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Die wirtschaftliche und soziale Lage von Studenten hängt sehr stark von ihrer Herkunft ab. Das wurde bei einem öffentlichen Fachgespräch des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung unter Vorsitz von Patricia Lips (CDU/CSU) am Mittwoch, 20. Mai 2015, im Berliner Paul-Löbe-Haus deutlich.
Isabella Albert vom Freien Zusammenschluss von StudentInnenschaften (fzs), sagte: „Man kann die Studenten nicht über einen Kamm scheren.“ Albert machte deutlich, dass Studenten laut der 20. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes durchschnittlich 35 Stunden pro Wochen in ihr Studium investieren und von 864 Euro im Monat leben. Bei niedriger Bildungsherkunft arbeiten 64 Prozent der Studenten, bei hoher 59 Prozent.
Der Unterschied wirke gering, doch tatsächlich würden 72 Prozent der Studenten mit niedriger Bildungsherkunft angeben, dass sie arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Bei den Studenten mit hoher Bildungsherkunft sei das Hauptmotiv vielmehr, „sich mehr leisten zu können“. Auch sei die Art der Jobs unterschiedlich. Während die einen eher auf Baustellen oder als Lagerarbeiter arbeiteten, um höhere Stundenlöhne zu erhalten, würden die Akademikerkinder eher in Universitätsbibliotheken jobben und so wertvolle Kontakte für ihre berufliche Zukunft knüpfen.
Prof. Dr. Horst Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), betonte, dass die Weiterentwicklung des BAföG zu einer modernen Form der Studienfinanzierung unerlässlich sei. Es müsse regelmäßig an die aktuellen Lebensverhältnisse angepasst werden. Hierzu gehöre zuallererst eine angemessene finanzielle Ausstattung aber auch eine strukturelle Weiterentwicklung des BAföG im Sinne des lebenslangen Lernens.
Dr. Andreas Keller, stellvertretender Vorsitzender und Vorstandmitglied für Hochschule und Forschung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), machte deutlich, dass noch nie so viele junge Menschen studiert hätten wie heute. Hochschulbildung werde für junge Menschen zur Normalität und gleichzeitig zur Eintrittskarte für immer mehr Berufsfelder. Doch viele könnten sich ein Studium nach wie vor nicht leisten. In keinem anderen Industrieland hänge der Bildungserfolg so eng mit der sozialen Herkunft zusammen wie in Deutschland.
Zudem wurde von mehreren Fachleuten wie auch von Achim Meyer auf der Heyde, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerkes (DSW), die mangelnde Mobilität vieler Studenten bemängelt. Zudem ging Meyer auf der Heyde auch auf die zu geringe Anzahl von Wohnheimplätzen ein, die im Verhältnis zum freien Wohnungsmarkt viel preiswerter seien. Obwohl die Zahl der Studenten insgesamt zwischen 2007 und 2014 um rund 40 Prozent gestiegen sei, habe die Zahl der Wohnheimplätze jedoch nur um fünf Prozent zugenommen.
Dr. Elke Middendorf vom Deutschen Zentrum für Hochschulforschung, das regelmäßig Sozialerhebungen unter Studenten durchführt, verdeutlichte die zunehmenden Probleme des Instituts, valide Daten zu erhalten. Die Kooperationsbereitschaft der Hochschulen sei immer schwieriger zu erlangen und bleibe häufig sogar ganz aus. Zu den wichtigen Gründen der zurückhaltenden Teilnahme gehöre der große Aufwand für die Hochschulen. Dem versuche man jetzt durch Umstellung auf einen Online-Modus zu begegnen. (rol/20.05.2015)