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Begegnungen im Parlamentsviertel - Rückblicke und Ausblicke
Von ihren Kindheitserfahrungen in Auschwitz berichtete die französische Politikerin Simone Veil als Hauptrednerin der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar im Bundestag. Sie schloss ihre Rede mit der Mahnung: „Vergessen Sie nicht die Vergangenheit! Es ist nun an Ihnen, Europa zu gestalten, ein Europa der Bürgerfreiheiten, das für Frieden und die Achtung der Menschenwürde eintritt.“ Bundestagspräsident Wolfgang Thierse sprach von einem „Tag der Stille“, der „dem Gedenken der Opfer gewidmet ist: der Juden vor allem, aber auch der Sinti und Roma, der Homosexuellen, der Kriegsgefangenen, der Deserteure, der Behinderten, der Euthanasie-Opfer, der politischen Häftlinge und aller anderen, die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft geworden sind“.
An Opfer von Kriegen der Gegenwart erinnerte die Ausstellung „Kleinwaffen – Eine weltweite Bedrohung“ im Paul-Löbe-Haus, zu deren Eröffnung China Keitetsi über ihre Zeit als Kindersoldatin in Uganda berichtete. Über zehn Jahre waren der Krieg und die Welt der Soldaten die Heimat des 1976 geborenen Mädchens, das erst als 19-Jährige mit Hilfe der Vereinten Nationen nach Dänemark fliehen konnte (www.xchild.dk). UNICEF und das Internationale Konversionszentrum Bonn wollen die Öffentlichkeit auf die dramatischen Folgen der weltweit rund 639 Millionen Kleinwaffen aufmerksam machen, die die Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer „die Massenvernichtungsmittel der modernen lokalen Kriege“ nannte.
Kaum ist mit dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus der letzte Parlamentsneubau eröffnet, beginnt auf einem benachbarten Grundstück, das ursprünglich noch zum Band des Bundes gehören sollte, der Abriss eines Plattenbaus. Eigentlich „handelt es sich nicht um einen Abriss, sondern um einen selektiven Rückbau“, erklärt der Betriebsleiter der Deutschen Stadtentwicklungsgesellschaft, Ralf Ziebell. Der Bau mit seinen 3.700 Platten wird bis August Stück für Stück demontiert und zum Teil wiederverwertet. Das hat den Vorteil, dass der Betrieb im Bundestag nicht durch lärmende Abrissarbeiten gestört wird. Eine Sprengung der Anlage kam nicht in Frage, da ein schwankendes Torfbett im Erdreich, eine so genannte Torflinse, das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus gefährden würde.
So konnten dort der Wissenschafts- und der Medienpreis des Bundestages ohne Beeinträchtigungen verliehen werden. Der Medienpreis geht an Susanne Führer vom Deutschlandfunk/Deutschlandradio Berlin für eine Reportage über die „Vertrauensfrage des Kanzlers und das Gewissen des Abgeordneten Klaus Barthel“. Den Wissenschaftspreis erhält Andreas Maurer von der Stiftung Wissenschaft und Politik für seine Doktorarbeit „Parlamentarische Demokratie in der Europäischen Union“. Die Preise sind mit jeweils 10.000 Euro dotiert.
Preise wurden auch in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz verliehen. Zum 20. Mal fand hier die „Rückblende“ statt, der mit 5.000 Euro höchstdotierte deutsche Fotografie- und Karikaturenwettbewerb. Die Sieger sind die Fotojournalistin Nicole Maskus, die auch für BLICKPUNKT BUNDESTAG arbeitet, und der Karikaturist Freimut Woessner. Die Preise übergaben der Bevollmächtigte des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund und für Europa, Karl-Heinz Klär, und der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger, Volker Schulze.
J. Hopp/J. Müller/hfr
Foto: picture-alliance
Karikatur: Freimut Woessner