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Experten wollen mehr kulturelle Bildung


Das Bundesprogramm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ soll fortgeführt werden und 2018 in eine zweite Förderphase starten. Was die Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka (CDU) bereits Anfang April angekündigt hatte, wurde am Mittwoch, 11. Mai 2016, während eines öffentlichen Fachgesprächs von allen Fraktionen und Experten begrüßt.

Zum Fachgespräch geladen hatten der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung gemeinsam mit dem Ausschuss für Kultur und Medien unter Vorsitz von Patricia Lips (CDU/CSU) und Siegmund Ehrmann (SPD). In zwei Anträgen sprechen sich die Fraktionen CDU/CSU und SPD (18/5091) und Die Linke (18/8181) für eine Stärkung der kulturellen Bildung aus.

Sachverständige ziehen positives Fazit

Die Sachverständigen zogen ein grundsätzlich positives Fazit aus den ersten drei Jahren des Förderprogramms. Es sei das bisher erfolgreichste Programm für kulturelle Bildung auf Bundesebene, sagte Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats. Verbesserungsbedarf sehen die Experten vor allem beim Abbau bürokratischer Hürden. Der hohe Verwaltungsaufwand schrecke viele mögliche Projektpartner bisher davon ab, am Programm teilzunehmen und sich um eine Förderung zu bewerben.

„Gerade kleinere Vereine waren oft überfordert von dem Antragsdeutsch und ebenso bei der Abrechnung“, stellte Franziska Dusch von der Landesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen Anhalt fest. Sie plädierte dafür, die Zahl der Servicestellen, die über das Förderprogramm informieren und Bündnispartner administrativ unterstützen, auf Landesebene weiter auszubauen. Bisher gibt es solche Stellen lediglich in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Berlin. Einhellig forderten die Experten, besonders die ehrenamtlichen Akteure bürokratisch zu entlasten und die Verwaltungspauschale von fünf auf zehn Prozent anzuheben.

Volkshochschule als Partner des Bundesprogramms

Prof. Dr. Gerd Taube, Vorsitzender der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder und Jugendbildung, forderte, die Zielgruppe des Programms zu verbreitern und die Altersgrenze für Teilnehmer von 18 auf 21 Jahre anzuheben. Außerdem sollten Jugendliche mit Behinderung oder Verhaltensstörungen stärker in den Fokus genommen werden. „Das ist im jetzigen Programm noch nicht so verankert und sollte nachgebessert werden“, sagte Taube.

Generell müsse daran gearbeitet werden, kulturelle Bildungsangebote wieder besser im ländlichen Raum zu etablieren, lautete das Credo der Experten. Ulrich Aengenvoort, Direktor des Deutschen Volkshochschul-Verbands, warb hierbei für die Institution Volkshochschule als wichtigen Partner des Bundesprogramms. Gerade in den strukturschwachen ländlichen Regionen, wo es aufgrund mangelnder Bündnispartner deutlich weniger erfolgreich gewesen sei als im städtischen Raum, hätten die Volkshochschulen mit ihrem Konzept „talentCAMPus“ viele junge Menschen erreicht.

Einbeziehung junger Flüchtlinge

Einvernehmen herrschte auch darüber, dass das Programm künftig junge Flüchtlinge stärker einbeziehen müsse. Zu diesem Zweck wurde der laufende Etat bereits um jährlich fünf Millionen Euro erhöht. Olaf Zimmermann betonte die Bedeutung kultureller Bildung für eine erfolgreiche Integration. „Bisher wird sehr viel über Deutschunterricht geredet, aber kaum über kulturelle Bildung für Geflüchtete“, mahnte er an. Ein gesondertes Programm für Flüchtlinge dürfe es aber nicht geben.

Prof. Dr. Susanne Keuchel, Direktorin der Akademie Remscheid für kulturelle Bildung, plädierte dafür, die wissenschaftliche Auswertung des Projekts sowie die Qualifizierung der kommunalen Akteure weiter voranzutreiben. Der an das Programm angelehnte Qualitätsverbund, dem Keuchel vorsteht, sei hierfür ein sinnvolles Instrument, das zusammen mit den Servicestellen unbedingt weitergeführt werden müsse. Gerd Taube schlug darüber hinaus eine zentrale Koordinierungsstelle vor.

Experte: Zu wenig kulturelle Bildung in Schulen

Der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Eckart Liebau von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg erläuterte die generelle Bedeutung der Künste und der kulturellen Bildung für die menschliche Persönlichkeitsentwicklung. Und er kritisierte: Bei der derzeitigen Debatte um außerschulische Förderung dürfe nicht vergessen werden, wie wichtig ein regelmäßiger und hochwertiger Schulunterricht in der Musik und den Bildenden Künsten sei. Laut Liebau ist das an deutschen Schulen „skandalös wenig“ der Fall.

Das Förderprogramm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ wurde 2013 vom Bundesbildungsministerium ins Leben gerufen und ist mit einem Etat von 230 Millionen Euro (bis 2017) das europaweit größte Förderprojekt seiner Art. Bisher hat das Programm mehr als 360.000 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen drei und 18 Jahren erreicht, rund 11.500 Aktivitäten wurden erfolgreich finanziert und umgesetzt. Das Programm richtet sich vornehmlich an Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen, bildungsfernen Elternhäusern. (fla/12.05.2016)

Liste der geladenen Sachverständigen