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Der ökologische Landbau sollte als Indikator zur Bewertung nachhaltiger Lebensmittelproduktion erhalten bleiben. Darin waren sich die meisten Sachverständigen der öffentlichen Anhörung des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung am Mittwoch, 20. Februar 2013, einig. Unterschiedlich bewerteten sie aber die Frage, ob ein weiteres Label auf Verpackungen Verbrauchern mehr Orientierung bieten würde.
Ziel der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie sei es, 20 Prozent Ökolandbau in Deutschland zu erreichen, sagte der Vorsitzende des Beirats, Andreas Jung (CDU/CSU), zu Beginn der Sitzung: "Von diesem Ziel sind wir meilenweit entfernt." Daher sei es die Frage, ob ökologischer Landbau als Indikator für nachhaltige Produktion tauge. Auch der Stickstoffüberschuss im Boden als Indikator stehe in Frage.
Ferner gehe es nicht ausschließlich darum, Ökolandbau zu fördern, sondern Nachhaltigkeit in der ganzen Kette vom Anbau über die Produktion von Lebensmitteln bis zu deren Verkauf zu fördern. Welche Bewertungskriterien dafür zielfördernd seien, wollte er von den Sachverständigen wissen. Außerdem sei es ein Anliegen des Beirats, Transparenz für den Verbraucher herzustellen.
Die Sachbuchautorin und Journalistin Tanja Busse sagte, sie halte es "für sehr sinnvoll, dass man die ökologische Landwirtschaft als Indikator beibehält". Das Ziel, 20 Prozent der Landwirtschaft nach ökologischen Regeln zu organisieren, müsse ebenfalls weiter verfolgt werden. "Der Begriff Nachhaltigkeit würde zu einer Farce werden, wenn er weiter verwässert wird."
Allerdings sei es sinnvoll, die soziale Nachhaltigkeit aufzunehmen. Viele Höfe müssten schließen, weil sie nicht rentabel seien. Das liege aber nicht an den Betreibern, sondern daran, dass sich nur große Höfe rechneten. Dieses "Höfesterben" sollte berücksichtigt werden, genauso wie eine gerechte Preisgestaltung der Produkte. Auch der Stickstoffüberschuss im Boden sollte weiter bedacht werden: "Wir haben zu viel Stickstoff eingetragen."
"Auch aus unserer Sicht sollte der Ökolandbau als Indikator beibehalten werden", sagte Martina Fleckenstein vom WWF Deutschland. Sie plädierte zudem für eine feste Zeitgrenze zum Erreichen des 20-Prozent-Ziels. "20 Prozent im Jahr 2020, das wäre so unsere Wunschvorstellung."
Schulküchen und Betriebskantinen sollten zum Verbrauch nachhaltiger Produkte animiert werden, um näher an die Verbraucher heranzukommen. Fleckenstein sprach sich auch für ein neues Siegel für Lebensmittel aus konventioneller Herstellung aus. Das würde dem Verbraucher eine bessere Orientierung geben, meinte sie.
Udo Hemmerling vom Deutschen Bauernverband schlug vor, die Frage des Stickstoffüberschusses zu erweitern. Bisher sei dieses Kriterium ausschließlich auf das ausgerichtet, was die Bauern der Erde zuführten, aber nicht, welche Erntemenge produziert werde. Sinnvoller sei daher eine "Düngebilanz", die eine "Input-Output-Relation" herstellen würde.
"Der zweite Teil wäre sozusagen, das Thema Verschwendung aufzugreifen", sagte Hemmerling weiter. Die gesamte Kette vom Erzeuger zum Verbraucher müsse auf die Verschwendung von Lebensmitteln überprüft werden. Dies wäre ein sinnvoller Indikator für Nachhaltigkeit.
"Klar kann man die Indikatoren in Frage stellen", sagte Jan Plagge vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft und von Bioland. Es sei aber auch möglich, die politischen Maßnahmen zur Förderung des Ökolandbaus zu überprüfen. Diese Sparte habe den Vorteil, mehrfach kontrolliert zu sein.
Er betonte, Ökolandbau habe mittelbar Auswirkungen auf konventionelle Landwirtschaft. Ein weiteres Label halte er für überflüssig. "Lassen Sie uns lieber den Ökolandbau ausbauen", sagte Plagge.
Prof. Dr. Gerold Rahmann vom Johann-Heinrich-von-Thünen-Institut, einer Einrichtung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, plädierte ebenfalls dafür, ökologische Landwirtschaft als Indikator für Nachhaltigkeit beizubehalten. Dafür spreche, dass das System weit entwickelt sei und Vertrauen beim Verbraucher genieße. Konventionelle Betriebe könnten von ihren Öko-Kollegen genauso lernen wie umgekehrt.
in weiteres Siegel auf Lebensmittelpackungen lehnte er ab: "Wir brauchen jetzt schon einen halben Kubikmeter Packung, um alle Siegel abzubilden." (ske/21.02.2013)