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Berlin: (hib/ROl) Der Transfer von Forschungsergebnissen und Innovationen in die Gesundheitsversorgung muss beschleunigt und verbessert werden. Darüber waren sich alle Sachverständigen einig, die am Mittwochvormittag zum Öffentlichen Fachgespräch "Stärkung und Beschleunigung des Transfers von Forschungsergebnissen und Innovationen in die Gesundheitsforschung" auf Einladung des Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung in Berlin gekommen waren.
Marco Alves, Ärzte ohne Grenzen, machte deutlich, dass die Ärzte fast täglich an ihre Grenzen stoßen würden, da es sehr viele armutsassoziierte und vernachlässigte Krankheiten wie Buruli Ulcer oder die Afrikanische Schlafkrankheit gebe, die kaum behandelbar seien, weil Impfstoffe und Therapiemöglichkeiten fehlten. Aber auch der Anstieg von Antibiotikaresistenzen sei eine ernste Gefahr. Der Mangel sei insgesamt das Resultat eines Marktversagens des derzeitigen medizinischen Forschungssystems, da die Forschung und Entwicklung nur dann wirksame Anreize setze, wenn die Produkte am Ende lukrativ vertrieben werden könnten.
Professor Gerd Antes, Cochrane Deutschland, Universität Freiburg, forderte unter anderem, dass sich die Gesundheitsforschung und -versorgung grundsätzlich am Patienten orientieren müsste und nicht durch wirtschaftliche Interessen geleitet werden dürfe. Alle medizinischen Maßnahmen müssten zudem einem einheitlichen Regelwerk unterliegen, das sich an internationalen wissenschaftlichen Standards orientiert. Es dürfe keine Ausnahme für spezielle Hersteller geben.
Eine stärke Etablierung von interdisziplinären Forschungsinfrastrukturen und eine Optimierung der Kommunikationsstrukturen forderte Professor Jürgen Popp vom Leibniz-Institut für Photonische Technologien. Er sprach sich für eine Forschung unter einem Dach aus. Die interdisziplinäre und transsektorale Zusammenarbeit von Wissenschaftlern, Vertretern der Industrie und Anwendern aus der Medizin könne den Prozess nachhaltig fördern.
Das Anliegen, die Effizienz und Effektivität des Transfers von Forschungsergebnissen maßgeblich zu steigern, begrüßte auch Professor Thomas Schmitz-Rode, Direktor des Instituts für Angewandte Medizintechnik der Medizinischen Fakultät im Helmholtz-Institut der RWTH Aachen. Er betonte, dass die steigenden Anforderungen und die zunehmende Komplexität entlang der Innovationskette das Innovationssystem bedrohe. Er führte aus, dass 68 Prozent der Medizintechnik exportiert werde. Deutschland stehe dabei für komplexe Lösungen und für die Beherrschung von Komplexität. Um den globalen Herausforderungen standzuhalten, müssten interdisziplinäre Kooperationen in Zukunft viel mehr angestrebt werden als bisher.
Katrin Sternberg, Aesculap AG, sagte, dass aufgrund der rasant zunehmenden Veränderungsgeschwindigkeit und der Herausforderung für Medizintechnikunternehmen exponentiell zu wachsen, beschleunigte Innovationsprozesse nötig seien. Neben den technologiegetriebenen Innovationen seien vor allem auf den klinischen Bedarf ausgerichtete Innovationen wichtig, aus denen Medizinprodukte mit einem nachweisbaren und langfristigen Patientennutzen resultieren.
Frank Wissing, Generalsekretär des Medizinischen Fakultätentag der Bundesrepublik Deutschland, hob hervor, dass insbesondere die frühen klinischen Studienphasen für den Erkenntnistransfer in der Universitätsmedizin wichtig seien. Diese Studien seien jedoch sehr schwer durch industrielle Partner zu fördern. Gleichzeitig stünden aber zu wenige universitäre Mittel oder öffentliches Fördergelder zur Verfügung. Diesen Flaschenhals gelte es zu beseitigen.
Um "die Innovationspipeline zu verbreitern und die Qualität zu erhöhen" setzte sich Rolf Zettl vom Berliner Institut für Gesundheitsforschung dafür ein, die "guten und sinnvollen Ansätze und Förderinstrumente" zu einer Gesamtstrategie zusammen zuführen. Zudem müsse eine Professionalisierung in den akademischen Einrichtungen stattfinden.
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