Auch die zweite Frage, die uns Haacke stellt, kann
unterschiedlich beantwortet werden. Ich selbst habe mit dem
Erdritual auch so meine Probleme. Ich werde hier kein Säckchen
Erde hinschleppen. Aber ich habe mit vielen jüngeren Kollegen
gesprochen, die mich fragen: Welche Schwierigkeiten hast du mit der
Heimaterde? Die sind durchaus bereit, Heimaterde - nicht nur
Wahlkreiserde, Herr Haacke - mitzubringen. Sie sagen, gerade unsere
Grünen: Das wollen wir mit Hanfsamen und Sonnenblumen
bepflanzen, da soll optimistisch und fröhlich etwas
wachsen. Es ist durchaus legitim, den Denkanstoß in Sachen Erde
mythisch, problematisch, nationalsozialistisch beschwert oder auch
fröhlich und optimistisch zu sehen. Denn wir müssen nicht
dieselben Antworten im Kopf und im Herzen haben, wenn wir dieses
Projekt befürworten. Ich wünsche mir aber, dass wir den
Mut haben, die Fragen, die Haacke aufwirft, und das Denken, das er
uns abverlangt, auch wirklich zuzulassen: nicht nur mit Blick auf
uns hier und heute in dieser Diskussion, sondern auch mit Blick auf
die kommenden Parlamentarier- und Besuchergenerationen, die diese
Inschrift lesen und dadurch selber zum Denken angeregt werden. Ich
werbe dafür, den vorliegenden Antrag abzulehnen. Volker Kauder (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Meine
sehr verehrten Damen und Herren! Wir entscheiden heute
darüber, ob das Haacke-Kunstwerk "Der Bevölkerung" im
Reichstag installiert werden soll. Wir entscheiden aber nicht
über Kunst, sondern führen eine politische Debatte. Es
geht nicht um ästhetische Begriffe und schon gar nicht um die
Frage von Kunstfreiheit. Die Kunst in Deutschland ist frei und auch
durch diese Diskussion findet keine Zensur von Kunst statt. |
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