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Die Zahl der freiwillig engagierten Menschen steigt. Gleichzeitig investieren Freiwillige weniger Zeit in ihr Engagement und übernehmen seltener eine Leitungsfunktion. Das sind einige Ergebnisse des Freiwilligensurveys 2014, die Prof. Dr. Clemens Tesch-Römer, Leiter des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA), am Mittwoch, 11. Mai 2016, vor dem Unterausschuss „Bürgerschaftliches Engagement“ unter Vorsitz von Willi Brase (SPD) vorgestellt hat.
Der vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Freiwilligensurvey wurde nach 1999, 2004 und 2009 nun zum vierten Mal erstellt und bietet die Grundlage für die Berichterstattung zum freiwilligen Engagement.
43,6 Prozent der insgesamt 28.690 Befragten hätten angegeben, sich freiwillig zu engagieren, sagte Tesch-Römer vor dem Unterausschuss. Der Anteil der Menschen mit niedriger Bildung habe dabei deutlich niedriger gelegen (28,3 Prozent) als der Anteil der Menschen mit hoher Bildung (52,3 Prozent). Unterschiede gebe es auch noch immer zwischen Männern (45,7 Prozent) und Frauen (41,5 Prozent), wenngleich sich der Gendergap im Vergleich zu den vergangenen Erhebungen verringert habe.
Was den Vergleich der Altersgruppen angeht, so liegen laut dem Freiwilligensurvey die 14- bis 29-Jährigen (46,9 Prozent) fast gleichauf mit den 30- bis 49-Jährigen (47 Prozent). Einen erheblichen Rückgang gibt es der Erhebung zufolge bei den über 65-Jährigen (34 Prozent). Ein Befund, der Tesch-Römer die These aufstellen ließ: „Ein vorhandenes Zeitbudget führt nicht zwangsläufig zu mehr freiwilligem Engagement“. Es sei eben nicht so, dass die Menschen nach Eintritt in das Rentenalter verstärkt nach einer freiwilligen Tätigkeit suchten. Diejenigen, die sich dann noch engagierten, hätten das schon während der Erwerbstätigkeit getan, sagte der Leiter des DZA.
Seine Einschätzung, das freiwillige Engagement sei vor allem für Menschen interessant, die sich in der Gesellschaft integriert sehen, was auch mit Erwerbsarbeit zu tun habe, sah er noch durch einen weiteren Befund bestätigt. So sind laut dem Survey Arbeitslose, die im Grunde ausreichend Zeit zur Verfügung hätten, mit nur 26,1 Prozent beim freiwilligen Engagement deutlich in der Minderheit gegenüber Erwerbstätigen in Vollzeit (46,7 Prozent) und vor allem Erwerbstätigen in Teilzeit (51,1 Prozent).
Angesichts dessen seien auch die regionalen Unterschiede bei der Engagementquote erklärbar. „In Regionen mit einer hohen Arbeitslosigkeit gibt es eine geringe Engagementquote – in Regionen mit geringer Arbeitslosigkeit eine hohe Engagementquote“, sagte der Wissenschaftler. Die Folge davon sei, dass man „gerade in Gegenden, in denen die wirtschaftliche Lage nicht sehr gut ist, nicht auf den Ausgleich durch freiwilliges Engagement vertrauen darf“. Vielmehr bedürfe freiwilliges Engagement guter Strukturen und Angebote vor Ort, in denen sich die Menschen engagieren könnten. Laut Tesch-Römer dürfe künftig das Ziel nicht nur lauten, Menschen für freiwilliges Engagement zu gewinnen, „sondern soziale Ungerechtigkeiten zu verringern“. (hau/12.05.2016)