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Sinnhaftigkeit eines nachhaltigen Walfangs bei
Experten umstritten
Anhörung im
Verbraucherschutzausschuss
Verbraucherschutz. Die Frage, inwieweit es sinnvoll ist, das
seit 1986 bestehende Moratorium für den kommerziellen Walfang
aufzuheben und Wale künftig nach bestimmten Fangquoten wieder
jagen zu können, ohne deren Bestände zu gefährden,
ist von den Experten einer öffentlichen Anhörung des
Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft zum Thema "Schutz der Walbestände" am
10. März kontrovers beurteilt worden.
Professor Lars Walløe, norwegisches Mitglied im
Wissenschaftsausschuss der Internationalen Walfang-Kommission
(IWC), wies auf Ergebnisse der Forschungen norwegischer
Wissenschaftler hin. Demnach sei der Bestand von Minkwalen im
Nordatlantik nicht gefährdet. Deshalb sei in Norwegen, das
sich aufgrund eines Vetos nicht an das geltende Walfang-Moratorium
gebunden fühlt, die Jagd von jährlich rund 700 Minkwalen
zugelassen worden. Diese Zahl bewege sich im Rahmen der vom
Wissenschaftsausschuss der IWC empfohlenen Quote von ein Prozent
des regionalen Walbestandes, die als nachhaltig und nicht
bestandsgefährdend zu gelten habe. Darüber hinaus wies er
auf die kulturelle und wirtschaftliche Tradition und die Bedeutung
des Fischfangs in Norwegen hin, zu der auch der Walfang seit
Jahrhunderten gehöre. Sowohl die wissenschaftlichen
Bestandserhebungen als auch die Tötungsmethoden seien so
verbessert worden, dass der norwegische Walfang in dem begrenzten
Umfang gerechtfertigt sei.
Rolle der Wale im Ökosystem
Nach Ansicht von Jóhan Sigurjónsson, Generaldirektor
des Instituts für Meeresforschung in Island, wurde das
Walfang-Moratorium 1986 eingeführt, weil es früher
Ignoranz und einen Mangel an Wissen beim Walfang gegeben habe, der
einige Walarten an den Rand des Aussterbens gebracht habe.
Inzwischen seien das Wissen über Bestände und die
Methoden der Bewirtschaftung aber so erweitert worden, dass eine
nachhaltige Jagd von nicht vom Aussterben bedrohten Walarten wieder
möglich erscheine. Für Island sei der Export maritimer
Ressourcen von großer wirtschaftlicher Bedeutung, sodass das
Land ein großes Interesse daran habe, die Rolle der Wale im
maritimen Ökosystem weiter zu untersuchen und zu klären,
ob Wale eine Gefahr für die Fischbestände darstellen.
Ursula Siebert vom Forschungs- und Technologiezentrum
Westküste wies besonders auf die Gefahren hin, denen die Wale
in heimischen Gewässern ausgesetzt sind. Wenn nicht bald
gravierende Walschutzmaßnahmen ergriffen würden, sei
beispielsweise das Aussterben des Schweinswals in der Ostsee nicht
mehr aufzuhalten. "Die Zeit des Walfanges ist vorbei und die Zeit
des Walschutzes hat angefangen", erklärte Thomas Henningsen
von Greenpeace. Aufgrund der bedrohlichen Umweltveränderungen
im Lebensraum der Wale durch die Langzeitfolgen der schleichenden
Meeresverschmutzung, der Beifänge, der Überfischung der
Meere und der Folgen des Klimawandels sei es vollkommen verfehlt,
über ein Wiederzulassen des kommerziellen Walfangs auch mit
festgesetzten Quoten nachzudenken. Zudem betonte er, dass mit der
seit einigen Jahren existierenden touristischen Wal-Beobachtung,
dem so genannten "Whale Watching", inzwischen mehr Geld
erwirtschaftet würde als mit dem Walfang.
Diese Einschätzung wurde vom Wissenschaftler Klaus
Barthelmeß bestritten. Nach seinen Angaben kolportieren
Walschutzbefürworter nicht zutreffende, überhöhte
Zahlen. Nach Berichten hätten viele Whale Watching-Unternehmen
im letzten Jahr deutliche Verluste gemacht. Der Begriff des
Walschutzes, so Barthelmeß weiter, sei ein "Gummibegriff", der
leicht politische Interessen verschleiere. Während sich
Artenschutz wissenschaftlich begründen lasse, sei der beim
Walfang immer wieder angeführte Tierschutz ethisch
begründet und damit etwas Kulturspezifisches, das anderen
Kulturen nicht aufgedrängt werden sollte. Für Justin
Cooke von der World Conservation Union ist die kompromisslose
Haltung der strikten Walschutzbefürworter in der IWC, zu der
auch die Bundesregierung zähle, dafür verantwortlich,
dass es immer noch kein international akzeptiertes Regelungssystem
für den Walfang gibt. Notwendig sei statt einer rein
"pub-likumsorientierten Politik" eine wissenschaftlich fundierte
Walfangregelung.
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