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Berlin: (hib/fla) Das Handwerk erwartet in diesem Jahr eine Umsatzsteigerung von "mindestens zwei Prozent". Das hat der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer, am Mittwoch in einem Gespräch mit dem Ausschuss für Wirtschaft und Energie erklärt. Der Start in dieses Jahr sei "so gut wie nie seit 1992" verlaufen - angesichts von niedrigen Zinsen, niedrigem Ölpreis und hoher Konsumbereitschaft. Allerdings könne "der Wind sehr schnell wieder von der anderen Seite wehen", sagte Wollseifer und verwies er auf ein "fragiles Umfeld".Der "Brexit" habe das Klima der Verunsicherung weiter verschärft. Das Handwerk sei allerdings davon "nicht so sehr unmittelbar" betroffen - gleichwohl mittelbar, weil die Betriebe größtenteils Zulieferer der Industrie seien.
Wollseifer versicherte den Abgeordneten, das Handwerk unternehme alle Anstrengungen, die Chancen der Digitalisierung zu vermitteln. Aus- und Weiterbildung seien dabei von "herausragender Bedeutung", meinte er mit Blick auf die eigenen rund 550 Bildungs- und Kompetenzzentren, die "immer auf dem neuesten Stand der Technik" gehalten würde. Er mahnte den Ausbau des Breitbandnetzes nicht nur in den Metropolen, sondern auch auf dem Land an. Die alten Kupfer-Anschlüsse "aufzupeppen", könne nur ein Zwischenschritt sein: "Wir brauchen kein Altmetall, sondern Glasfaser."
Als "Kardinalthema" stufte Wollseifer die Fachkräftesicherung an. Das Handwerk sehe sich "von zwei Seiten in der Zange". Einerseits die Demografie: 150.000 Schulabgänger weniger als noch vor zehn Jahren. Andererseits der Trend zum Studium: 58 Prozent der jungen Leute heute, 35 Prozent im Jahre 2006. Der Handwerkspräsident sprach von einer "massiven Fachkräftelücke". Zahlreiche Ausbildungsplätze hätten seit Jahren nicht besetzt werden können. Allerdings gebe es inzwischen "zumindest keine schwindenden Zahlen bei der Ausbildung".
Das Handwerk sei bemüht, seine Ausbildungsangebote "noch attraktiver" zu machen. Schließlich müssten in den kommenden zehn Jahren 200.000 Handwerksbetriebe übergeben oder andernfalls geschlossen werden. So warb Wollseifer für das in Österreich und der Schweiz erfolgreiche Modell des "Berufsabiturs" - einer Kombination von Gymnasium und Lehre mit dann zwei Abschlüssen. Damit verknüpft sei der Vorteil, dass erst vier Jahre später als jetzt die Entscheidung für den Berufsweg getroffen werden müsse.
Der Handwerkspräsident würdigte die Bemühungen der Politik um Bürokratieabbau. Freilich müsse dieser auch in die Tat umgesetzt werden. Er sprach als konkrete Maßnahme an, die Frist für die Aufbewahrung von Steuerunterlagen von zehn auf fünf Jahre zu verkürzen.
Schon beim Thema "Brexit" machte Wollseifer klar, dass in Brüssel nun "Prioritäten neu gesetzt" und "Strukturen überprüft" werden müssten. Insbesondere blicke er aber "mit Sorge" auf die Binnenmarktstrategie der EU. Er könne "nicht nachvollziehen", dass die EU bei ihren Reglementierungen einen hohen Qualifikationsstand "als Hemmnis im Visier" habe. Es könne nicht sein, "das deutsche Handwerk zu destabilisieren, um anderen auf dem deutschen Markt einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen", sagte Wollseifer. "Qualifikation kann doch kein Wettbewerbshindernis sein."
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