|
|
Hartmut Hausmann
Zivilgesellschaft soll stärker an den
Konferenzen beteiligt werden
EP-AKP als Forum zur
Welthandelskonferenz
Das Europäische Parlament hat sich am 9. Februar in
Straßburg dafür ausgesprochen, dass die paritätisch
aus Abgeordneten des Europäischen Parlaments und den
Parlamenten aus über 70 Entwicklungsländern Afrikas, der
Karibik und des Pazifik zusammengesetzte Parlamentarierversammlung
nach dem Scheitern der Ministerkonferenz der
Welthandelsorganisation in Cancun eine stärkere Rolle als
Dialog-Forum ausüben sollte. Die Konferenz war vor allem daran
gescheitert, dass sich die Industrienationen nicht mit den
Ländern der Dritten Welt über einen fairen Zugang der
Entwicklungsländer zu den Weltmärkten einigen konnten.
Auf der Grundlage des Berichts der Luxemburger Abgeordneten Colette
Flesch forderte das Parlament die Paritätische Versammlung und
ihre Ausschüsse weiterhin auf, ihre Arbeiten im Bereich der
Menschenrechte fortzusetzen. In diesem Zusammenhang wurde
begrüßt, mit dem Ausschuss für politische
Angelegenheiten der Versammlung sei ein neues Forum geschaffen
worden, um Aussprachen über die politische Situation in
einzelnen Ländern und Regionen durchführen zu
können. In der Vergangenheit hatte es gegen solche Debatten
erheblichen Widerstand gegeben.
Flesch zeigte sich weitgehend zufrieden mit der Arbeit der
Versammlung im vergangenen Jahr. Nachdem es 2002 wegen der
umstrittenen Zulassung des Delegierten aus Simbabwe zur
Annullierung von Sitzungen gekommen war, fanden im Jahre 2003
wieder zwei Tagungen im alten Rhythmus, eine in Europa und eine in
den AKP-Staaten, statt. Tagungsorte waren Brazzaville, Republik
Kongo, und Rom, aus Anlass der italienischen
EU-Präsidentschaft. Da früher die Treffen in Europa
jeweils in Brüssel, Straßburg oder Luxemburg stattfanden,
wurde empfohlen, entsprechend der italienischen Initiative
künftig die Treffen auf europäischer Seite jeweils in
einem anderen Mitgliedsland durchzuführen. Bei den Konferenzen
in einem AKP-Land sollte eine stärkere Beteiligung der
Zivilgesellschaft erreicht werden.
Ein zweiter Bericht zur Entwicklungspolitik wurde zum
Musterbeispiel dafür, wie das Plenum mit breiter Mehrheit eine
in diesem Fall von dem deutschen VEL-Abgeordneten Hans Modrow
eingebrachte Ausschussvorlage über die Privatisierung in
Entwicklungsländern inhaltlich nahezu völlig in das
Gegenteil verkehrt. Durch Änderungsanträge vor allem der
EVP wurde dem Bericht eine ganz andere Tendenz gegeben. Der
Ausschuss hatte noch die Ansicht vertreten, dass die Privatisierung
von staatlichen Unternehmen in Entwicklungsländern nur unter
Einhaltung bestimmter Rahmenbedingungen vollzogen werden sollte und
kein Selbstzweck sein dürfe. Besonders Bereiche wie
Wasserversorgung, Abwasserentsorgung, Energieversorgung, Bildung
und Gesundheitsdienste sollten der Verantwortung der Staaten oder
der Kommunen unterliegen und dürften nicht
privatwirtschaftlichen Unternehmen überlassen werden. In dem
nun beschlossenen Text heißt es, dass die Länder bei
ausschließlicher Versorgung durch den Staat gescheitert sind,
was zu einer endemischen Zunahme der Armut und einem Rückstand
bei den Bildungsmöglichkeiten sowie bei der Infrastruktur
geführt habe. Die Optionen für eine Reform staatlicher
Unternehmen müssten gleichberechtigt nebeneinander stehen.
Zurück zur
Übersicht
|