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Wenn Teona Chubinidze in ihrer Heimat von Erneuerbaren Energien spricht, hält sich das Interesse in Grenzen. Trotzdem es auch in Georgien das Problem der Entsorgung atomarer Abfälle gibt. Die 24-Jährige hat für solche Reaktionen Verständnis. "Das sind für uns noch Luxusprobleme", sagt sie. "Wer noch große materielle Sorgen hat, dem ist die Atomenergie egal." Und dennoch will sie an dem Thema dran bleiben. "Mit meinen Freunden habe ich eine kleine Nichtregierungsorganisation gegründet", erzählt sie.
Neben dem Umweltschutz planen sie, den Ernährungs - und den Verbraucherschutz in den Fokus ihrer Arbeit zu rücken. Bevor es aber richtig losgehen kann, wollen sie sich noch mehr Kenntnisse in dem Bereich aneignen. "Ich habe es in Georgien oft genug erlebt, was Inkompetenz anrichten kann", sagt sie. Da passt es gut, dass Teona Chubinidze ihr Praktikum im Rahmen des Internationalen Parlaments Stipendiums (IPS) ausgerechnet im Büro der FDP-Umweltpolitikerin Angelika Brunkhorst absolviert.
Eigentlich ist die 24-Jährige aus der georgischen Hauptstadt Tbilisi Juristin, Zivilrechtlerin wie sie selbst sagt. Nachdem sie ihr Studium in Georgien 2009 beendet hatte, zog es sie nach Deutschland. "Ich bin nach Berlin gekommen, um Deutsch zu lernen." Was wiederum mit ihrem Studienschwerpunkt zu tun hat, denn: "Das georgisches Bürgerliche Gesetzbuch basiert auf dem deutschen Bürgerlichen Recht", sagt sie.
Dabei sei es in manchen Fällen offenkundig zu Übersetzungsfehlern gekommen. Es gebe einige Lücken und Probleme in den Gesetzestexten, sagt Teona Chubinidze. Daher habe sie die Texte im deutschen Original studieren wollen.
Folge ihres zweijährigen Aufenthaltes in der deutschen Hauptstadt ist aber nicht nur, dass sie sehr gut Deutsch spricht. Vielmehr wurde ihr Interesse, sich auch abseits der Juristerei zu engagieren, angestachelt. "Als ich nach Georgien zurück kam, sind mir die Unterschiede zwischen den beiden Ländern erst so richtig aufgefallen", sagt sie.
"Ich will aber, dass es auch in meiner Heimat fortschrittliche Entwicklungen gibt." Teona Chubinidze ist überzeugt davon, dass sich Georgien zu einer modernen Demokratie entwickeln kann. "Wir können das schaffen", gibt sie sich optimistisch.
Daher steht auch fest: Nach Ende des IPS geht es zurück nach Georgien. "Es ist ganz wichtig, dass es im Land auch Leute gibt, die anders denken." Die Mehrheit im Land habe keinen Anspruch, eine eigene Meinung zu haben, schätzt sie ein. "Sie laufen dem nach, was ihnen vorgegeben wird."
Teona Chubinidze ist da anders gestrickt. "Für viele meine Freunde und Bekannte sind die Themen und Probleme, die ich diskutiere, und die Werte und Moralvorstellung, die ich vertrete, inakzeptabel", sagt sie. Und dennoch: "Ich bin ein Teil dieses Landes und seiner Bevölkerung und finde es wichtig, mich mitzuteilen."
Hoffnung macht ihr, dass ziemlich viele junge Leute, die im Ausland studiert und dort die Demokratie kennengelernt haben, diese nun auch zuhause haben wollen. Dazu engagierten sie sich auch immer stärker in NGOs. Wird das durch den Staat toleriert? Zumindest so lange die Aktivitäten der NGOs der Staatspolitik nicht widersprechen gebe es keine Probleme, sagt sie.
Klingt so, als hätte Georgien Probleme mit der Demokratie? Ja, räumt sie ein. Über lange Jahre habe keine wirkliche Demokratie existiert. Jetzt gebe es eine neue Regierung. "Es ist noch zu früh, um einzuschätzen, wie sie damit umgeht", sagt die 24-Jährige.
Auch mit Blick auf die Außenpolitik stellt sie der letzten Regierung ein schlechtes Zeugnis aus. "Es war falsch, ständig Russland zu attackieren." Teona Chubinidze findet vielmehr, dass man den Nachbarn braucht. "Für alle Staaten in der Region ist Russland ein wichtiger Partner", sagt die 24-Jährige. Solange es "kein größeres politisches Interesse" gibt, wolle niemand für das kleine Georgien gegen das große Russland kämpfen, stellt sie ganz pragmatisch fest.
Einen ähnlich nüchternen Blick hat sie auch auf die Problematik rund um die von Georgien abgespalteten Regionen Abchasien und Südossetien. Seit 20 Jahren gibt es diese Probleme schon. 2008 wurde sogar Krieg geführt. "Rechtlich gesehen gehören die Gebiete zu uns", sagt die Georgierin. Aber die Menschen, die dort wohnen, identifizierten sich nicht mehr als Mitbewohner Georgiens. Deshalb ist es ihrer Ansicht nach besser, "miteinander zu sprechen und einen Weg zu finden, von dem beide Seiten profitieren können". Geschehe dies nicht, bleibe immer die Gefahr eines neuen Konflikts bestehen, schätzt sie ein.
Es sind mutige und kritische Worte, die die 24-Jähirge Georgierin findet. Ja, bestätigt sie. Das müsse auch so sein. Wenn man immer alles nur positiv sehen will, bringe das nichts. "Wir müssen kritischer mit unserer Situation umgehen. Wir müssen die Probleme ernst nehmen und Maßnahmen dagegen ergreifen."
Teona Chubinidze scheint bereit dafür zu sein. Die Erfahrungen aus dem IPS, da ist sie sich sicher, werden ihr dabei helfen. (hau/18.06.2013)
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