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Als die Lübeckerin Elisabeth Motschmann vor 39 Jahren in Schleswig-Holstein in die CDU eintrat, war sie 24 Jahre jung. Ihre Motivation, warum sie sich als junge Frau für eine Partei entschied, formuliert die erfahrene Politikerin heute so: „Ich wollte kein schönes und bequemes Privatleben pflegen, sondern für die Zukunft meiner Kinder arbeiten. Deshalb bin ich von der Zuschauertribüne auf den Platz gegangen, um mich politisch aktiv zu engagieren. Ich habe mich für eine christliche Partei entschieden, um Politik aus christlicher Verantwortung heraus zu gestalten.“ Dass Elisabeth Motschmann Herausforderungen liebt, hat die Christdemokratin in den fast vier Jahrzehnten seit ihrem Parteieintritt immer wieder bewiesen und in zahlreichen Parteiämtern Verantwortung übernommen. Seit September 2013 ist die Politikerin aus Bremen eine von 311 Abgeordneten der Bundestagsfraktion der CDU/CSU. Sie ist Mitglied im Auswärtigen Ausschuss sowie im Unterausschuss für „Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik“.
Elisabeth Motschmann wuchs in einer Familie auf, in der politische Diskussionen an der Tagesordnung waren. „Meine Eltern waren beide in der CDU. Als ich noch zu Schule ging, gab es reichlich Gesprächsstoff, denn die 1960er-Jahre waren eine sehr politische Zeit“, erinnert sich Elisabeth Motschmann. Das Jahrzehnt begann 1961 mit dem Bau der Berliner Mauer und dem Rücktritt von Bundeskanzler Konrad Adenauer 1963.
Als sich die 1968er-Generation den Gründungsvätern der Bundesrepublik, die für das wirtschaftliche Nachkriegswunder gesorgt hatten, nicht mehr unterordnen wollte, begann eine Phase der Proteste und Unruhen. „Das war wohl der Grund, weshalb mein Vater mich bereits mit 16 Jahren dazu motivierte, in die Junge Union einzutreten, um mich politisch zu engagieren. Ich tat das, war dort allerdings nicht aktiv, weil ich als Gymnasiastin noch keine parteipolitischen Ambitionen hatte“, erinnert sich die Abgeordnete.
Nach dem Abitur studierte Elisabeth Motschmann ab 1972 in Hamburg und Kiel Theologie, Romanistik und Pädagogik. „Nach dem Studium wurde ich 1976 in Schleswig-Holstein von der CDU-Frauen-Union angesprochen, ob ich Interesse hätte, mich parteipolitisch zu engagieren und in die CDU einzutreten. Ich sagte Ja. Damals war ich 24 Jahre alt, hatte ein abgeschlossenes Studium und suchte neue Herausforderungen. Das ist jetzt fast 40 Jahre her, und ich habe diese Entscheidung nie bereut“, erzählt die Christdemokratin.
Kaum eingetreten, wurde Elisabeth Motschmann auch schon zur Kreisvorsitzenden der Frauen-Union gewählt. „Viel Zeit, darüber nachzudenken, hatte ich nicht. Ich wurde ins Wasser geworfen und musste mich freischwimmen“, sagt sie heute und fügt an: „Es war die Erfahrung: kleiner Finger ganze Hand. Denn wenig später sprach mich die damalige Staatssekretärin Annemarie Schuster an, dass der Landesvorstand der Frauen-Union Interesse an meinem Engagement hätte. Weil ich nicht Nein sagte, war ich innerhalb kürzester Zeit nicht nur Mitglied im Landesvorstand, sondern wurde auch zur stellvertretenden Landesvorsitzenden der CDU-Frauen-Union Schleswig-Holstein gewählt.“ Da Elisabeth Motschmann eine Frau mit klaren Zielen ist, die Herausforderungen als Chance versteht, war es der Beginn ihrer erfolgreichen politischen Karriere.
Aber nicht nur als Politikerin behauptete sich Elisabeth Motschmann, auch beruflich war die Lübeckerin erfolgreich. Sie arbeitete als Publizistin für den Axel-Springer-Verlag und den Norddeutschen Rundfunk, veröffentlichte Reportagen über Kinderarmut in Südafrika, Brasilien und Indien und schrieb zahlreiche Bücher zu familien- und frauenpolitischen Themen. Als sie 1987 nach Bremen zog, musste sie ihre politischen Ämter aufgeben, weil sie diese als Bremerin in Schleswig-Holstein nicht mehr ausüben durfte.
„Ich erinnere mich an diesen Umbruch noch heute sehr genau. Es war die Zeit der Barschel-Affäre, und täglich wurden neue unappetitliche Details veröffentlicht. Der Tod von Uwe Barschel war für mich schockierend, denn ich kannte ihn aus der CDU persönlich“, erinnert sich Elisabeth Motschmann. Uwe Barschel war von 1982 bis 1987 Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. Er hatte im Mai 1987 als einziger einen Flugzeugabsturz in Lübeck überlebt, und die Spekulationen um seinen Tod im Genfer Hotel Beau-Rivage im Herbst 1987 sind bis heute nicht beendet.
