Haacke sieht die Inschrift "Dem Deutschen Volke" am Reichstag
und gibt sich erschrocken, wie er formuliert. Dann fabuliert er
über die unheilvolle Rolle des deutschen Volkes im 20.
Jahrhundert, wobei die positiven Entwicklungen der letzten 55 Jahre
und all das, was sich in diesem Land bewegt hat, bei ihm erkennbar
nicht angekommen sind. Es geht also um Politik, nicht um Ästhetik. Daher wäre die Angelegenheit im Kunstbeirat letztlich auch nicht vom richtigen Gremium beraten worden. Es ist richtig, dass wir hier im Deutschen Bundestag der Bevölkerung klarmachen, ob wir uns von einer ideologischen Begründung Haackes an der Nase herumführen lassen wollen. Herr Thierse, noch vor wenigen Tagen haben Sie hier in diesem Gebäude als einer der Hauptredner der Feierstunde zur ersten freien Volkskammerwahl das Volk als politischen Souverän gefeiert. Sie haben Ihre Freude darüber ausgedrückt, dass in der DDR die Zeit vorbei war, in der eine politische Kluft zwischen dem Volk auf der einen und den Abgeordneten der Nationalen Front der DDR auf der anderen Seite bestand. Am 18. März 1990 ist in der DDR etwas zusammengewachsen,
was zusammengehört, nämlich das souveräne Volk und
seine Volksvertretung. Soll durch die Agitation eines
Künstlers nur zehn Jahre später eine neue Kluft
aufgerissen werden? |
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