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Bevor Reiner Meier im Jahr 2013 für die CSU Abgeordneter im Deutschen Bundestag wurde, kannte er das Politikgeschäft bereits in all seinen Facetten – auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene sowie in der Europäischen Union. Er gehört dem Vorstand der Christlich Sozialen Arbeitnehmer Union (CSA) an und wurde 1988 Mitglied des Vorstandes der Europäischen Union Christlich-Demokratischer Arbeitnehmer (EUCDA) in Brüssel, die ihn im März 2014 zu ihrem Vizepräsidenten wählte. Mit Horst Seehofer (CSU) verbindet den Oberpfälzer eine lange Freundschaft. Er war sein Büroleiter in Berlin und in München und fast acht Jahre einer der engsten Vertrauten des heutigen Ministerpräsidenten. Im Jahr 2013 nahm er eine neue politische Herausforderung an und kandidierte erfolgreich für den Deutschen Bundestag.
Reiner Meier studierte nach einer Berufsausbildung in der bayerischen Verwaltung an der Fachschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege. Vor mehr als 40 Jahren trat er in die CSU ein, da war er gerade 20 Jahre jung. Warum, dafür hat der diplomierte Verwaltungswirt eine einfache Erklärung: „Deutschland wurde damals von der SPD regiert, ab 1969 von Willy Brandt und später von Helmut Schmidt. Ich hielt schon als junger Mann vieles an der Politik der Sozialdemokraten für falsch und fragte deshalb ein Mitglied der CSU in meinem Heimatort Tirschenreuth, wo ich in die CSU eintreten könne. Ich wollte mitarbeiten, die politischen Verhältnisse in Deutschland zu verändern. Deshalb wurde ich 1973 Mitglied der CSU.“
Blutjung und politisch unerfahren übertrugen ihm die Mitglieder im CSU-Ortsverband trotzdem innerhalb von kurzer Zeit Verantwortung. Reiner Meier wurde in den Vorstand gewählt und wenig später Schriftführer im Kreisverband. „Ich war natürlich stolz, dass ich als junger Mann einen solchen Vertrauensvorschuss von der Partei erhielt und wollte dieses Vertrauen nicht enttäuschen“, erinnert sich Reiner Meier.
Eine Wahlfunktion konnte der junge Politiker im Orts- und Kreisverband nicht ausüben, denn er war Beamter geworden und damit war eine politische Karriere auf kommunaler Ebene nicht möglich. „Ich orientierte mich deshalb Richtung Landespolitik, wo ich Horst Seehofer kennenlernte, mit dem mich bald ein freundschaftliches Verhältnis verband“, sagt Reiner Meier.
Sein großes Engagement für die CSU und die Christlich Soziale Arbeitnehmer Union (CSA) auf Landesebene führte dazu, dass Reiner Meier 1988 in den CSA-Vorstand und später zum stellvertretenden Landesvorsitzenden gewählt wurde. Damit wurde er der Stellvertreter von Horst Seehofer, der den CSA-Vorsitz im Freistaat Bayern innehatte.
„Die enge Zusammenarbeit mit Seehofer führte dazu, dass ich mich im Jahr 2006 für Berlin entschied“, sagt Reiner Meier. Damals suchte Seehofer, der zu dieser Zeit schon mehr als 25 Jahre Abgeordneter im Bundestag und später Bundesminister war, für sein Bundestagsbüro einen neuen Büroleiter.
Reiner Meier sagt: „Horst Seehofer sprach mich an, ob ich die Büroleitung in Berlin übernehmen würde, und ich sagte spontan zu. Abgesehen davon, dass ich mich über dieses Angebot freute, war mein Vertrauensverhältnis zu ihm so groß, dass ich mir die Aufgabe zutraute. Ich habe die Entscheidung nie betreut und die Erfahrungen, die ich im parlamentarischen Betrieb in der Bundeshauptstadt sammeln konnte, waren auch für meine späteren politischen Entscheidungen sehr wertvoll.“
Als Seehofer 2008 sein Bundestagsmandat niederlegte und zurück nach Bayern ging, um Ministerpräsident und Parteivorsitzender der CSU zu werden, folgte Reiner Meier ihm in den Freistaat. Er übernahm die Leitung des Büros des Parteivorsitzenden und sagt heute, dass er auch diese Entscheidung nie bereut hat.
