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Berlin: (hib/JBB) Eine intakte Natur ist das Kapital für eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung des Tourismus in Großschutzgebieten. Private und öffentliche Tourismusakteure sollen sich demnach stärker für deren Erhalt einsetzen und eine gemeinsame Vermarktung der Gebiete forcieren - zu diesem Fazit kamen Sachverständigen am Mittwoch in einer öffentlichen Anhörung des Ausschuss für Tourismus des Bundestages. Thema der Anhörung war die Wertschöpfung durch den Tourismus in Großschutzgebieten.
Die Sachverständigen waren sich darin einig, dass die Natur erhalten bleiben müsse, schließlich kämen die Menschen hauptsächlich, um sich in der unberührten Landschaft zu erholen. Darin liege großes wirtschaftliches Potential gerade für den ländlichen und strukturschwachen Raum. Sie wünschten sich eine dauerhaftere staatliche Unterstützung, bessere finanzielle und personelle Ausstattung und vor allem eine koordinierte, bundesweite Vermarktung der Naturschutzgebiete.
Elke Baranek, Geschäftsführerin des Europarc Deutschland e.V., des bundesweiten Dachverbandes der Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks, sagte, die unberührte Natur sei Grundvorrausetzung für touristische Aktivität und der daraus folgenden wirtschaftlichen Wertschöpfung. Dazu müsse es innovative und nachhaltige Tourismusangebote geben, die von den Naturparkverwaltungen umgesetzt werden müssten. Letztere müssten dazu jedoch personell und qualitativ gestärkt werden. Zudem müssten die Urlaubsregionen von einem klaren Absender vermarktet werden, die nationalen Kulturlandschaften seien ein solcher Absender. Baranek begrüßte die Pläne der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT), 2016 ein Themenjahr „Faszination Natururlaub in Deutschland“ zu veranstalten und im Ausland zu bewerben.
Ulrich Köster, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Nationalparke e.V., stimmte seiner Vorrednerin zu und forderte, die Kampagne der DZT auch im Inland zu fahren. Für ihn seien die Schutzgebiete „die Schatzkammer der deutschen Kultur“. Ihre Wertschöpfung gehe über die Landschaft hinaus, jeder von der öffentlichen Hand dafür ausgegebene Euro sei eine „kluge Investition“. Bei der personellen Ausstattungen der Naturparkverwaltungen plädierte er für eine Mindestanzahl von vier Mitarbeitern im Management, das sei momentan nicht überall gegeben. Köster forderte, nationale Förderprogramme für Naturparks zu entwickeln, ähnlich wie in der Schweiz.
Einen Blick auf ein südliches Nachbarland zu werfen riet auch Franz Leibl, Leiter der Nationalparkverwaltung Bayrischer Wald. Er wünschte sich ebenfalls eine überregionale Vermarktung der Naturparks, Biospährenreservate und Nationalparks und brachte als Beispiel Österreich. Dort würden alle Nationalparks auf Bundesebene gebündelt vermarktet. Zudem könne man sich überlegen, eine für alle Nationalparks in Deutschland gültige Karte einzuführen. Mario Schrumpf vom Naturpark Stechlin-Ruppiner Land schloss sich den Anmerkungen seiner Vorredner an und sagte, die Politik müsse sich der Großschutzgebiete in ihrer Gesamtheit annehmen und Natur und Landschaft langfristig sichern.
Martin Flade vom Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin wies auf die Besonderheiten von Biosphärenreservate hin. Sie seien „keine Naturschutzgebiete im eigentlichen Sinn, sondern Experiementierfelder, auch für ökologische und nachhaltige Landnutzung“. Auch sie seien touristisch interessant, erklärte Flade, wenngleich auch nicht für den Massentourismus.
Probleme für Biosphärenreservate sah Flade vor allem in großen Infrastrukturprojekten wie Stromtrassen oder Autobahnen, dem großflächigen Anbau von Mais und Windkraftanlagen im Zuge der Energiewende und der allgemeinen Sparpolitik. Flades Kollege Eugen Nowak vom Biosphärenreservat Spreewald bedauerte, dass „private und öffentliche Tourismusakteure bisher zu wenig erkennen, dass die intakte Naturlandschaft das Kapital für eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung ist“. Sein Biosphärenreservat leide unter der Verockerung der Spree. Der Fluss trage sehr viel Eisenhydroxid mit sich, eine Folge des Tagebergbaus in der Lausitz. Das Eisenhydroxid führe zu einem Absterben der Tier- und Pflanzenwelt.
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