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Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung/Antrag- 29.04.2016
Berlin: (hib/ROL) Die aktuellen Zahlen zum Ausbildungsmarkt verweisen in mehreren Bereichen auf bedenkliche Entwicklungen. Zentrale Ziele der im Dezember 2014 geschlossenen Allianz für Aus-und Weiterbildung sind nicht erreicht worden, auch wenn der Berufsbildungsbericht 2016 auf den ersten Blick einen soliden Eindruck des deutschen Ausbildungsmarktes vermittelt. Das schreiben Bündnis 90/Die Grünen in ihrem Antrag (18/8259).
Bündnis 90/Die Grünen fordern die Bundesregierung auf, dem Deutschen Bundestag bis zum 30.6.2016 ein Konzept und die haushalterisch hinterlegten Instrumente vorzulegen, um die im Berufsbildungsbericht 2016 genannten zentralen Herausforderungen zur Zukunftsfähigkeit des dualen Systems schon im Ausbildungsjahr 2016/2017 angehen zu können.
Die Grünen bemängeln, dass nur noch jeder fünfte Betrieb in Deutschland ausbilde und dieser Anteil im Jahr 2015 trotz bester Konjunktur sogar leicht gesunken sei. Auch das im Rahmen der Allianz für Aus- und Weiterbildung im Dezember 2014 vereinbarte Ziel, 20.000 zusätzliche Ausbildungsstellen bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) zu melden, sei im Ausbildungsjahr 2015/2016 verfehlt worden. Dem Berufsbildungsbericht könne man entnehmen, dass statt 20.000 nur etwa 7.300 zusätzliche Ausbildungsangebote von der Wirtschaft bereitgestellt worden seien. Rund 20.700 junge Menschen seien bei ihrer Suche nach einem Ausbildungsplatz leer ausgegangen.
Die Zahl der Bewerber, die eine sogenannte "Alternative" zur Ausbildung begonnen hätten, weil sie kein geeignetes Angebot finden konnten, sei mit über 60.000 ebenfalls nach wie vor zu hoch. Dazu komme noch eine weitere große Gruppe von "unversorgten" Suchenden: Mit über 185.000 sei die Zahl der sogenannten "Altbewerber", also jungen Menschen, die seit mehr als einem Jahr als ausbildungsplatzsuchend gemeldet seien, im Vorjahresvergleich nahezu unverändert geblieben. Insgesamt hätten fast 271.000 junge Menschen statt einer Ausbildung eine der zahllosen Maßnahmen am Übergang Schule-Beruf begonnen, die weder anrechenbar seien noch zu einem anerkannten Berufsabschluss führten. Es sei weder bildungspolitisch noch volkswirtschaftlich zu verantworten, jedes Jahr über eine Viertelmillion Jugendlicher in den ineffizienten und teuren Warteschleifen des so genannten Übergangssystems zu "parken".
Nach Ansicht der Grünen sei es notwendig, dass die so genannten "Passungsprobleme" zwischen ausbildungswilligen Betrieben und ausbildungsplatzsuchenden jungen Menschen verringert werden. Dabei gehe es darum, die Ausbildungssuchenden in der Wahl von Ausbildung und Ausbildungsort durch gute Beratungs- und Orientierungsangebote so zu unterstützen, dass ihnen ein möglichst großes Spektrum an Berufsfeldern bekannt gemacht und die Wahl einer Ausbildung durch bessere Information erleichtert wird.
Ferner soll die Ausbildungsbeteiligung bei allen Betriebsgrößen nachhaltig gesteigert werden. Dazu müssten vor allem Klein- und Kleinstbetriebe kontinuierlich beraten und begleitet werden, damit sie komplette oder Teilabschnitte von Ausbildungen anbieten. Ferner sollen Betriebe, überbetriebliche Ausbildungsstätten und Berufsschulen bei der notwendigen Digitalisierung der Ausbildung über vereinzelte "Leuchtturmprojekte" hinaus flächendeckend unterstützt werden.
Zudem soll eine umfassende Ausbildungsgarantie unverzüglich umgesetzt werden, damit allen jungen Menschen - unabhängig von Herkunft und Aufenthaltsstatus - der direkte Zugang zu einer Berufsausbildung mit anerkanntem Abschluss und damit der Weg in ein selbstbestimmtes Leben offensteht.