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Heinz-Joachim Barchmann während der Sitzung des Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union. © DBT/Urban
Heinz-Joachim Barchmann ist ein Arbeitnehmervertreter wie er im Buche steht. Seit 42 Jahren ist der Niedersachse Gewerkschafter mit Leib und Seele und seit 34 Jahren Sozialdemokrat. Willy Brandt ist sein großes Vorbild, er begeisterte ihn schon als Schüler, als Brandt noch Regierender Bürgermeister von Berlin war. Im Jahr 2009 wurde er in den Deutschen Bundestag gewählt und tritt seit dem als Volksvertreter engagiert für Bildung, gute Arbeit und soziale Gerechtigkeit ein. In seinem Wahlkreis Helmstedt-Wolfsburg holte er mit seiner ersten Kandidatur für den Bundestag 34,6 Prozent der Erststimmen und lag damit mehr als zehn Prozent über dem Gesamtergebnis der SPD. Seine Ziele beschreibt er so: "Ich möchte mit meinem Engagement dazu beitragen, dass es den Menschen in unserer Region wieder besser geht, und dafür sorgen, dass alle einer positiven Zukunft entgegensehen können und dass es lohnt, hier zu arbeiten und zu leben."
Heinz-Joachim Barchmann wuchs in einer Arbeiterfamilie in einem niedersächsischen Dorf auf, absolvierte nach der Schule eine kaufmännische Ausbildung und arbeitete danach in einem Handelsbetrieb. 1971 trat er in die damalige HBV-Gewerkschaft (Handel, Banken, Versicherungen) ein, die heute zu Verdi gehört, und engagierte sich für die Kollegen.
Er erzählt über die damalige Zeit: "Anfang der siebziger Jahre, als ich zur Gewerkschaft fand, hatte ich viele Freunde und Kollegen, die in die SPD eintraten. Die Sozialdemokraten hatten damals enormen Zulauf. Warum ich nicht eintrat, kann ich heute gar nicht mehr sagen, aber ich hatte als Gewerkschafter natürlich große Sympathien für die SPD. Allerdings war ich damals auch ein Freund der großen Koalition und sozialliberaler Politik. In die SPD bin ich am 1. Februar 1979 eingetreten, da war Helmut Schmidt Bundeskanzler und mein großes Vorbild. Ich ging in die SPD-Geschäftsstelle und habe den Antrag auf Mitgliedschaft ausgefüllt. Ich wollte ohne Wenn und Aber Sozialdemokrat werden." Sofort wurde das Neu-Mitglied Barchmann bei den Jusos aktiv und war bald im Vorstand des größten Unterbezirks der SPD Hannover-Land.
Heinz-Joachim Barchmann drückte ab 1982 noch einmal die Schulbank und holte auf dem Abendgymnasium das Abitur nach. Anschließend studierte er an der Sozialakademie in Dortmund. Ziel des Studiums war es, ihn als Arbeitnehmervertreter zur selbstständigen Tätigkeit als Gewerkschafter zu befähigen. Nach dem Abschluss des Studiums wurde Heinz-Joachim Barchmann im April 1987 hauptberuflicher Gewerkschaftssekretär beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Er übernahm seine erste Aufgabe im DGB-Kreis Hamburg, später wechselte er nach Hildesheim und Oldenburg.
Beim DGB erkannte man schnell das außerordentliche Organisationstalent des Niedersachsen und übertrug ihm die Organisation der DGB-Sommerlager für Jugendliche. An diese Zeit erinnert sich Heinz-Joachim Barchmann noch heute begeistert zurück. "Ich hatte die Aufgabe, Sommerlager für 600 bis 800 Jugendliche in Südfrankreich zu organisieren. Wir bauten Zelte auf, richteten Zeltküchen ein und diskutierten Nächte lang die Weltpolitik. Wir hatten ein unglaublich starkes Gemeinschaftsgefühl, und es machte Freue zu sehen, wie sich junge Menschen aus vielen Ländern verstehen."
