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Berlin: (hib/FLA) Eine Zeugin aus der damaligen rechten Szene in Sachsen und Rätselraten über DNA-Spuren hat die Zeugenvernehmung im zweiten Untersuchungsausschuss zum "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) unter der Leitung von Clemens Binninger (CDU) geprägt.
15 Banküberfälle, zwei Sprengstoffanschläge und zehn Morde zwischen 2000 und 2006 werden der Terror-Gruppe zur Last gelegt. Doch an keinem der 27 Tatorte seien DNA-Spuren von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gesichert worden - jenen beiden Männern, die sich in Eisenach nach einem Banküberfall in ihrem Wohnmobil selbst umbrachten.
"Ungewöhnlich" sei das, meinte Carsten Proff, DNA-Spezialist im Bundeskriminalamt (BKA); für ihn als alten Hasen aber auch nicht "super ungewöhnlich". Seine Mutmaßung: Die Taten seien wohl "sehr gut vorbereitet" gewesen. Man könne ja durchaus aus dem Internet Tipps bekommen, wie DNA-Spuren zu vermeiden seien - nicht nur mit Handschuhen, sondern etwa auch Sturmhauben. Die beiden Männer seien gewiss "sehr planerisch" tätig gewesen.
Andererseits gestand Proff ein, dass es "schon nicht einfach" sei, einen Tatort DNA-frei zu halten oder wieder zu machen: "Da muss man sich sehr anstrengen."
Ein weiterer Frage-Komplex kreiste um "P 46". Es handelt sich um eine DNA-Spur an der Innenseite einer Socke, die im Wohnmobil gefunden worden war. Es ist eine Mischspur, die einerseits Beate Zschäpe zuzuordnen ist, die Freundin der beiden Männer, der derzeit in München der Prozess gemacht wird. Andererseits geht es um eine anonyme Person.
Der Dateien-Vergleich ergab einen Bezug dieser Spur zu drei Taten in Hessen, Berlin und Nordrhein-Westfalen. Proff mutmaßte, dass es sich um eine Kontamination handeln könne - womöglich durch Verbrauchsmaterial, das bei den Tatortuntersuchungen verwandt und von derselben Firma geliefert wurde. Schließlich lägen die fraglichen Delikte - schwer Diebstahl und schwerer Bandendiebstahl - "inhaltlich weit auseinander" zum NSU-Komplex.
Proff hatte zunächst das Ausschuss-Rund für eine gute Stunde zu einem Hörsaal gemacht: Vorlesung in Sachen DNA. Gerade in den NSU-Ermittlungen habe es "viele Mischspuren von magerer Qualität" geben: "Vieles lag an der Nachweisgrenze." So müsse man das Löschwasser berücksichtigen, sowohl beim Wohnwagen, der in Flammen aufging, als auch bei der Brand gesetzten Wohnung des Trios in Zwickau. Zudem hätten die "Berechtigten", Ermittler vor Ort oder auch Feuerwehrleute, Spuren verursacht.
Von zunächst 72 DNA-Spuren, die nicht zugeordnet werden konnten, blieben nach Ausschluss dieser Berechtigten 43 Muster über - eine davon "P 46".
Der aus Sachsen angereisten Zeugin, die heute nach eigenem Bekunden keinen Kontakt mehr zur rechtsextremen Szene hat, wurde ein bei einem Konzert gefertigtes Bild vorgelegt, das sie selbst zusammen Uwe Mundlos und Beate Zschäpe zeigt. Sie habe beide nicht gekannt, bekundete sie. Und fügte hinzu: "Ich schwöre." - "Brauchen Sie nicht", meinte der Vorsitzende.
Vernommen wurde sie insbesondere als frühere Bekannte von Ralf Marschner, der sich umtriebig in der rechten Szene bewegte und als V-Mann tätig war. Er gab zeitweise die rechtsextremistische Zeitschrift "Voice of Zwickau" heraus. Die Zeugin mochte nicht ausschließen, selbst einmal für das Blatt geschrieben zu haben.
Der Ausschuss soll Fragen klären, die im ersten NSU-Untersuchungsausschuss offen geblieben waren, und womöglich Handlungsempfehlungen ausarbeiten.
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