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Eine Übernahme durch Roboter droht den Menschen auf absehbare Zeit nicht. In dieser Einschätzung waren sich die am Mittwoch, 22. Juni 2016, zu einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses Digitale Agenda unter Vorsitz von Jens Koeppen (CDU/CSU) geladenen Experten zum Thema „Auswirkungen der Robotik auf Arbeit, Wirtschaft und Gesellschaft“ einig. Gleichwohl sei durch das Voranschreiten von Robotik und künstlicher Intelligenz mit Auswirkungen in fast allen gesellschaftlichen Bereichen zu rechnen, so die Experten, die mehrheitlich von einer „neuen industriellen Revolution“ sprachen.
Norbert Elkmann, Geschäftsfeldleiter Robotersysteme beim Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung, sagte, die durch die Medien geschürte Erwartungshaltung, dass Roboter Aufgaben im Heimbereich übernehmen, sei stark überzogen. Zwar gehe die Entwicklung zügig voran.
„Menschenähnliche Fähigkeiten nachzubilden ist aber etwas für die ferne Zukunft“, so Elkmann. Insofern sei auch nicht damit zu rechnen, „dass es hunderttausende Roboter gibt, die uns die Arbeitsplätze wegnehmen“. Anders sehe es bei intelligenten IT-Systemen aus, die durchaus zu Arbeitsplatzverlusten führen könnten.
Eric Hilgendorf, Leiter der Forschungsstelle RobotRecht an der Universität Würzburg, bezeichnete die rapide technische Entwicklung als Herausforderung für Juristen. Hilgendorf mahnte zugleich politisches Handeln an, da sonst die Gefahr bestünde, dass internationale Konzerne die Standards setzen könnten. „Bei solch einer industriellen aber auch kulturellen Revolution muss die Regelungshoheit bei demokratisch legitimierten Instanzen bleiben“, forderte er.
Noch bestehe die Chance, sich mit der Technik auseinanderzusetzen, „bevor sie mit allen Folgen angekommen ist“, befand Ryan Calo, Robotik-Experte von der University of Washington. Wichtig sei, dass der Gesetzgeber und die Gerichte das benötigte Fachwissen haben. „Ohne das Fachwissen wird es mit den Innovationen Probleme geben“, so Ryan. Es dürfe nicht sein, dass der Gesetzgeber sich auf Aussagen der Industrie verlassen muss. Dies könne dazu führen, dass Innovationen verboten werden, weil eine Überprüfung staatlicherseits nicht möglich ist. Aber auch dazu, dass den Aussagen der Hersteller vertraut wird, ohne sie zu überprüfen, warnte Ryan.
Er könne sich durchaus die Schaffung einer Robotersteuer und einer Roboterquote vorstellen, sagte der Wirtschaftsinformatiker und Buchautor Oliver Bendel von der Fachhochschule Nordwestschweiz. „Sobald ein Roboter einen Mitarbeiter ersetzt, könnte man die Forderung nach einer Robotersteuer und einer Roboterquote erheben“, urteilte der Experte. Berücksichtigt werden müsse allerdings, dass die derzeitige Ausrichtung des menschlichen Lebens auf die wirtschaftliche Produktivität „eine kapitalistische Ideologie ist, der man nicht zustimmen muss“. Der Einsatz von Robotern könne daher eine Chance zur Befreiung des Menschen sein. „Gewinne werden nach wie vor gemacht. Es geht darum, sie gerecht zu verteilen“, sagte Bendel.
Die anstehende industrielle Revolution sei nicht beschäftigungsneutral, betonte Raul Rojas, Informatikprofessor an der Freien Universität Berlin. Nicht zuletzt aufgrund der Digitalisierung sei der Anteil der Industriearbeitsplätze in Deutschland auf 20 Prozent zurückgegangen. „Irgendwann sind es nur noch zehn Prozent“, so Rojas. Auf diese rasante Entwicklung müsse die Politik vorbereitet sein, forderte er. (hau/23.06.2016)