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Der Wille der Nationalsozialisten, in ihren Augen "lebensunwertes Leben" auszulöschen, wurde im Deutschen Reich erstmals systematisch mit den "Euthanasie"-Verbrechen 1940/41 umgesetzt. Die Opfer dieses Mordprogramms, später "Aktion T4" nach dem Sitz der Zentrale in der Berliner Tiergartenstraße 4 genannt, waren deutsche und österreichische Frauen, Männer und Kinder, meist mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen.
Am 16. Januar 1940 begannen Verschleppungen in Gasmordanstalten - nach Bernburg, Brandenburg/Havel, Grafeneck, Hadamar, Hartheim und Pirna-Sonnenstein. Über 70.000 Menschen fielen der Aktion zum Opfer, bis sie im Sommer 1941 aufgrund öffentlicher Unruhe gestoppt wurde.
Doch der Massenmord von Patienten hatte bereits nach Kriegsbeginn im September 1939 auf dem Gebiet des eroberten Polen begonnen. Und er wurde in Deutschland nach dem "Euthanasiestopp" durch Überdosen von Medikamenten, Nahrungsentzug oder Vernachlässigung der medizinischen Versorgung fortgesetzt. Hinzu kamen ab Juni 1941 nach dem Angriff auf die Sowjetunion Massenerschießungen im Osten. Die Aktionen hatten eine europaweite Dimension mit mindestens 300.000 Ermordeten.
Diese Menschen wurden nicht nur heimtückisch ermordet - sie bekamen auch keine Gräber und keine Grabsteine. Die in der Ausstellung gezeigten Fotografien stehen beispielhaft für etwa 10.000 geistig oder körperlich behinderte und sozial benachteiligte Säuglinge und Kinder, die zwischen 1940 und 1945 dem Patientenmord zum Opfer fielen. Die Dokumente entstammen Aktenbeständen der früheren Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Bonn, aus der 257 Mädchen und Jungen, darunter die hier gezeigten Kinder, in den Tod abtransportiert wurden.
Von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, dem Landesverband Berlin des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und der Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung e.V. gefördert, hat die Künstlerin Valentina Pavlova die Ausstellung entwickelt, die auf Einladung von Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert im Deutschen Bundestag gezeigt wird. In der Ausstellung "Garten der Erinnerung" stehen 40 Kinderporträts und 40 blühende Apfelbäume stellvertretend für alle Kinder, die Opfer der NS-"Euthanasie" wurden.
Im Anschluss an die Gedenkstunde anlässlich des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag am 27. Januar 2011 wird der Bundestagspräsident mit seinen Gästen von Valentina Pavlova und dem Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Uwe Neumärker, durch die Ausstellung auf der Fraktionsebene des Reichstagsgebäudes geführt.
Die Ausstellung ist nach den Zutrittsregelungen des Deutschen Bundestages zu sehen
vom 28. Januar bis 25. Februar 2011
im Paul-Löbe-Haus
Konrad-Adenauer-Straße 1
Berlin-Mitte
montags: 9 bis 16 Uhr
dienstags bis donnerstags: 9 bis 17 Uhr
freitags: 9 bis 14 Uhr.
Gruppenbesichtigungen nur nach Voranmeldung unter
Telefon + 49 30 227-35425