Dieser Dank komme von der Berichterstattergruppe, die künftig "auch gefühlt" ein anderes Gesicht bekommen werde. Er komme aber auch von den mehr als 2.000 jungen Leuten, die bislang am IPS teilgenommen haben.
Börnsen selbst entgegnete, es sei immer darum gegangen "junge Leute kompetent für den Parlamentarismus und stark für die Demokratie zu machen". Es freue ihn, dass inzwischen acht Parlamente ähnliche Programme in kleinerem Umfang aufgelegt hätten.
Der Medienpreis, für den es 15 Bewerbungen mit Foto-, Film- oder Textbeiträgen gegeben hatte, wurde in diesem Jahr aufgeteilt und ging an zwei Stipendiaten. Für seinen Textbeitrag zum Thema "Das IPS als Brücke zwischen den Völkern" wurde Pavel Baravik aus der Weißrussland ausgezeichnet. Denis Polivin aus Russland erhielt die Auszeichnung für seinen Filmbeitrag "M8".
Abschließend dankten Sybille Gimpl aus Rumänien und Gytis Zakevicius aus Litauen im Namen ihrer Mit-Stipendiaten für die Möglichkeit am IPS teilnehmen zu können. Mit dem Programm habe sich der Bundestag als "Weltmeister im Demokratieexport" erwiesen, sagte Gytis Zakevicius.
Wie gut die Stipendiaten sich inzwischen im deutschen politischen System auskennen zeigte der Vorschlag von Sybille Gimpl. Angesichts der durch die Änderung des Wahlrechts zu erwartenden Vergrößerung des Bundestages, so die Rumänin, könne man doch auch die Anzahl der IPSler ab dem kommenden Jahr erhöhen. Tosender Beifall der Stipendiaten und interessierte Blicke der Abgeordneten waren die Reaktionen auf diese Idee. (hau/27.06.2013)