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Sobald sich die Blätter im Berliner Parlamentsviertel zu verfärben beginnen und den Herbst ankündigen, ist es in der Landwirtschaft zum Erntedankfest an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Gute Tradition ist es zu diesem Zeitpunkt, dass der Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft des Deutschen Bundestages an diesen Brauch anknüpft und mit der Übergabe einer Erntekrone an das Gremium die geleistete Arbeit der Landwirtschaft feiert.
Aus diesem Anlass überreichten Vertreter der hessischen Landjugend dem Agrarausschuss am Mittwoch, 24. September 2014, noch vor Beginn der ersten Sitzung nach der Sommerpause eine Erntekrone. "Die das gesamte kommende Jahr unseren Saal krönen wird", bedankte sich die Ausschussvorsitzende Gitta Connemann (CDU/CSU).
Lars Döppner, Landesvorsitzender der Hessischen Landjugend, wünschte den Abgeordneten ein "gutes Händchen" bei ihrer Arbeit, denn die Parlamentarier würden den Rahmen für die Arbeit in der Landwirtschaft setzen, der besonders für den Nachwuchs und die Zukunft der Branche von Bedeutung sei.
Der Hesse machte darauf aufmerksam, dass das keine einfache Aufgabe sei, denn an seinem Bundesland würde deutlich, wie unterschiedlich die Bedingungen für die Landwirtschaftsbetriebe ausfallen. "Wir verfügen über günstige Lagen im Süden bis zu schwierigen Anbaubedingungen in den Bergregionen", sagte er.
Zudem repräsentiere der Verband Betriebe vom Gemüseanbau bis zur Schweinezucht und zur Putenmast. Darüber hinaus engagiere sich die Landjugend unter anderem im Bereich der Brauchtumspflege und Freizeitgestaltung auf dem Land, um jungen Menschen ein Angebot zu unterbreiten.
Connemann würdigte den Einsatz: "Die Landjugend steht stellvertretend für unsere Jugend auf dem Land, und deren Zukunft ist uns wichtig." Deshalb wurde bei der Übergabe nicht nur gefeiert, sondern auch zur Sache gesprochen.
Matthias Daun, Bundesvorsitzender der Landjugend, zog eine positive Bilanz für das Jahr 2014. "Die Ertrag und die Qualität der Ernte ist hoch, obwohl das Jahr durch Trockenheit, aber auch viel Regen, ein spezielles war", fasste Daun zusammen.
Wirtschaftlich schätzte Daun die Zukunftsaussichten für den Landwirtschaftsnachwuchs als gut ein. Probleme sah er in der Gewinnung von Fachkräften und warnte, dass zu viele Regeln und die Einschränkung der unternehmerischen Freiheit in der Landwirtschaft die Attraktivität des Berufes gefährden könnten.
Betont offen und die Chancen betonend äußerte sich der Verbandsvertreter gegenüber dem Freihandelsabkommen TTIP zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten von Amerika (Transatlantic Trade and Investment Partnership). "Die Qualität unserer Produkte kann international mithalten", sagte Daun.
Den Optimismus teilten die Abgeordneten, bremsten aber auch. Seitens der SPD-Fraktion hieß es dazu, dass von der Agrarbranche wahrscheinlich die meisten Zugeständnisse bei den Verhandlungen abverlangt werden. "Ob das zum Vorteil der deutschen Landwirtschaft ist, kann noch nicht eingeschätzt werden."
Die CDU/CSU-Fraktion unterstrich die "friedensstiftende" Bedeutung des Handels, der durch Austausch auch zu einem besseren gegenseitigen Verständnis führe. "Wir leben vom Außenhandel, daher kommt unser Wohlstand", hob die Fraktion die nationale Bedeutung des Handelsabkommens hervor. "Vorausgesetzt, unsere Standards in Deutschland werden nicht gefährdet."
Die Grünen unterstrichen, dass es nicht schlecht sei, wenn durch das Abkommen die Handelsbeziehungen verbessert und die Bürokratie abgebaut werden. Doch gelte es darauf zu achten, dass durch entsprechende Schutzabkommen für Investoren nicht demokratische Rechte ausgehöhlt werden. Die Fraktion Die Linke äußerte sich gegen das Abkommen: "Denn es sollte das Ziel sein, die Wirtschaftskreisläufe nahe am Verbraucher zu fördern, statt den Welthandel."
Weitere Themen des Treffens waren die Auswirkungen des Importverbots landwirtschaftlicher Produkte durch Russland, die zumindest für die deutsche Landwirtschaft weniger schmerzhaft als befürchtet ausgefallen seien, und die Folgen von Verboten im Bereich der Pflanzenschutzmittel.
Connemann versprach im Namen des Ausschusses, dass die Abgeordneten auch in Zukunft ein offenes Ohr für die Anliegen der Landjugend haben werden. "Ihre Stärke ist es, dass Sie der Landwirtschaft ein authentisches und glaubwürdiges Gesicht geben", sagte sie.
Die Erntekrone erinnere den Landwirtschaftsausschuss daran, für wen dessen Mitglieder Verantwortung übernehmen. Es sei daher als besondere Geste zu verstehen, dass der Ausschusssaal der einzige Sitzungssaal im Bundestag ist, der durch die Erntekrone mit einem Symbol den ihm anbefohlenen Tätigkeitsbereich repräsentieren darf. (eis/24.09.2014)