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Berlin: (hib/stu) Die gesundheitlichen Gefahren von Stickoxiden aus Dieselabgasen für die Gesundheit der Bevölkerung ist unter Experten umstritten. Bei einer Anhörung vor dem Abgas-Untersuchungsausschuss des Bundestages sagte Prof. Annette Peters vom Helmholtz Zentrum München am Donnerstag, es gebe zu dem Thema immer mehr Studien und immer mehr Argumente, Stickstoffdioxid (NO2) ernst zu nehmen. Es gebe einen Zusammenhang zwischen einer hohen NO2-Langzeitbelastung sowie Atemwegs- und Herz-Kreislauferkrankungen bis hin zu Todesfällen. Aus Sicht von Peters ist der Effekt klein, aber statistisch belastbar. Die Epidemiologin plädierte für eine Senkung der NO2-Grenzwerte, die in der EU gelten und sich an den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation WHO von 2005 orientieren.
Ähnlich äußerte sich Denis Pöhler, Umweltphysiker von der Universität Heidelberg. Stickoxide seien der Luftschadstoff Nr. 1 in Deutschland und stark toxisch. Pöhler beklagte, es gebe zu wenige Messstationen an stark belasteten Orten in deutschen Städten. Auch habe sich gezeigt, dass Belastung mit Stickoxiden trotz immer strengeren Vorgaben bis zur aktuellen Euro-Norm 6 gleich hoch geblieben sei. Gründe seien unter anderem auch mehr Verkehr und ein erhöhter Anteil von Dieselautos am Verkehrsaufkommen.
Der Münchner Toxikologe Helmut Greim widersprach den Einschätzungen. NO2 habe eine relativ geringe Wirkintensität. Er würde an den Grenzwerten nicht zweifeln. Auch Prof. Thomas Koch vom Karlsruher Institut für Kolbenmaschinen sagte, es seien keine strengeren Grenzwerte nötig. Der Diesel sei ein umweltfreundlicher Antrieb und werde es noch lange bleiben. Einig waren sich Koch und Pöhler aber, dass es zu viele Grauzonen für die Autohersteller gebe, um Grenzwerte einzuhalten. Hier hätte man mehr Druck machen können, um Schlupflöcher zu schließen. Koch nannte die Regelungen "wachsweich", etwa zu den sogenannten Thermofenstern. Dabei wird die Abgasreinigung bei niedrigen oder hohen Temperaturen abgeschaltet, angeblich zum Motorschutz.
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