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Der Stör soll zum Leitfisch der Donau werden und an dessen Beispiel die Durchgängigkeit des Flusses gezeigt werden. Dafür sprachen sich am Mittwoch, 17. April 2013, bei einem Fachgespräch des Umweltausschusses unter Vorsitz von Eva Bulling-Schröter (Die Linke) Experten von Bund, Land und Wissenschaft aus. Die Durchgängigkeit der Donau für den Stör könne eine wichtige Signalwirkung für andere europäische Wasserstraßen haben.
Der Stör, begründete dies Dr. Jörn Geßner vom Leibnitz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin, sei dabei als Leitfisch besonders geeignet: "Er deckt eine Vielzahl von Lebensanforderungen anderer Fische ab", sagte Geßner. Zudem sei er ein wichtiger Indikator für die Wasserqualität der Donau. Der internationale Donau-Tag, der am 29. Juni 2013 in allen Anrainerstaaten begangen wird, soll daher auch unter dem Motto "Get active for sturgeons" (werdet aktiv für die Störe) stehen.
Ministerialdirigent Dr. Fritz Holzwarth vom Bundesumweltministerium machte deutlich, dass für die Maßnahmen zum Schutz der Donau aufgrund der 14 verschiedenen Anrainerstaaten "ein erheblicher Aufwand bei der Koordinierung und große Überzeugungsarbeit" notwendig seien. Die internationale Kommission zum Schutz der Donau (IKSD), deren deutscher Delegationsleiter Holzwarth ist, koordiniert seit der Inkrafttreten der EU-Wasserrahmenrichtlinie im Jahr 2000 und der EU-Hochwasserrichtlinie im Jahr 2007 die Umsetzung der Maßnahmen im Donaueinzugsgebiet zwischen den EU-Mitgliedstaaten und den anderen Donauanrainern.
Eisernes Tor ist Haupthindernis der Fische
Als Haupthindernisse für die Fische, den Fluss vom Meer flussaufwärts und -abwärts zu durchschwimmen, nannte Holzwarth die Staudämme I und II am Eisernen Tor an der rumänisch-serbischen Grenze, den Gabcikovo-Damm in der Slowakei und eine Reihe von Wasserkraftwerken in Deutschland und Österreich.
Dabei habe das Eiserne Tor eine "Schlüsselfunktion", erklärte er. Als nächster Schritt soll eine Machbarkeitsstudie zur erneuten Öffnung der Dämme am Eisernen Tor für die ungehinderte Fischmigration erstellt werden, kündigte er an. Die Finanzierung der Studie sei bislang aber nicht sichergestellt.
Dauerhafte Ansiedlung der Tiere als Ziel
Dr. Florian Ballnus vom bayerischen Umweltministerium betonte, dass der Erhalt der Ökosysteme in der Donau und die Sicherung der Donaustörarten ein wichtiger Punkt der Donaustrategie sei. Die "Störstrategie" (Sturgeon 2020) ist "eng mit der Donaustrategie verknüpft", sagte er. Erklärtes Ziel sei dabei, die dauerhafte Wiederansiedlung des Störs.
Dazu würden sechs Handlungsfelder erarbeitet: Neben der politischen Unterstützung der Ziele gehe es um die Rechtssetzung und notwendige Konservierungsmaßnahmen für den Stör. Dabei würden auch Maßnahmen außerhalb der Flüsse (ex-situ) zur Aufzucht von Stören in Betracht gezogen. Für die betroffenen Fischer müssten aber gleichzeitig auch Ausgleichsmaßnahmen gefunden werden. Zudem sei es eine wichtige Aufgabe, die Öffentlichkeit für die Thematik zu sensibilisieren.
Drei der Wanderwege für Störe sind abgeschnitten
Momentan würden in der Donau noch fünf Störarten vorkommen, sagte der Biologe Dr. Jörn Geßner vom Leibnitz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei. Er wies darauf hin, dass der Stör eine Größe von bis zu acht Metern und ein Alter bis zu hundert Jahren erreichen könnten. Es gebe genetische Unterschiede bei den Arten und damit auch ein unterschiedliches Wanderungsverhalten. Drei der Wanderwege für Störe, von denen einige in zwei Jahren bis zu 1.800 Kilometer zurücklegen könnten, seien jedoch durch bauliche Maßnahmen wie das Eiserne Tor abgeschnitten.
Er und seine Kollegen machten auch deutlich, dass technische Lösungen für die Durchwanderbarkeit der Donau schwierig und kostspielig seien. So gebe es etwa an einigen Bauwerken wenig Platz für die Fischwanderung, da Wanderhilfen für Fische auch eine entsprechende Größe haben müssten. Geßner betonte auch, dass es daneben entsprechende Lösungen für die Fischer geben müsste, die vom Störfang bislang gelebt hätten: "Das ist ein Problem, das wir gerade in ärmeren Regionen ernst nehmen müssen." (as/17.04.2013)