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Werner Hornung
Mister Bembel aus Amerika
Ein Brockhaus-Lexikon
Im Schuber ein dreibändiges Kompendium: das "Taschenlexikon
Weltgeschichte". Es reicht von der Frühzeit bis zur Gegenwart;
selbst der Fall Bagdads im April 2003 wurde notiert. Geordnet sind
die rund 3.500 Stichwörter alphabetisch, sie beginnen mit
"Aachener Frieden" und enden mit "Zypern". Zahlreiche Fotos, Karten
und Tabellen ergänzen die zuverlässig verfassten
Textinformationen. Neben all diesen Auskünften zu wichtigen
Personen, zu globalen Ereignissen und Entwicklungen gibt es
ausführlichere Beiträge zu historischen
Schlüsselbegriffen wie Arbeiterbewegung, Demokratie,
Feudalismus, Nationalsozialismus oder Parlamentarismus.
Will man allerdings nach der Lektüre des Artikels
"Parlamentarismus" noch Genaueres über den Bundestag erfahren,
so enttäuscht das Nachschlagewerk; denn gerade mal vier Zeilen
finden sich zu dem Stichwort: "Bundestag, im Deutschen Bund (1815 -
66) Bezeichnung für die Bundesversammlung, analog zum
ehemaligen Reichstag (bis 1806) gebildet". Und möchte jemand
geschichtliches Hintergrundwissen zu den kommenden Olympischen
Spielen in Athen haben, dann sucht er unter dem Buchstaben O
vergebens.
Für einen enzyklopädischen Spaß dagegen hat die
Redaktion relativ viel Platz übrig. Sie präsentiert uns
nämlich eine Biographie von "Bembel, Abel Y., amerikanischer
Politiker deutscher Herkunft", der angeblich 1824 im Frankfurter
Ebbelwoi-Viertel Sachsenhausen geboren wurde. 1848/49 soll dieser
Phantom-Parlamentarier in der Paulskirche Vorsitzender der
konservativen Fraktion "Blauer Bock" gewesen sein; 1850
schließlich emigrierte Bembel in die USA, wo er zu einem der
"führenden Vertreter der Temperenzbewegung wurde (1893
Gründung der Anti-Saloon League in Damnale, Ky.)". Das gibt es
hier also auch: Fiktion und Frohsinn, wo ansonsten nur historische
Fakten walten!
Lexikonredaktion (Hrsg.)
Brockhaus: Taschenlexikon Weltgeschichte.
Verlag F. A. Brockhaus, Mannheim 2003;
1152 S.; 29,95 Euro
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