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Der Tourismus in Deutschland boomt – vor allem in den Städten. Die ländlichen Regionen hingegen hinken bei diesem Wachstum hinterher. Das wollen die Koalitionsfraktionen ebenso wie die SPD-Fraktion ändern. Während Unions- und FDP-Fraktion in einem Antrag (17/9570) fordern, Handlungsempfehlungen und Praxisleitfäden zu erarbeiten sowie Best-Practice-Beispiele herauszustellen, um die Potenziale des ländlichen Tourismus noch besser auszuschöpfen, fordern die Sozialdemokraten in ihrer Vorlage die Bundesregierung auf, ein schlüssiges Gesamtkonzept vorzulegen. Gemeinsam mit dem Fortschrittsbericht der Bundesregierung zur Entwicklung ländlicher Räume (17/8499) werden die Anträge am Freitag, 25. Mai 2012, ab 12.40 Uhr in einstündiger erster Lesung beraten.
Der Tourismus ist ein ökonomisches Schwergewicht und ein echter Jobmotor in Deutschland, stellen die Koalitionsfraktionen in ihrem Antrag fest. Von diesem Wachturmsmotor müssten jedoch auch die ländlichen Räume stärker profitieren, betont Marlene Mortler, tourismuspolitische Sprecherin der Unionsfraktion.
"Wir wollen dazu beitragen, die Regionen zu stärken, die durch den demografischen Wandel besonders herausgefordert werden. Wir sind überzeugt, dass der Tourismus neue ökonomische Perspektiven eröffnet und mit einer Aufwertung der Infrastruktur helfen kann, qualifizierte Arbeitskräfte im ländlichen Raum zu halten", zeigt sich Mortler zuversichtlich.
Im Koalitionsantrag wird daher gefordert, bei der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) darauf hinzuwirken, mit den beteiligten Akteuren das Marktsegment Ländlicher Tourismus" stärker aufzugreifen. Zudem sollen ausreichende finanzielle Mittel für die touristische Entwicklung der ländlichen Räume im Rahmen der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) und der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW) bereitgestellt werden.
Auch bei der Neuausrichtung der EU-Strukturfonds und der Verordnung für den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) soll die Förderung des Tourismus angemessen berücksichtigt werden, fordern die Abgeordneten.
Bei den Bundesländern soll sich die Bundesregierung außerdem für eine stärkere Vernetzung und inhaltliche Abstimmung landtouristischer Qualitäts- und Vermarktungsinitiativen einsetzen. Dazu gehört nach Ansicht der Abgeordneten auch eine "Entzerrung des schulischen Ferienkalenders".
Durch die Verlängerung der Hauptsaison würden mehr Familien in den Genuss gelangen, in deutschen Ferienregionen Landurlaub verbringen zu können, heißt es in dem Antrag. "Aus unserer Sicht sind diese Maßnahmen wichtige Ergänzungen, damit das gegenwärtige Projekt der Bundesregierung ,Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen’ nachhaltig erfolgreich wirken kann", urteilt denn auch die Tourismusexpertin Mortler.
Das Marktpotenzial des "Urlaubs auf dem Bauernhof" ist auch nach Meinung der SPD-Fraktion noch nicht ausgeschöpft. Um vorhandene Nachfragepotenziale künftig auszuschöpfen sei es umso wichtiger, den Bauerhof- und Landtourismus weiter zu stärken, heißt es in dem Antrag.
"Die in diesem Frühjahr gestartete Initiative der Bundesregierung, Best-Practice-Beispiele zu sammeln und zu analysieren, ist ungenügend", urteilt jedoch Hans-Joachim Hacker, tourismuspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Die Zufälligkeit bei der Sammlung sowie die Übertragung auf andere Regionen sei schwierig und unzureichend.
"Wir fordern ein Gesamtkonzept, das den Tourismus als wichtigen Motor für die Entwicklung der ländlichen Gebiete begreift und die Stärkung des Tourismus in eine innovative, die Ressourcen schonende, umwelt- und sozialverträgliche Politik für ländliche Räume bettet", sagt Hacker mit Verweis auf den Antrag.
Neben verbesserten Rahmenbedingungen für Barrierefreiheit im ländlichen Raum fordert die Fraktion darin auch, Jugendfreizeitheime, Jugendherbergen und Schullandheime in das Konzept mit einzubeziehen, um damit gezielt Jugendlichen und Menschen mit geringen Einkommen einen Aufenthalt in ländlichen Räumen zu ermöglichen. (hau)