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Die Stadtfuge der Häuser 4 und 8 verbindet über die Dorotheenstraße hinweg eine Steinskulptur des Dresdner Künstlers Matthias Jackisch. Verteilt auf vier Etagen hängen die beiden Hälften eines jeweils geviertelten Findlings in den Flurfenstern der beiden Häuser. Der Zusammenhang der geschnittenen Steinfragmente beidseits der Straße erschließt sich erst von der Dorotheenstraße aus. Der Künstler sieht seine „performative Skulptur Augenstein“ als Ergebnis eines Prozesses, der in einem schwedischen Steinbruch mit der Entdeckung des Findlings seinen Anfang nahm. Von da reiste Matthias Jackisch mit dem Stein über Rügen nach Neuruppin. Dort wurde der Stein zerschnitten und bearbeitet und anschließend per Schiff zum Spreebogen gebracht. Nun schweben die schweren Steinteile von der Decke der Fluretagen herab und beschwören die Erinnerung an die Wildnis Schwedens und an die landschaftsgestaltende Kraft der Eiszeit. Obwohl es sich bei dieser Installation um eine Innenraumskulptur handelt, ist zugleich die Landschaft in ihren erdgeschichtlichen und historischen Zusammenhängen ihr Thema. So gelingt dem Künstler etwas Seltenes: der Brückenschlag zwischen Innenraum und Außenraum, zwischen klassischer Skulptur und ganzheitlicher Landschaftsvision.
Augenstein, 1997-2001, schwedischer Granitfindling
Geboren 1958 in Oschatz, Sachsen
Text: Andreas Kaernbach, Kurator der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages