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Berlin: (hib/JOH) Um die Abhängigkeit Deutschlands von Öl- und Gasimporten mittel- und langfristig zu verringern, muss der Energieverbrauch deutlich sinken. Das machten Experten am Mittwochmittag im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit in einem Fachgespräch zum Thema „Die Rolle von Gas- und Ölimporten angesichts des weiteren Ausbaus der Erneuerbaren Energien und der Anforderungen des Klimaschutzes“ deutlich.
Abgesehen von Notfallplänen und der Bevorratung von Öl und Gas gebe wenige kurzfristige Handlungsoptionen, um die Versorgungssicherheit in Deutschland sicherzustellen, betonte Felix Matthes vom Öko-Institut e.V. Mittelfristig sei auch eine Quellendiversifizierung sinnvoll, um bei den Energieimporten nicht von einigen wenigen Ländern wie Russland oder Norwegen abhängig zu sein. Langfristig aber müsste vor allem die Energieeffizienz im Verkehrssektor und im Wärmemarkt verbessert werden, da in diesen Bereichen bisher das meiste Öl und Gas verbraucht werde. Investitionen in diese Bereichen seien für den Klimaschutz unverzichtbar und müssten bei der Umsetzung der Energiewende im Mittelpunkt stehen, forderte Matthes.
Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschafts-forschung verdeutlichte anhand verschiedener Zahlen die starke Abhängigkeit Deutschlands von Öl- und Gasimporten aus dem Ausland. So beziehe Deutschland 39 Prozent seines Rohöls aus Russland, 15 Prozent aus Großbritannien und zehn Prozent aus Norwegen. Erdgas importiere Deutschland zu 38 Prozent aus Russland, zu 35 Prozent aus Norwegen und zu 22 Prozent aus den Niederlanden. Der Anteil der Nettoimporte am Primärenergieverbrauch liege beim Öl bei nahezu 100 Prozent, beim Erdgas bei mehr als 80 Prozent. Zwar habe nach Angaben Kemferts der Energieverbrauch pro Kopf in den vergangenen 20 Jahren in Deutschland abgenommen, jedoch seien die Potenziale bei der Verbesserung der Energieeffizienz „noch bei weitem nicht ausgeschöpft“. Sie plädierte daher für eine rasche Umsetzung der Energiewende. So müssten heimische Energieträger stärker genutzt, erneuerbare Energien ausgebaut und die Herstellung eigenen Gases durch „Power to Gas“-Technologien gefördert werden. Außerdem sprach sich Kemfert für den Bau von Flüssiggasterminals in Deutschland aus. Auch wenn die Preise hierfür noch sehr hoch seien, stellten die Terminals in Zukunft eine „bedeutende Komponente“ dar.
Anke Tuschek vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. betonte, dass Deutschland derzeit nicht um seine Versorgungssicherheit bangen müsse. Sie verwies aber darauf, dass Erdgas in der deutschen Volkswirtschaft „tief verwurzelt“ sei. So sorge in jeder zweiten deutschen Wohnung, egal ob Neubau oder Bestand, eine Erdgasheizung für Wärme. Auf der Suche nach bezahlbaren Alternativen müsse unter anderem das Biogas stärker in den Blick genommen werden. Es habe auch eine erheblich bessere Co2-Bilanz als Erdgas. Im Bereich der „Power to Gas“-Technologie gebe es bisher nur Pilotprojekte, erläuterte Tuschek. Die Gasherstellung durch die Umwandlung regenerativ erzeugten Stroms sei aber eine effiziente und klimafreundliche Alternative zu Erdgas und eine weitere Möglichkeit, die Versorgungssicherheit künftig zu verbessern.
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