Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 19 / 08.05.2006
Susanne Sitzler

WM-Städte im Porträt: Gelsenkirchen

Vereinsmitglied schon vor der Taufe

Nur wenige Städte sind mit ihrem Verein so eng verbunden wie Gelsenkirchen mit dem FC Schalke 04. Noch vor der Taufe wird so manches Baby als Fan registriert. Der Traditionsclub zählt 49.000 Mitglieder. Bei Heimspielen feuern regelmäßig mehr als 60.000 Zuschauer ihre Königsblauen "Auf Schalke" an.

Die Arena im Norden der Stadt wurde vor fünf Jahren eröffnet und gilt als modernstes Stadion Europas. Zu den technischen Spielereien gehören ein ausfahrbarer Rasen und ein verschließbares Dach. Rund 186 Millionen Euro haben die Baukosten verschlungen. Öffentliche Gelder bekam der Verein aber nicht. Alles wurde aus eigener Kasse und mit Hilfe privater Investoren bezahlt.

Fünf Spiele finden im Stadion der Superlative statt: Das erste am 9. Juni, Polen gegen Ecuador. Die Stimmung wird riesig sein, auch weil im Revier viele Menschen polnischer Herkunft leben. Zu Zeiten der Industrialisierung schufteten Migranten aus Osteuropa als Kumpel in den Zechen und Gruben unter Tage. Damals war Gelsenkirchen reich. Heute erlangt die Stadt eher traurige Berühmtheit wegen ihrer Arbeitslosenquote von über 20 Prozent.

Auch in Gelsenkirchen werden an allen WM-Tagen die Begegnungen live auf einer Videowand zu sehen sein: in der "Glückauf-Kampfbahn", die von 1928 bis 1973 den "Schalker Knappen" als Spielstätte diente und wo heute der Nachwuchs trainiert. Bis zu 22.000 Fans können ihre Teams dort anfeuern oder Bands wie den Simple Minds, den Fantastischen Vier oder Tokio Hotel zujubeln, die dort an den spielfreien Tagen für Stimmung sorgen werden.


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