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Ex-IPS-Stipendiat Ruslan Bakhishov (links) aus Aserbaidschan beim Kolloquium im Paul-Löbe-Haus © DBT/Melde
Sie haben alle einmal am Programm des Internationalen Parlaments-Stipendiums (IPS) des Deutschen Bundestages teilgenommen. Nun engagieren sich die ehemaligen IPSler in den Alumni-Vereinen ihrer Heimatländer. Für ein Kolloquium sind sie nun wieder nach Berlin gekommen. Vom 24. bis 26. Mai 2012 sprechen sie über ihre Arbeit, frischen Kontakte und Freundschaften auf und treffen auch ihre Nachfolger aus dem diesjährigen IPS-Jahrgang. Am Freitag, 25. Mai 2012, fanden sich die Ehemaligen zusammen, um darüber zu diskutieren, welche Kommunikationsmöglichkeiten sich am besten für die Alumni-Arbeit eignen. Tenor des Treffens: Ob Facebook, E-Mail oder Stammtisch — jeder muss die Möglichkeit finden, die für sein Land und seine Arbeit am besten ist.
Als kleine Einführung sprach Ruslan Bakhishov aus Aserbaidschan über Möglichkeiten und Risiken sozialer Netzwerke für die Alumni-Arbeit. Facebook sei eine gute Möglichkeit der Selbstdarstellung für den Einzelnen, sagte Ruslan Bakhishov. "Wenn man auf Facebook ankündigt, man wird im Bundestag arbeiten, bekommt man viele ,Gefällt mir’-Button." Dadurch würden die Kontaktlisten verbreitert.
Jeder IPS-Jahrgang habe dann während der Zeit des Praktikums in Berlin eine eigene Facebookseite, auf der Veranstaltungen angekündigt und Informationen verbreitet werden. "Durch die Nutzung der sozialen Netzwerke haben sich einige Praktikanten schon vor Beginn des eigentlichen Programms in Berlin getroffen", sagte der Aserbaidschaner.
Was die Arbeit seines Alumni-Vereins angeht, so habe sich Facebook als sehr hilfreich erwiesen, da viele der Mitglieder nicht in Aserbaidschan leben würden. "So war es uns trotzdem möglich, Ideen einzubringen und diese gemeinsam zu entwickeln."
Ruslan Bakhishov machte aber auch auf die Nachteile aufmerksam. Wenn die Mitglieder in verschiedenen Zeitzonen leben, sei es schwierig, sich zu gemeinsamen Chats zu verabreden, sagte er. Neben eventuellen Datenschutzlücken gebe es aber auch noch das Problem des "Ideenklaus". "Es kann passieren, dass eine Idee geklaut und umgesetzt wird, noch bevor die IPSler ihre Diskussion abgeschlossen haben." Sein Fazit, so Ruslan Bakhishov, lautet dennoch: "Es gibt mehr Vorteile als Nachteile."
Von positiven Erfahrungen mit der Kontaktpflege berichtete auch die Alumni-Repräsentantin aus Albanien. Auf kollektive E-Mails reagiere niemand, sagte sie. Deshalb habe sich Facebook als das bessere Mittel der Kontaktpflege erwiesen. "Auch wenn das Problem des Datenklaus nicht unterschätzt werden darf, unterstützt Facebook die Alumni-Arbeit in jedem Fall, lautete ihre Einschätzung.
Anders bewertet der ehemalige Vorsitzende des polnischen Alumni-Vereins die Frage: Facebook oder nicht? In Polen, so Jakub Cupriak, finde die Arbeit ohne Facebook statt. "Wir setzen darauf, persönliche E-Mails zu schreiben, zu telefonieren oder sich zu treffen", sagte er. Die derzeitige Alumni-Vorsitzende Monika Rozalska ergänzte, wolle man auch mit den IPSlern in Kontakt bleiben, die das Programm vor 20 Jahren absolviert haben, könne man nicht nur auf Facebook setzen.
Das sah auch Mario Lozančic, Präsident des kroatischen Alumni-Vereins, so. Eine Art Stammtisch biete die Möglichkeit für regelmäßige Treffen. "Will man sich austauschen und die Menschen in der Realität sehen, sind solche Stammtische am besten geeignet", sagte er.
Der rumänische Alumni-Verein kann auf die Hilfe der deutschen Botschaft in Bukarest setzen, sagte dessen Generalsekretär. "Mal wird uns ein Raum zur Verfügung gestellt und dann wieder auch eine Veranstaltung finanziell unterstützt." Enttäuscht sei er über die mangelnde Unterstützung aus der Wirtschaft. Es gebe schließlich auch einige ehemalige IPSler, die in großen Unternehmen Entscheidungspositionen besetzen würden.
Daniela Coseac vom Alumni-Verein Moldau brachte die Diskussion schließlich auf den Punkt. Zwar gebe es für ihre Mitglieder "im Moment keine Alternative" zu Facebook, da alle in verschiedenen Ländern und Städten wohnten. Doch: "Jedes Land muss eine eigene maßgeschnittene Lösung finden", betonte Daniela Coseac. (hau)