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Berlin: (hib/EIS) Der Einsatz des Wirkstoffes Glyphosat in Pflanzenschutzmitteln wird von Sachverständigen befürwortet. Experten mehrerer Behörden äußerten keine grundsätzliche Ablehnung der Anwendung des Wirkstoffes in der Landwirtschaft in einem öffentlichen Fachgespräch des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft am Mittwochvormittag. Glyphosat ist nach Darstellung des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) weltweit einer der am meisten eingesetzten Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln, die zur Verhinderung von unerwünschtem Pflanzenwuchs im Kulturpflanzenbau oder zur Beschleunigung des Reifeprozesses bei Getreide (Sikkation) verwendet werden.
In Deutschland werden pro Jahr rund 5.900 Tonnen Glyphosat in der Landwirtschaft und etwa 40 Tonnen im Haus- und Kleingartenbereich ausgebracht. „Damit ist der Verbrauch in Deutschland als konstant einzuschätzen“, sagte Hans-Gerd Nolting vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Dagegen sei weltweit mit rund 650.000 Tonnen ein steigender Verbrauch zu erkennen. Nach derzeit gültigen Anwendungsbestimmungen ist in der Bundesrepublik das Ausbringen von rund drei Kilogramm Glyphosat pro Hektar und Jahr erlaubt. Der Einsatz von Glyphosat bei der Vorerntebehandlung zur Beschleunigung der Erntereife wurde von den Experten nicht als normale Anwendung betrachtet. „Die Reifebeschleunigung wird nicht durch das Pflanzenschutzgesetz abgedeckt“, sagte Nolting. Dennoch bleibe die Sikkation nicht ganz ausgeschlossen, wenn es auf Feldern „Durchwuchs“ gebe: „Dann wäre eine Teilbehandlung möglich.“ Probleme sah Nolting im Haus- und Kleingartenbereich. „Die Anwendung auf versiegelten Flächen wird im Zulassungsverfahren für entsprechende Mittel nicht mehr genehmigt.“ Die Genehmigungen für bestehende Mittel lasse man auslaufen.
Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes<span> </span>(UBA), sprach sich dafür aus, dass es das Ziel sein sollte, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln generell zurückzufahren. Zwar sei Glyphosat unter den Totalherbiziden (Unkrautbekämpfungsmittel) das Mittel, das am umfänglichsten eingesetzt werde, doch ein Verbot des Wirkstoffes befürwortete sie nicht, denn „im Vergleich zu den zur Verfügung stehenden Mitteln ist es akzeptabel“. Problematisch sah Krautzberger jedoch die indirekten Effekte des Wirkstoffes auf die Biodiversität – die biologische Vielfalt. „Es handelt sich dabei nicht um einen unmittelbaren Effekt, sondern um den Verlust der Vielfalt im Umfeld der Äcker.“ So würden insbesondere Feldvogelarten keine ausreichende Nahrungsgrundlage vorfinden. Das führe zum Rückgang der Bestände. Aus diesem Grund plädierte die UBA-Präsidentin dafür, ein Risikomanagement in der Ackerbewirtschaftung verpflichtend einzuführen. Durch die Bereitstellung unbehandelter Feldflächen für Ackerkräuter soll Vögeln mehr Lebensraum ermöglicht werden.
Auch Roland Solecki vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sprach sich für Glyphosat aus, weil es eine relativ geringe Toxizität (Giftigkeit) aufweise. Mögliche schädliche Effekte des Wirkstoffes in Kombination mit sogenannten Beistoffen, den Tallowaminen, würden entschärft, denn die Zulassung vieler der Beistoffe, die im Vergleich eine höhere Toxizität aufweisen würden, laufe noch in diesem Jahr aus. Auf die verbreiteten Sorgen im gesundheitlichen Bereich mit einem Verbot von Glyphosat zu reagieren, empfahl Solecki ebenfalls nicht, weil alternativ nur auf gefährlichere Mittel zurückgegriffen würde. „Dann sollten alle Mittel verboten werden.“ Zudem sei das BfR zu dem Ergebnis gekommen, dass von Menschen aufgenommenes Glyphosat ausgeschieden werde. Die berechneten Aufnahmemengen würden außerdem unter den Grenzwerten liegen. Bei sachgerechtem Einsatz von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln gebe es keine schädigenden Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier. Dass das auch bei der Anwendung auf den Feldern gelte, nahm Gerhard Gündermann, Vizepräsident des Julius Kühn-Instituts (JKI), an. „Die Landwirte sind gut ausgebildet in Fragen der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln“, schätzte er ein. Dafür spreche, dass die Landwirte der sogenannten guten fachlichen Praxis folgen und Pflanzenschutzmittel nicht billig seien. Verschwenderischer Umgang mit Glyphosat lohne sich nicht.
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