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Götz Hausding
Täglich 1.200 Arbeitsplätze weg
Kritik an der Wirtschaftspolitik der
Bundesregierung
Auf Antrag des Landes Hessen diskutierte der Bundesrat in seiner
Sitzung am 12. März den Jahreswirtschaftsbericht 2004 der
Bundesregierung und das Jahresgutachten des
Sachverständigenrates. Dabei fiel die Beurteilung der
Gesamtsituation der deutschen Wirtschaft erwartungsgemäß
unterschiedlich aus. Während der niedersächsische
Ministerpräsident Christian Wulff von einer "dramatischen
Wirtschaftslage" sprach und sein thüringischer Amtskollege
Dieter Althaus der Bundesregierung "Realitätsverlust"
angesichts der als "zufriedenstellend" beurteilten Entwicklung der
ostdeutschen Wirtschaft vorwarf, sah der Parlamentarische
Staatssekretär im Bundeswirtschaftministerium, Gerd Andres,
vor dem Hintergrund eines prognostizierten Wachstums von 1,5 bis 2
Prozent die wirtschaftliche Stagnation als "überwunden"
an.
Für Ministerpräsident Christian Wulff aus
Niedersachsen ist der Verlust von täglich 1.200
Arbeitsplätzen durch Betriebsschließungen, Pleiten und
Abwanderung das Ergebnis der verfehlten Wirtschaftpolitik der
Bundesregierung. Sie habe nur noch das Prinzip Hoffnung, was allein
dadurch dokumentiert werde, dass lediglich der Wegfall von
Feiertagen im Jahre 2004 Anlass zur Hoffnung auf Wachstum biete.
Der Bundesrat wolle eine andere Politik, betonte Wulff. Im
Jahreswirtschaftsgutachten 2003/2004 seien viele Forderungen der
unionsregierten Länder übernommen. So werde mehr
Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt gefordert, insbesondere im
Bereich des Kündigungsschutzes. Auch bei der Zusammenlegung
von Arbeitslosen- und Sozialhilfe seien wesentliche Anreizpunkte
nicht hinreichend beachtet worden. Im Bereich der
Gesundheitspolitik plädiere der Sachverständigenrat,
ebenso wie die Union, für ein Gesundheitsprämienmodell.
Damit, so der Ministerpräsident, könne man
Arbeitsplätze schaffen - die von der Bundesregierung
bevorzugte Bürgerversicherung hingegen vernichte sie. Er
forderte, die Vorschläge des Sachverständigenrates ernst
zu nehmen. "Die Gutachter empfehlen das Gegenteil von dem, was die
Bundesregierung zu ihrer Politik macht", kritisierte Wulff. Als
"weiterhin alarmierend" bezeichnete der thüringische
Ministerpräsident Dieter Althaus die Entwicklung auf dem
Arbeitsmarkt. Die Hartz-Gesetze hätten zu keiner wesentlichen
Verbesserung geführt. Gemessen an den Erwartungen seien die
Ergebnisse sogar ein kompletter Ausfall. Auch der so genannte
"Job-Floater" zeige wenig Wirkung. Von knapp 11.000 Stellen
entfielen nur 1.800 Arbeitsplätze auf die jungen Länder.
Er wolle nicht den Aufbau Ost schlecht reden, aber man dürfe
die Probleme auch nicht unter den Teppich kehren, schließlich
sei die Arbeitslosigkeit doppelt so hoch wie in der alten
Ländern. Für den wirtschaftlichen Aufbauprozess in den
jungen Länder seien auch zukünftig EU-Strukturhilfen
nötig. Die Bundesregierung müsse sich in Brüssel
dafür einsetzen, das diese Gelder auch nach der EU-Erweiterung
in der bisherigen Höhe zur Verfügung stünden,
forderte Althaus.
Der Parlamentarische Staatssekretär Gerd Andres sieht
keinen Grund, die wirtschaftlichen Prognosen für 2004 zu
korrigieren. "Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind
günstig", sagte Andres und verwies auf die moderaten
Lohnstückkosten in Deutschland. Man wisse jedoch: Die
konjunkturelle Erholung ist nach fragil. Deshalb müsse der Weg
der konsequenten Strukturreform weiter gegangen werden. Der
Länderkammer warf er vor, bei der Reform der sozialen
Sicherungssysteme im Vermittlungsausschuss "nicht viel geleistet"
zu haben. Er widersprach der Meinung, die Hartz-Gesetze wären
nicht erfolgreich gewesen. Schließlich sei im Jahre 2003 trotz
eines Minuswachstums die Beschäftigungslage stabil geblieben.
Kein Verständnis habe er für die wiederholten Forderungen
des Bundesrates nach einer weiteren Flexibilisierung des
Arbeitsmarktes. Diese Versuche seien schon im Dezember im
Vermittlungsausschuss gescheitert. Zu Recht, so Andres, denn diese
Fragen sollten auch in Zukunft die Tarifpartner klären.
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