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Von der Qualität und Motivation der Lehrer hängt entscheidend der schulische Erfolg von Kindern ab. Deshalb kommt Lehrern innerhalb des Bildungssystem eine Schlüsselrolle zu. Darüber waren sich alle Fraktionen im Deutschen Bundestag bei der Debatte "Reform der Lehrerausbildung" am Freitag, 26. April 2013, einig. Gemeinsam treten sie deshalb für eine Reform der Lehrerausbildung ein. Sie sei notwendig, damit die Lehrer für die sich verändernden Anforderungen besser gewappnet seien, so die einhellige Meinung von Regierung und Opposition. Gegenstand der Debatte waren je ein Antrag von CDU/CSU und FDP (17/9937), der SPD (17/11322), der Linksfraktion (17/10100) und eine Beschlussempfehlung des Bildungs- und Forschungsausschusses dazu (17/13077), wobei der Koalitionsantrag angenommen und die Oppositionsanträge abgelehnt wurden.
Der Parlamentarische Staatssekretär im Bildungsministerium, Dr. Helge Braun (CDU), stellte die "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" in den Mittelpunkt seiner Rede. Obwohl die Lehrerausbildung Ländersache sei, stelle der Bund in den nächsten zehn Jahren 500 Millionen Euro zur Verfügung. "Die Regierung hat immer gesagt, wir betrachten Bildung als eine gesamtstaatliche Aufgabe und wir wollen einen relevanten Beitrag leisten, damit die Bildungsrepublik Deutschland blüht", so Braun.
Das Angebot des Bundes sei daran geknüpft gewesen, dass es in Zukunft eine wechselseitige Anerkennung der Lehrer in den einzelnen Bundesländern gibt. Zudem müsse an der Vergleichbarkeit der Curricula und an gemeinsamen Bildungsstandards gearbeitet werden.
Oliver Kaczmarek (SPD) bezeichnete die Neuausrichtung der Lehrerausbildung als eine der wichtigsten "Schlüsselstellen" im Bildungswesen. Der Problemdruck sei in den Schulen spürbar. Gerade das Thema Inklusion sei eine Aufgabe, die jetzt in den Schulen angegangen werde. Dafür müssten die Länder hohe Summen aufwenden.
"Die zusätzlichen Mittel des Bundes werden helfen, neue Erkenntnisse zu gewinnen und den Transfer zu beschleunigen", argumentierte Kaczmarek: "Nur gemeinsam können Bund und Länder die Neuausrichtung der Lehrerausbildung profilieren."
Sylvia Canel (FDP) sagte, gute Bildung sei die absolute Grundlage, um den Fortschritt voranzutreiben. Zum Fortschritt gehöre neben besserer Gesundheit, einem längeren Leben und Wohlstand vor allem Aufklärung. Nur wer die Fremdeinflüsse auf sich erkenne, habe die Freiheit selbst zu entscheiden, welche Einflüsse er zulasse.
"Die Schulen sind die Wiege der Demokratie", sagte Canel. "Das sollte uns als Politiker im Herzen berühren." Das Engagement in den Klassenzimmern der Republik verdiene höchste gesellschaftliche Anerkennung.
Genauso wie ihre Vorrednerin Sylvia Canel plädierte auch Dr. Rosemarie Hein (Die Linke) für Multiprofessionalität in der Schule. Schulen bräuchten neben sehr gut ausgebildetem Personal eine bessere Vernetzung zwischen den Schulfächern, eine bessere Vernetzung der schulbezogenen Jugendsozialarbeit, der Gesundheitsprävention und eine Quartiersentwicklung vor Ort.
Hein bemängelte, dass trotz der Vereinbarungen der Bundesländer untereinander die Lehrerausbildung in Teilen immer weiter auseinandergehe.
Kai Gehring (Bündnis 90/Die Grünen) plädierte für eine zügige Weiterentwicklung der Lehrerausbildung: "Die Bund-Länder-Initiative muss ein Erfolg werden." In der öffentlichen Debatte über Lehramtsabsolventen spiele die Mobilität bislang die herausragende Rolle. Das sei zwar ein wichtiges Anliegen, dürfe aber nicht die inhaltliche konzeptionelle und praxisnahe Modernisierung des Lehramtsstudiums in den Hintergrund treten lassen. "Die wachsenden beruflichen Anforderungen an Lehrkräfte müssen bei einer Reform der Lehrerausbildung maßgeblich sein."
Zukünftig müsse es eine Lehr- und Lernkultur geben, die Integration und Inklusion tatsächlich verbessere. "Herkunft darf nicht zum Hindernis werden." Im späteren Teil seiner Rede bemängelte Gehring, das die Mittel für die Qualitätsoffensive noch nicht im Haushaltewurf 2014 verankert seien. "Das heißt, hier wird über Geld geredet, das Frau Wanka noch gar nicht hat." Mit dieser Bemerkung erzürnte er die Abgeordneten der Regierungskoalition.
Marcus Weinberg (CDU/CSU) zitierte eine McKinsey-Studie, wonach nicht die finanziellen Mittel und auch nicht die Ganztagsbetreuung von Kindern ausschlaggebend für den Lernerfolg von Schülern seien. "Entscheidend bleiben gute Lehrer", so Weinberg und ging dann auf ein Experiment ein, das in Dallas durchgeführt worden sei.
Dort hätten Top-Lehrer durchschnittliche Schüler unterrichtet. Diese schafften es schließlich unter die Top fünf Prozent ihres Jahrganges. In einem zweiten Experiment hätten dann weniger gut ausgebildete Lehrer durchschnittliche Schüler unterrichtet. Diese hätten im Vergleich relativ schlecht abgeschnitten. (rol/26.04.2013)
Die Reform der Lehrerausbildung ist Gegenstand einer 45-minütigen Debatte am Freitag, 26. April 2013, ab 12.20 Uhr. Zur Abstimmung stehen Anträge von CDU/CSU und FDP (17/9937), der SPD (17/11322) und der Linksfraktion (17/10100). Der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung hat bereits empfohlen, den Koalitionsantrag anzunehmen und die beiden Oppositionsanträge abzulehnen (17/13077).