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Eine der wichtigsten Personen der Veranstaltung war nicht da: Der Abgeordnete Jakob Maria Mierscheid sei leider abwesend, sagte Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert mit einem Schmunzeln. Sein "zu Recht berühmter Kollege" befinde sich zurzeit mitten im Wahlkampf, und den könne er nicht unterbrechen. So oblag es Norbert Lammert am Dienstag, 3. September 2013, alleine, die neu gestaltete historische Ausstellung des Bundestages über das parlamentarische System in Deutschland ohne seinen fiktiven Kollegen zu eröffnen.
Die Dauerausstellung "Wege–Irrwege–Umwege" im Deutschen Dom am Berliner Gendarmenmarkt existiert schon seit mehr als zehn Jahren. Sie zeigt auf fünf Ebenen die historische Entwicklung des parlamentarischen Systems in Deutschland. Der Bereich über das aktuelle parlamentarische Geschehen seit 1949 wurde jetzt neu konzipiert und ausstellungstechnisch modernisiert.
Lammert sagte, dass die Ausstellung nach dem Umbau nun einen spielerischen und benutzerfreundlichen Zugang zu einem ansonsten abstrakten Thema biete. "Das ist eine schöne Möglichkeit, dem Parlament zu Leibe zu rücken." Er wünsche sich, dass die Besucher der Ausstellung einen möglichst wirklichkeitsnahen Eindruck vom deutschen Parlament gewinnen.
Im Beisein von Bundestagsvizepräsident Eduard Oswald (CDU/CSU) erklärte Lammert weiter, es sei ein schöner Zufall, dass die Eröffnung gerade am letzten Plenartag stattfinde, "da sie gerade dokumentiert, dass sich das parlamentarische System über Legislaturperioden hinweg kontinuierlich weiterentwickelt und verändert."
Dies zu verdeutlichen, wäre der Ausstellung in bemerkenswerter Weise gelungen. Besonders gefalle ihm, dass die Besucher keiner feste Reihenfolge folgen müssten, sondern sich dort, wo es Interesse gibt, gezielt mit Informationen versorgen könnten.
Anhand des fiktiven Abgeordneten Jakob Mierscheid können sich die Besucher über die Arbeit eines Bundestagsabgeordneten informieren. "Mierscheid stellt in der Ausstellung stellvertretend für alle Abgeordneten den Arbeitsalltag in einer Sitzungswoche nach", erklärt Birgid Aschinger, Leiterin des Besucherdienstes des Bundestages, das Konzept. Auf kleinen Filmen folgen ihm die Besucher durch den Bundestag. Zu sehen sind außerdem Mierscheids Abgeordnetenausweis oder seine Stimmkarte bei Abstimmungen im Plenum.
Herzstück der Ausstellung ist jedoch ein originalgetreuer Plenarsaal in Miniaturformat inklusive Bundestagsadler, Deutschlandfahne und Mikrofon. Hier können die Besucher einmal selbst Parlamentarier sein und auf der Regierungsbank, am Rednerpult oder auf den Abgeordnetenrängen Platz nehmen. Der Raum befindet sich genau unter der Kuppel des Deutschen Doms, die von unten der Kuppel des Reichstagsgebäudes nachempfunden ist.
Doch die Ausstellung hat nicht nur spielerischen, sondern auch dokumentarischen Charakter. Auf einer interaktiven Zeittafel sind wichtige Daten und Ereignisse des deutschen Parlamentarismus seit 1949 vermerkt. Wer sie berührt, erhält in einem Fenster zusätzliche Informationen wie beispielsweise Fotos, Statistiken oder alte Wochenschauclips.
"Insgesamt sind auf der Zeitachse 360 Stationen mit Text und Bild versehen, die alle in Eigenarbeit vom Bundestag erstellt worden sind", sagte Andreas Baasner, Leiter des Ausstellungsbüros, "darunter auch 86 original Wochenschaufilme."
Auf einer interaktiven Landkarte Deutschlands können sich die Gäste über alle Wahlkreise des Landes informieren. Nach Wahlperioden und Bundesländern sortiert, lassen sich dort alle Informationen ab 1949 finden: Welcher Abgeordnete wurde gewählt, wie alt ist er oder sie, welche Partei hatte wann wie viele Stimmen erhalten? Die Abgeordnetendaten sollen regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht werden.
Zu sehen sind weiterhin viele Originalausstellungsstücke aus der Parlamentsgeschichte, beispielsweise ein Stuhl aus dem alten Plenarsaal in Bonn oder Fräcke der Saaldiener. Luftaufnahmen des Parlamentsviertels aus verschiedenen Jahren, angefangen 1989, sollen zudem verdeutlichen, wie sich die Gegend im Laufe der Zeit verändert hat.
Die Ausstellung ist jeweils dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, von Mai bis September bis 19 Uhr und montags nur an Feiertagen geöffnet. Der Eintritt ist frei. (jbb/04.09.2013)