Elisabeth Motschmann ließ ihr parteipolitisches Engagement in Bremen zunächst ruhen, kehrte aber drei Jahre später in die Politik zurück. Sie sagt: „Ich wurde 1990 vom damaligen Bremer CDU-Landesvorsitzenden und späteren Kulturstaatsminister Bernd Neumann angesprochen. Er fragte mich, ob ich mich in der Bremer CDU engagieren würde, denn er brauche engagierte und erfahrene Frauen. Ich sagte ihm meine Unterstützung zu und wurde prompt zur stellvertretenden Landesvorsitzenden von Bremen gewählt“, erinnert sich die Politikerin.
Im Jahr 1990 startete Elisabeth Motschmann in der Bremer CDU durch und übernahm in den Folgejahren in der Bremer Politik zahlreiche Ämter. Sie war stellvertretende Vorsitzende der CDU-Bürgerschaftsfraktion sowie Staatsrätin für Kultur und Staatsrätin für Sport. 2012 wählte die Bremer CDU Elisabeth Motschmann zur Vorsitzenden des Landesausschusses. Im gleichen Jahr wurde sie Mitglied im Bundesvorstand der CDU Deutschland.
„Politisch Verantwortung zu übernehmen, mit politischen Konkurrenten, mit Gewerkschaftern oder Betriebsräten zu diskutieren, davor habe ich mich nie gedrückt. Bei allen Kontroversen, die ich mit politischen Gegnern in den vergangenen 25 Jahren ausgetragen habe, war und ist mir immer wichtig, dass man respektvoll miteinander umgeht und das konstruktive Gespräch sucht“, erklärt die Politikerin.
Seit vielen Jahren setzt sie sich dafür ein, dass Frauen in der Wirtschaft und in der Politik Chancen eingeräumt werden, die sie tatsächlich wahrnehmen können. Viele Jahre unterstützte Elisabeth Motschmann die freiwillige Selbstverpflichtung der Wirtschaft, durch die mehr Frauen in Vorstände und Aufsichtsräte kommen sollten. „Nachdem diese Selbstverpflichtung nicht erfolgreich war, stimmte ich für eine gesetzliche Regelung der Frauenquote. Ich vertrete nicht nur in dieser Frage klare Positionen. Politiker müssen in jeder Hinsicht Profil zeigen, glaubwürdige Positionen vertreten und zu dem stehen, was sie sagen, um von den Menschen akzeptiert zu werden“, sagt Elisabeth Motschmann.
Genau deshalb und weil sie über eine profunde politische Erfahrung verfügt sowie in Bremen fest verwurzelt ist, nominierte die dortige CDU Elisabeth Motschmann vor der Bundestagswahl 2013 als Kandidatin für den Deutschen Bundestag auf Listenplatz eins. „Ich habe diese große Herausforderung gern angenommen, bin im Wahlkampf von Haustür zu Haustür gegangen und habe auf Podien diskutiert. Im Straßenwahlkampf bin ich mit den Menschen ins Gespräch gekommen und habe viel über ihre Sorgen und Probleme erfahren. Man darf ja auch nicht vergessen, dass mein Wahlkreis 54 in Bremen eines der härtesten Pflaster für die CDU ist. Trotzdem sind mir viele Bürger sehr offen und freundlich begegnet. Das hatte sicher auch etwas mit dem Kanzlerinnen-Bonus zu tun. Angela Merkel genießt auch bei den Menschen, die traditionell andere Parteien wählen, ein hohes Ansehen“, sagt die Abgeordnete.
Elisabeth Motschmann wollte im Wahlkampf ganz bewusst als CDU-Politikerin für Bremen wahrgenommen werden. Sie traf damit den Nerv besonders vieler Frauen, die ihr ihre Stimme gaben, denn das Wahlergebnis für Elisabeth Motschmann war beachtlich. Sie konnte 30,2 Prozent der Erststimmen für sich verbuchen und lag damit nur sieben Prozentpunkte unter dem Ergebnis des SPD-Kandidaten – in einem Wahlkreis, der bis dahin traditionell Bestergebnisse für die Sozialdemokraten brachte.
Für die CDU/CSU-Fraktion ist Elisabeth Motschmann Mitglied im Auswärtigen Ausschuss, in dem es ihrer Ansicht nach viel zu wenige Frauen gibt. „Aber nicht nur in diesem Ausschuss sind die Frauen unterpräsentiert, sondern in fast allen Ausschüssen und Gremien, und daran sollte sich unbedingt etwas ändern“, sagt Elisabeth Motschmann und fügt hinzu: „Parteiübergreifend sind wir uns im Auswärtigen Ausschuss darin einig, dass der Krieg in der Ukraine schnellstens beendet werden muss. Dieses Land braucht Frieden, damit die Menschen dieses Land wieder aufbauen können, und dabei kann Deutschland Hilfestellung geben.“
Ein weiterer Krisenherd, der Elisabeth Motschmann unter den Nägeln brennt, ist der Vormarsch der IS und der Bürgerkrieg in Syrien. „Diese fanatische und barbarische Terror-Organisation muss gestoppt werden, bevor sie noch mehr Leid über die Menschen bringt. Millionen Menschen, die alles verloren haben, sind auf der Flucht und können nicht in ihre Heimat zurück. Diese große humanitäre Aufgabe ist eine Herausforderung für Europa und unser Land“, sagt Elisabeth Motschmann. (bsl/03.08.2015)