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Berlin: (hib/ROL) Zur Förderung des Spitzensports werden von den meisten Experten klarere Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten gefordert. Das wurde bei der öffentlichen Anhörung „Neue Strukturen für die Spitzenförderung“ am Montagnachmittag im Sportausschuss des Bundestages deutlich.
Christoph Niessen, Vorstandsvorsitzender des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen sagte: „Der Spitzensport muss auf eine vertragliche Grundlage gestellt werden.“ Er benötige ein gesamtes Ziel, dem sich der gesamte Spitzensport verpflichtet sehe. Niessen trat auch dafür ein, einen klar anzustrebenden Medaillenspiegel zu definieren. Spitzensport funktioniere wie ein Unternehmen. Es müsse wettbewerblich gedacht werden, es müssten messbare Ziele gesetzt werden. Auch ging er auf das sogenannte Bund-Länder-Abkommen ein, bei dem keine klaren Zuständigkeiten für die Athleten definiert seien. Dazu äußerte sich im späteren Verlauf der Anhörung auch der Direktor Leistungssport des DOSB, Bernhard Schwank: „An den Förderstrukturen, die wir in Deutschland haben, kann man sich nicht orientieren.“ Es müsse für Trainer und Verbände eine klare langfristige Planungssicherheit geben. Das ginge nur, wenn sich die unterschiedlichen Finanzgeber und Organisationen darauf verständigen, was und wie man genau fördern will. Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes sagte zum Thema Messbarkeit: „Im Leistungssport gibt es ein Kriterium für den Erfolg und das ist der Erfolg.“ Die Zahl der erreichten Medaillen sei das Entscheidende bei Olympischen Spielen oder einer Weltmeisterschaft. Allerdings heiße das nicht, dass man die Förderung nur an der Zahl der Medaillen ausrichten dürfe.
Die Gesamtaktivensprecherin des Deutschen Behindertensportverbandes, Manuela Schmermund, stimmte in Vielem zu. Sie kritisierte, dass die Unterstützung, die der Athlet im Umfeld bräuchte - seien es Trainer oder finanzielle Mittel - mehr zum Sportler kommen müsse, als dass dieser sich selbst darum kümmere. Schließlich müsste der Sportler ja zusätzlich auch noch häufig seinen Lebensunterhalt verdienen.
Arndt Pfützner, Direktor des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT), plädierte zur Förderung des Nachwuchsleistungssports, bei dem die wissenschaftliche Begleitung besonders schlecht sei, für die Einführung eines Fonds. Ein Fonds könnte ein hilfreiches Mittel sein, um die Zuständigkeit von Kommunen, verschiedenen Bundesländern und dem Bund zu erleichtern und zu bündeln. „Ein Athlet denkt nicht in Landesgrenzen“, sagt er vor dem Ausschuss. Auch Joachim Mester von der Sporthochschule Köln trat für einen Fonds ein, da die Verbände so mehr Planungssicherheit erhielten. Er konzedierte, dass es 25 Jahre nach dem Mauerfall nicht gelungen sei, die Systeme DRR und BRD miteinander wirklich erfolggarantierend zu verzahnen.
Christian Breuer, Vertreter der Athleten im Präsidium des DOSB, schlug vor, dass die Olympiastützpunkte zusätzlich zu der üblichen Betreuung weitere „Kernaufgaben“ übernehmen sollten.
Wolfgang Maier, Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes, fand deutliche Worte: „Deutschland ist abgedrängt gehört nicht mehr zu den Topnationen.“ Es sei zudem nicht zuträglich, wenn man schon unterbesetzt und unterfinanziert irgendwo hinfahre und dann noch zu hören bekäme: Falls man sich nicht unter die ersten Acht platziere, würde es in Zukunft noch weniger Geld geben. Der Journalist Daniel Drepper plädierte insgesamt für ein transparenteres System. Das schaffe Akzeptanz in der Öffentlichkeit.
Eine völlig andere Sportförderung verfolgt Großbritannien. Elisabeth Nicholl, CEO UK Sports, beschrieb, dass für Spitzensport in Großbritannien im Jahr umgerechnet 50 Millionen Euro zur Verfügung stünden. Ausgegeben würde das Geld aber nur für Sportarten die auch „medaillienträchtig“ seien. Nicholl sagte: „Die Sportler wissen, es ist ein Privileg und kein Recht, gefordert zu werden.“ Sie nannte es einen Vorteil, dass im britischen System alles klar definiert sei.
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