K. Rüdiger Durth
Ausbildungspakt hat sich bewährt
In Thüringen wurden 2005 mehr als 17.800
Lehrstellen vermittelt
Der Thüringer Ausbildungspakt hat sich bewährt. Darauf
ist die von Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU)
geführte Landesregierung stolz. Ende 2005 waren lediglich 162
Jugendliche noch nicht auf einen Ausbildungsplatz vermittelt, was
einer Quote von 0,5 Prozent entspricht. Diesen 162 Jugendlichen
standen 31 noch nicht besetzte Ausbildungsplätze und mehr als
500 Plätze im Bereich der Einstiegsqualifizierung
gegenüber. Diese Zahlen meldeten die Industrie- und
Handelskammern sowie die Handwerkskammern des Freistaates.
Der Ausbildungspakt, im vergangenen Jahr zum zweiten Mal
vereinbart, hat nach Überzeugung des Thüringer
Wirtschaftsministeriums mehr als die in ihn gesetzten Erwartungen
erfüllt. Denn den Kammern gelang es, viele neue Betriebe
für eine erstmalige Ausbildung zu gewinnen. Ursprünglich
hatten sich die Kammern verpflichtet, im vergangenen Jahr 950 neue
Ausbildungsbetriebe zu gewinnen. Doch es wurden 1.074. Gleichzeitig
stellte die Wirtschaft im Freistaat 1.200 Plätze für
Einstiegsqualifizierungen zur Verfügung, die aber zum
Jahresende erst zur Hälfte besetzt waren. Neben den Industrie-
und Handels- sowie den Handwerkskammern engagierte sich im
vergangenen Jahr auch der Bauernverband Thüringens. Er hatte
sich verpflichtet, fünf Prozent mehr Ausbildungsplätze
einzuwerben. Am Ende waren es 6,4 Prozent. Offensichtlich ist im
Freistaat der Beruf des Land- beziehungsweise Tierwirts nach wie
vor für junge Menschen interessant.
Fördermittel des Landes
Aufgrund des Erfolges haben Wirtschaft und Politik vereinbart,
auch für das laufende Jahr einen Ausbildungspakt
abzuschließen. Schließlich hat die Wirtschaft ein
großes Interesse daran, gerade im Blick auf die sinkenden
Zahlen junger Menschen in den kommenden Jahren ausreichend
Nachwuchskräfte auszubilden. Denn junge Facharbeiter werden
auch wegen der demografischen Entwicklung schon bald Mangelware
sein. Außerdem leistet der Thüringer Ausbildungspakt, im
Jahr 2004 erstmals geschlossen und beispielhaft für die
anderen Bundesländer, einen wichtigen Beitrag gegen die
Abwanderung junger Menschen in die alten Bundesländer.
Freilich leistete die Landesregierung einen wichtigen Beitrag
zum Gelingen des Ausbildungspaktes. Sie stellte nämlich 24
Millionen Euro Fördermittel bereit, die vor allem zur
Unterstützung betrieblicher Ausbildungsverbünde, zur
Förderung der überbetrieblichen Lehrunterweisung im
Handwerk, zur Förderung von praxisorientierten Maßnahmen
für nicht berufsreife Jugendliche, die einjährige
Berufsfachschule, das Projekt "Berufsstart" und den Thüringer
Berufswahlpass gedacht sind.
Das Lehrstellenprogramm Ost wurde in Thüringen gern
genutzt. So konnten 1.650 Ausbildungsplätze von Bund und
Freistaat gemeinsam finanziert werden. Von der Landesregierung
wurde dieses Programm um weitere 500 Plätze aufgestockt.
Wirtschaft und Landesregierung sind sich einig, dass alles
unternommen werden muss, um jedem ausbildungsfähigen und
-willigen Jugendlichen einen Ausbildungsplatz anzubieten.
Möglichst kein Jugendlicher soll nach dem erfolgreichen
Schulabschluss ohne die Möglichkeit bleiben, einen
Ausbildungsplatz zu bekommen - wenn auch nicht immer im
gewünschten Berufsfeld.
Neben den berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen im Rahmen
der Vollzeitschule für 4.700 Jugendliche durch das
Thüringer Kultusministerium wurden von den Arbeitsagenturen
mehr als 3.300 überbetriebliche Ausbildungsplätze
für behinderte und benachteiligte Jugendliche im Freistaat
finanziert. Diese Zahlen zeigen, wie groß inzwischen die
Anstrengungen geworden sind, möglichst allen Jugendlichen eine
Ausbildungsmöglichkeit zu eröffnen. Nur so kann die Zahl
der ungelernten jungen Menschen möglichst niedrig gehalten
werden. An der hohen Vermittlungszahl - Thüringen steht mit
Sachsen-Anhalt nach Angaben des Erfurter Wirtschaftsministeriums an
der Spitze aller Bundesländer - haben aber auch die
Arbeitsagenturen in Verbindung mit den Kammern und
Wirtschaftsverbänden die Ausbildungsberatung und -vermittlung
stark intensiviert.
Nach wie vor große Probleme bereitet auch in Thüringen
den Ausbildungsbetrieben die Tatsache, dass zahlreiche Jugendliche
einen vereinbarten Ausbildungsplatz nicht antreten oder aber das
Lehrverhältnis nach kurzer Zeit wieder gelöst wird. Das
betraf in den zurückliegenden Monaten in Thüringen nach
Angaben des Wirtschaftsministeriums 1.208 Verträge. Die
Ursachen sind vielfältig. Entweder traten die jungen Menschen
nach Abschluss eines Lehrvertrages ein Studium an oder erschienen
einfach nicht im Ausbildungsbetrieb. Darüber hinaus wurden
aber auch Ausbildungsverträge während der Probezeit von
den Unternehmen gelöst, weil sich die jungen Menschen für
die geplante Ausbildung als nicht fähig erwiesen.
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