Im Jahr 1992 wurde Heinz-Joachim Barchmann im DGB-Kreis Wolfsburg-Gifhorn-Helmstedt von der Delegiertenversammlung zum Kreisvorsitzenden gewählt und arbeitete in dieser Funktion zehn Jahre lang sehr erfolgreich. "Als der DGB im Jahr 2001 die Regionen Wolfsburg mit Braunschweig zusammenlegte, gab ich den Vorsitz des Kreisverbandes an den Braunschweiger Kollegen ab. Ich wollte in Wolfsburg bleiben und arbeitete wieder als Gewerkschaftssekretär. Sechs Jahre später wählten mich die Kollegen dann zum Vorsitzenden der DGB-Region Süd-Ost-Niedersachsen", erklärt Barchmann.
Heinz-Joachim Barchmann ist inzwischen mehr als 25 Jahre als hauptberuflicher Gewerkschafter in Niedersachsen tätig und vielen Kollegen als Mensch mit Herzblut bestens bekannt. Das war sicher der Grund, weshalb er vor der Bundestagswahl 2009 von Sozialdemokraten verschiedener Ortsvereine angesprochen wurde, ob er sich eine Kandidatur für den Bundestag vorstellen könnte. Der Wahlkreis Helmstedt-Wolfsburg hatte seit 2007 keinen SPD-Kandidaten mehr, die Position war also vakant.
"Nachdem ich mir den Vorschlag überlegt hatte, wollte ich es versuchen. Ich führte Gespräche mit vielen Genossen und stellte mich in den einzelnen Ortsvereinen vor", sagt Barchmann. Offenbar konnte er die Genossen von sich überzeugen, denn nach einer Abstimmung im eigenen Ortsverein, konnte er sich gegen einen zweiten Bewerber durchsetzen. "Auf der Wahlkreiskonferenz hatte ich dann noch eine Hürde zu nehmen. Der Unterbezirk Wolfsburg hatte eine weitere Kandidatin aufgestellt, gegen die ich mich aber deutlich durchsetzen konnte. Die Delegierten wählten mich zum Kandidaten, und ich erhielt einen Listenplatz", erzählt der Abgeordnete.
Im Frühjahr 2009 begann für Heinz-Joachim Barchmann der Wahlkampf. "Ich war hoch motiviert, kandidierte aber in einem für die SPD sehr schwierigen Wahljahr. Die Maßnahmen der Agenda 2010 und die Rente mit 67 waren Themen, die die Menschen sehr beschäftigten. In den Gesprächen mit Bürgern wurde ich immer wieder darauf angesprochen. Die Menschen machten kein Hehl daraus, dass sie von der SPD enttäuscht waren. Unsere Ausgangslage nach einer Großen Koalition war ebenfalls ungünstig, aber ich bin eine Kämpfernatur und habe im Wahlkampf alles gegeben", sagt Barchmann rückblickend.
Auf Marktplätzen und in Betrieben, in Schulen und Vereinen, auf Podiumsdiskussionen und Gewerkschaftsversammlungen warb Heinz-Joachim Barchmann für die Sozialdemokraten. Er ging von Haustür zu Haustür, sprach mit Bürgermeistern und Unternehmern, besuchte Schützenfeste und Seniorenheime. Am Ende eines anstrengenden Wahlkampfes hatte sich sein Einsatz gelohnt. Er konnte ein sehr respektables Wahlergebnis von 34,6 Prozent verzeichnen.
Seine Partei blieb allerdings weit hinter seinem persönlichen Ergebnis zurück. "Das war natürlich ein Wechselbad der Gefühle, als ich am Wahlabend mein Ergebnis sah und mich darüber freute. Andererseits wurde sehr bald klar, dass die SPD auf die Oppositionsbank muss, und das war natürlich bitter", sagt Heinz-Joachim Barchmann. Als sozialdemokratischer Abgeordneter setzt er sich für die Vetorechte von Betriebsräten und die Stärkung der Gewerkschaften ein. Er plädiert für die Besteuerung von Veräußerungsgewinnen und wünscht sich, dass die Finanzmärkte stärker gesellschaftlich kontrolliert werden. Im Bundestag ist Heinz-Joachim Barchmann ordentliches Mitglied im Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union sowie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales. (bsl/04.03.2013)