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Bundestagspräsident Norbert Lammert und der Präsident der Assemblée nationale, Claude Bartolone, überreichen am Mittwoch, 20. November 2013 in Paris den Deutsch-Französischen Parlamentspreis 2012 für wissenschaftliche Werke, die zur besseren gegenseitigen Kenntnis beider Länder beitragen. In diesem Jahr geht der Preis an Prof. Dr. Nicole Colin für ihr Werk „Deutsche Dramatik im französischen Theater nach 1945. Künstlerisches Selbstverständnis und Kulturtransfer“ sowie an Dr. Nicolas Beaupré für sein Buch „Le Traumatisme de la Grande Guerre 1918 – 1933“.
Prof. Dr. Nicole Colin lehrt neuere deutsche Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität von Amsterdam. Ihre von den beiden Parlamenten ausgezeichnete Arbeit bietet nicht nur eine Gesamtschau der kulturellen Interaktion der Zeit zwischen etwa 1946 und 1989, sondern nimmt auch das französische Theaterfeld in dieser Zeit in den Blick und weist nach, dass dessen Entwicklung die zunehmende Rezeption deutschsprachiger Autoren in Frankreich begünstigt. Dabei berücksichtigt sie neben Aufführungsstatistiken und Buchpublikationen deutschsprachiger Theaterautoren auch die Theaterkritik sowie intellektuellen und politischen Debatten, die das Selbstverständnis der französischen Theaterakteure von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart geprägt haben. Dem Buch liegt eine CD mit Interviews bei, die Frau Colin mit führenden Theaterleuten über das Selbstverständnis der Regisseure und Theaterproduzenten geführt hat.
Dr. Nicolas Beaupré, der sowohl deutscher wie französischer Staatsbürger ist, lehrt moderne und neuere Geschichte an der Universität Blaise Pascal in Clermont-Ferrand (Frankreich). Er ist Mitglied des Vorstands des Forschungszentrums des ‘Historial de la Grande Guerre’ in Péronne. Er arbeitet vorwiegend über französische und deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert und vor allem über den Ersten Weltkrieg und dessen Folgen. Allerdings ist das Thema seiner preisgekrönten Arbeit nicht so sehr der Erste Weltkrieg selbst, sondern der entscheidende Einfluss, den dieser Krieg in der Folgezeit bis zum Beginn der nationalsozialistischen Diktatur ausgeübt hat. Der Autor weist nach, wie dieses Trauma, das der Erste Weltkrieg in Deutschland wie in Frankreich bewirkte, die nachfolgende politische Entwicklung der beiden Länder und ihre Beziehung zueinander prägte. Beaupré zeigt, wie sich die gegenseitigen Frustrationen auf der Grundlage dieses Traumas aufbauen, die Spannungen sich verschärfen und wie sich der Graben zwischen den beiden Völkern immer weiter auftut.
Hintergrund:
Im Jahr 2003 beschlossen der Deutsche Bundestag und die Assemblée nationale der Französischen Republik anlässlich des 40. Jahrestages der Unterzeichnung des Elysée-Vertrages die Auslobung eines Deutsch-Französischen Parlamentspreises. Mit ihm werden deutsche und französische wissenschaftliche Leistungen ausgezeichnet, die zur besseren gegenseitigen Kenntnis beider Länder beitragen. Der Preis, der jeweils an einen deutschen und einen französischen Staatsbürger geht, ist mit je 10.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre verliehen.
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