„Ich arbeitete gern mit ihm zusammen, wir hatten und haben ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zueinander. Ich hielt ihm den Rücken frei und traf Entscheidungen, die zu 100 Prozent in seinem Sinn waren.“
Reiner Meier war in den 40 Jahren seiner CSU-Mitgliedschaft nie Parlamentarier. Das änderte sich 2013, als der Landesvorstand der CSA einen eigenen Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl suchte. „Ich wurde vom Vorstand gefragt, ob ich mir eine Kandidatur vorstellen könne. Das kam überraschend, denn ich hatte bis dahin nie daran gedacht in ein Parlament zu wechseln“, sagt Reiner Meier.
Das Angebot stand im Raum, und er besprach es mit Horst Seehofer, dessen Büroleiter er ja im Falle einer Wahl in den Bundestag nicht mehr sein konnte. Er erinnert sich, dass der Parteivorsitzende ihm sofort sagte, er solle auch an sich denken und kandidieren, wenn ihn die CSA als Spitzenkandidat aufstellen würde.
Reiner Meier ergriff die Chance, traf damit aber auch eine Entscheidung, die sein Leben auf den Kopf stellen würde. Rückblickend sagt er: „Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt über Jahrzehnte immer im Hintergrund gearbeitet. Nun wurde ich der Kandidat Reiner Meier, und das war eine ganz neue Herausforderung und eine besondere Erfahrung.“
Der Wahlkampf von Reiner Meier, der als Büroleiter des Parteivorsitzenden auch den Wahlkampf der CSU in ganz Bayern organisieren musste, war sehr speziell. „Ich machte keinen Wahlkampf für mich selbst, sondern für die CSU. Ich war mit Horst Seehofer fast täglich unterwegs. Wir absolvierten große Wahlveranstaltungen und besuchten viele kleine Orte, die ich oft nicht einmal vom Namen her kannte. Die Begegnung mit den Menschen war Horst Seehofer immer besonders wichtig und mir hat es geholfen, ein eigenes Profil als Kandidat zu bekommen“, erinnert sich der Politiker.
Am Wahlabend erwartete Reiner Meier in München die erste Hochrechnung gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten und vielen anderen bayerischen Spitzenpolitikern. Bereits kurz nach 18 Uhr stand fest, dass das Wahlergebnis so hervorragend war, dass Reiner Meier den Einzug in den Deutschen Bundestag geschafft hatte.
Er sagt im Rückblick: „Der Jubel war natürlich groß, aber ich wollte trotzdem erst das amtliche Endergebnis abwarten. Um drei Uhr nachts hatte ich dann Gewissheit.“ Zwei Tage später flog der frisch gewählte Bundestagsabgeordnete bereits nach Berlin und nahm an der ersten Sitzung der CSU-Landesgruppe teil.
Als langjähriges Vorstandsmitglied der Christlich Sozialen Arbeitnehmer Union wurde er von der Landesgruppe aber nicht in den Ausschuss für Arbeit und Soziales entsandt, sondern in den Gesundheitsausschuss. „Gesundheit betrifft alle Menschen, und die Gesundheitspolitik ebenfalls“, sagt der Abgeordnete. Besonders die Pflege möchte Reiner Meier verbessern. Sowohl für die zu Pflegenden als auch die Pfleger gebe es großen Reformbedarf.
Um die Probleme besser zu verstehen, hat er einen Tag lang in einer Pflegeinrichtung als Hilfspfleger gearbeitet und schildert seine Erfahrungen so: „Ich habe mit pflegebedürftigen Bewohnern gesprochen und mit dem Pflegepersonal. Dabei wurde mir klar, dass die Menschen bürokratisiert werden. Ihre Pflege findet in Minuten- und Sekundentakten statt, und weil die Pfleger das auch noch minutiös aufschreiben müssen, geht viel Zeit von der eigentlichen Pflege verloren. Hier besteht Reformbedarf.“ Außerdem will Reiner Meier im Gesundheitsausschuss die flächendeckende Gesundheitsversorgung auf dem Land thematisieren. (bsl/01.09.2014)